cCell-Paket für den Mittelstand

HP packt die Cloud in Zellen

20.02.2012
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Hewlett Packard (HP) setzt auf dezentrale Cloud-Installationen. Dazu hat der Anbieter ein Standardpaket aus bekannten Techniken namens "cCell" geschnürt.
Foto: Jakub Jirsak, Fotolia.de

Das cCell-Paket soll im März verfügbar sein, auf der CeBIT in Hannover will HP Details vorstellen. Das Angebot wurde in Deutschland insbesondere für den hiesigen Mittelstand entwickelt, der - so haben es die HP-Verantwortlichen beobachtet - dem IT-Fremdbetrieb insgesamt eher skeptisch gegenüber steht. "Cloud-Modelle werden sich hierzulande nur über die lokalen IT-Anbieter in der Fläche durchsetzen. Die dezentrale deutsche IT-Landschaft braucht ein verteiltes Cloud-Modell", gab HP-Deutschland-Chef Volker Smid seinen Produkt-Designer auf den Weg, die dieser Vorgabe folgend eine Zell-Struktur für ihr jüngsten Cloud-Produkt erdacht haben.

cCell stellt den Nutzern in der Basisfunktion zunächst einmal Computing-, Storage- und Backup-Dienste zur Miete bereit. Vorgesehen ist, dass Partner später diese Infrastrukturkomponenten um Dienstleistungen und Applikationen im SaaS-Mietmodell (Software as a Service) anreichern. Zu beziehen sind die cCell-Basis-Offerten in drei unterschiedlichen Betriebsarten. Zum einen können Anwender die cCell-Hardware-Komponenten im eigenen Rechenzentrum als Private Cloud installieren, HP kassiert in diesem Fall eine Grundgebühr plus volumenabhängiges Nutzungsentgeld. Zum zweiten können Provider diese Installation unter gleichen Konditionen in ihr Data Center integrieren und die Kapazitäten an ihre mittelständischen Kunden weiter verkaufen. Last, but not least betreibt HP diese Systeme in den eigenen Rechenzentren in Rüsselsheim und Frankfurt am Main. Hier können Kunden und Partner Kapazitäten im Virtual-Private- und Public-Cloud-Modell beziehen. "Fünf Jahre Erfahrungen mit unsere Utility-Servcices lassen vermuten, dass das wohl das häufigste Modell sein wird", sagte in Bernd Gill, Manager Service Innovation bei HP Deutschland.

Die hadrware-basierenden cCell-Systemen lassen sich dezentral installieren. Wichtige Dienste etwa für die Abrechnung und die Integration verschiedener SaaS-Dienste sowie einen Application Store, stellt der zentrale cCell-Broker bereit.
Die hadrware-basierenden cCell-Systemen lassen sich dezentral installieren. Wichtige Dienste etwa für die Abrechnung und die Integration verschiedener SaaS-Dienste sowie einen Application Store, stellt der zentrale cCell-Broker bereit.
Foto: HP

Die Preise belaufen sich auf 5,94 Euro pro Tag für einen "Small Server" (eine Virtual CPU, 2GB RAM, Linux), 6,66 Euro je 10 GB Speicherkapazität und Tag sowie knapp 9500 Euro einmalige Installationsgebühr. Letztere verdoppelt sich nahezu auf rund 18.000 Euro, wenn der cCell-Server nicht bei HP sondern im Kunden-Rechenzentrum zum Einsatz kommt. Die minimale Nutzungsdauer beläuft sich auf vier Wochen. "Wenn der Kunde dann keine Verwendung mehr hat, holen wir das System ab und installieren es in unserem Data Center", versprach Gill. Es gibt drei Verfügbarkeitsstufen zwischen 99 und 99,9 Prozent im HP-Rechenzentrum, im dezentralen Betrieb beim Kunden garantiert HP nur bis zu 99,5 Prozent Uptime je Monat. Kapazitäten werden auf Tagesbasis in Rechnung gestellt. Zur Auswahl stehen die Betriebssysteme Windows Server 2008, Red Hat Linux Enterprise sowie SuSe Linux Enterprise.

Technisch setzt sich die cCell-Offerte aus insgesamt drei wesentlichen Elementen zusammen.

  1. Das Cloud-System stellt die Hardware-Infrastruktur bereit und besteht aus Server, Storage und Verwaltungseinheit. Hier laufen Dienste für das Monitoring, Provisioning, Orchestrieren und die Service-Kataloge. Diese cCell-Komponenten werden bei Bedarf beim Kunden vor Ort, beim HP-Partner (etwa Systemhaus oder Service-Provider) oder im HP-Data-Center installiert.

  2. Die "ECS Utility"-Services, die HP schon seit fünf Jahren vertreibt, stellen on-Demand Dienstleistungen etwa für Backup, Storage, Computing oder für Analytics, Sharepoint und die Archivierung bereit.

  3. Wesentlich ist die "HP Aggregation Plattform", die unter anderem Funktionen einer Middleware beziehungsweise von Cloud-Konnektoren, eines SaaS-Brokers, eines Management- und Security-Systems sowie einer Automatisierungs- und Abrechnungs-Plattform vereint. Sie läuft physikalisch im HP-Rechenzentrum und stellt allen zentral und dezentral installierten cCells die beschriebenen Feature bereit.

Der Aggregations-Broker funktioniert wie ein Applications-Store, in dem Nutzer Anwendungen und Dienste suchen und buchen können. Das HP-Modell sieht Möglichkeiten für Partner vor, den virtuellen Marktplatz im hauseigenen Design ohne Referenz auf HP zu gestalten. "Wir bauen um cCell ein Ökosystem auf", verspricht Klaus Berle, Leiter Cloud Competence Center bei HP. "Partner können in dem Modell ihren Kunden eigene Dienste anbieten. Unsere Zellen stellen die notwendige Infrastruktur zur Verfügung und der Broker integriert die unterschiedlichen Applikationen."

Mit diesem Anspruch findet sich HP in illustrer Gesellschaft wieder, denn auch SAP, Atos und Fujitsu haben vergleichbare Marktplätze und Partnerinitiativen angekündigt. "HP hat mit cCell nichts technisch grundlegendes Neues angekündigt, sondern vorhandene Techniken geschickt gebündelt", kommentierte Rüdiger Spies, IDC-Analyst und -Vice-President die HP-Offerte. "cCell ist ein neues und interessantes Vertriebsmodell für HP-Hardware. Die Systeme werden nicht an Kunden verkauft, sondern vermietet." Entscheidend für den Erfolg wird sein, ob und wie viele Software und Lösungspartner HP gewinnen kann. Erste Ergebnisse und Partner wird der Hersteller auf der CeBIT präsentieren.