Nachhaltig auf der Gewinnspur?

HP profitiert erneut vom Druckergeschäft

28.05.2004
MÜNCHEN (CW) - Der Drucker- und Computerhersteller Hewlett-Packard erzielte in seinem zweiten Geschäftsquartal 2003/04 (Ende: 30.April) einen deutlichen Umsatz- und Ertragssprung. Trotzdem ist noch lange nicht ausgemacht, dass Unternehmenslenkerin Carleton Fiorina den Konzern nachhaltig auf die Gewinnspur gesetzt hat.

Die für das Unternehmen positiven Nachrichten zuerst: Der Umsatz stieg gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 11,6 Prozent auf den neuen Höchststand von 20,1 Milliarden Dollar. Analysten waren von einem Konzernumsatz von 19,3 Milliarden Dollar ausgegangen. Allerdings ist dieses Ergebnis zum großen Teil den positiven Währungseffekten zu verdanken. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, dass HP außerhalb der USA mit 11,6 Milliarden Dollar den größeren Teil seines Umsatzes erwirtschaftet hat.

Unverändert: Ohne Druckersparte kein Erfolg

Ohne diese Valutaeffekte hätten die Gesamterlöse lediglich um vier Prozent zugelegt. In Europa etwa wuchs der Umsatz wegen des schwachen Dollars um 17 Prozent auf 8,3 Milliarden Dollar. Fairerweise gilt zu sagen, dass auch andere US-amerikanische Unternehmen wie HPs großer Rivale Dell von den Wertschwankungen insbesondere zwischen Dollar und Euro profitiert haben.

Der Nettoprofit erhöhte sich von 659 Millionen auf 884 Millionen Dollar oder 29 Cent pro Aktie. Zieht man Sondereffekte ab, betrug der (Pro-forma-)Profit 34 Cent je Anteil.

Den Großteil des operativen Gewinns von 1,06 Milliarden Dollar steuerte wie gehabt die Printing- und Imaging-Sparte mit 953 Millionen Dollar bei. Die Einnahmen von HPs Cashcow kletterten um elf Prozent auf 6,1 Milliarden Dollar. Die Erlöse mit Printer-Zubehör stiegen um 15 Prozent, angetrieben vom zunehmenden Einsatz von Farbdruckern an Arbeitsplätzen.

Bemerkenswert ist allerdings, dass HP mit seinem absoluten Gewinnträger nunmehr zum zweiten Mal in Folge rückläufige Ergebnisse beim Betriebsergebnis hinnehmen muss. Im Rekordquartal August bis Oktober 2003 konnte HP mit seiner erfolgreichsten Division noch ein operatives Ergebnis von knapp mehr als einer Milliarde Dollar erzielen. Dieser sank in den darauf folgenden Geschäftsquartalen aber kontinuierlich und bewegt sich nunmehr in den Größenordnungen von Ende 2002 und Anfang 2003.

Die Frage ist, wie sich Dells Markteintritt bei Druckern auf das Geschäft von HP auswirken wird. Hatte schon vor Jahren IBM sein Druckergeschäft aufgegeben und Compaq vor der Fusion mit HP nur einen kurzen, knapp ein Jahr dauernden Versuch unternommen, die dominante Position HPs im Printer-Geschäft anzugreifen, so scheint Dell nun mehr Erfolg beschieden zu sein. Der Direktvertreiber konnte innerhalb eines knappen Jahres in den USA einen Marktanteil von zehn Prozent bei Tintenstrahldruckern erkämpfen.

Wenig Profit, aber Fortschritte sind erkennbar

Dells Erfolg im Druckergeschäft könnte für HP gefährlich werden: Immerhin erwirtschaftet Hewlett-Packard über alle Angebotssparten hinweg - also die Drucker-, PC-, Server- und IT-Services-Segmente - 68,8 Prozent des operativen Gewinns ausschließlich mit der Imaging- and Printing-Division. Allerdings hat sich die Abhängigkeit des operativen HP-Gewinns vom Druckersegment zuletzt durchaus signifikant reduziert.

Im PC-Geschäft, in dem sich HP ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Konkurrenten Dell liefert, stiegen die Einnahmen im Jahresvergleich um 17 Prozent auf sechs Milliarden Dollar - das sind 100 Millionen Dollar weniger als in der Sparte Imaging and Printing. Der Betriebsgewinn lag jedoch nur bei 45 Millionen Dollar.

Für dieses Angebotssegment hat Unternehmenschefin Fiorina allerdings eine klare Botschaft ausgegeben: Marktanteil geht vor Profitmarge. PCs seien von strategischer Bedeutung auch für das IT-Services- und Druckergeschäft, weswegen eine vorübergehende Vernachlässigung der Gewinnspanne in Kauf genommen werden könne.

Sieht man bei Betrachtung der letzten zehn Quartale einmal davon ab, dass die ersten vier noch unter den Auswirkungen der Fusion mit Compaq, also etwa der schwierigen Anpassung der zwei großen, sich überschneidenden Produktpaletten, litt, so hat die PC-Sparte mit einer Ausnahme (drittes Quartal 2003) und auf sehr niedrigem Niveau immer schwarze Zahlen geschrieben.

Borderline-Kandidat: Die Server-Division

Auch im Server- und Speicherbereich reagiert HP mit einer Niedrigpreispolitik auf den Wettbewerbsdruck. So gelang es dem Unternehmen, den Absatz von Intel-Servern um 32 Prozent zu steigern, die entsprechenden Einnahmen legten jedoch nur um 15 Prozent zu. Die Verkaufserlöse bei Storage-Produkten gingen sogar um ein Prozent zurück.

Das Geschäftssegment Enterprise Storage und Server hatte ebenfalls mit Problemen zu kämpfen, die bei der Fusion von Konzernen mit überlappenden Produktangeboten auftreten. Allerdings dauerte hier die Durststrecke viel länger. Erst im vierten Quartal 2003 schrieb HP schwarze Zahlen und verzeichnete einen Betriebsgewinn von 106 Millionen Dollar.

Im aktuellen zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnte der Konzern mit Servern und Massenspeichern knapp vier Milliarden Dollar umsetzen. An operativem Profit verblieben 120 Millionen Dollar - immerhin der dritte Gewinn in Folge.

Die Softwaresparte steigerte ihre Einnahmen um 23 Prozent auf 222 Millionen Dollar, schrieb jedoch wegen hoher Entwicklungskosten und Übernahmen einen Verlust von 49 Millionen Dollar. Finanzchef Bob Wayman ist zuversichtlich, dass der Bereich im kommenden Geschäftsjahr die Gewinnzone erreichen wird.

Lichtblick: Service

Kontinuierlich in den schwarzen Zahlen befindet sich hingegen die Dienstleistungssparte HP-Services. Der Umsatz wuchs in den vergangenen zehn Quartalen mehr oder weniger stetig auf 3,5 Milliarden Dollar im jetzt abgelaufenen Quartal. Das Betriebsergebnis schwankt dabei teils erheblich, bewegt sich aber seit anderthalb Jahren (Ausnahme: erstes Quartal 2004) oberhalb der 300-Millionen-Dollar-Marke. Aktuell erzielte HP-Services einen Betriebsgewinn von 329 Millionen Dollar.

Laut HP-Chefin Fiorina setzte sich die Dienstleistungssparte damit von den Wettbewerbern IBM Global Services und EDS ab, die im vergangenen Quartal lediglich Umsatzzuwächse von neun beziehungsweise weniger als vier Prozent verbuchten. HPs Dienstleistungs-Division wuchs im Vergleichszeitraum zum Vorjahr dagegen um 14 Prozent. (jm)

Abb: Hewlett-Packard: Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal 2003 und 2004

Die sehr differierende Rentabilität der HP-Divisionen zeigt sich deutlich: Bei ungefähr gleichem Umsatz erwirtschaftet die Imaging and Printing Division im Vergleich zur PC-Sparte einen über 20-fachen Betriebsgewinn. Quelle: Hewlett-Packard