Apotheker ist raus

HP macht Meg Whitman zur Konzernchefin

23.09.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

Whitman setzt Prioritäten

"Zeit, dass wir uns an die Arbeit machen", hatte Whitman in der Telefonkonferenz zur Erläuterung des Führungswechsels gesagt. Gegenüber Swisher nannte sie auch gleich vier Prioritäten, die sie zum Start angehen wolle: Erstens in den nächsten 45 Tagen dafür sorgen, dass HP im laufenden Quartal die Erwartungen der Wall Street erfüllt, zweitens die Integration der von Amtsvorgänger Apotheker eingestielten Übernahme von Autonomy ("Ich weiß aus meiner Zeit bei eBay eine Menge über unstrukturierte Daten - da gibt es nur einen Marktführer, und das ist Autonomy."), drittens eine baldige Entscheidung über die Zukunft der PC-Sparte Personal Systems Group (PSG), die laut Lane schon mal definitiv nicht verkauft wird, und last, but not least die HP-Belegschaft besser kennenzulernen - "wohl das Wichtigste, das ich hinkriegen muss."

Whitman und Lane wandten sich auch bereits in einer gemeinsamen Email an die HP-Belegschaft. "Wir alle wissen, dass sich die Techniklandschaft rapide verändert und wir mehr tun müssen, als uns dem nur anzupassen", schreiben die CEO und der Executive Chairman. "Wir müssen in Innovation investieren, die Stärke unseres Kerngeschäfts ausnutzen, unsere Software-Fähigkeiten ausbauen und unsere Assets integrieren, um den Wert unserer Investitionen zu maximieren. Wir glauben an die Strategie von HP und sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam, mit neuem Fokus und neuer Energie unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Aktionären, Kunden und anderen Stakeholdern erfüllen werden."

Die Analysten von IDC trauen das der neuen HP-Führung offenbar ebenfalls zu. "Nach unserer Einschätzung ist Meg Whitman eine erfahrene IT-Managerin und starke Kommunikatorin mit einer Erfolgsgeschichte beim Aufbau von Unternehmen im Technologiesektor", schreibt Crawford Del Prete, Vice President Worldwide Research Products und Chief Research Officer bei IDC. "Sie bringt wertvolle Erfahrung in der Führung komplexer und großer High-Tech-basierender Firmen mit." Die Entscheidung, schnell einen neuen CEO zu ernennen und eine langwierige formelle Executive-Suche zu vermeiden, spreche für den Wunsch des Unternehmens, seine Glaubwürdigkeit bei Kunden, Mitarbeitern und Investoren möglichst rasch wieder herzustellen.

Ambitionierte Strategie

Die von Apotheker verkündete neue Konzernstrategie, HP in einen Anbieter von Software und Cloud-Diensten zu "transformieren", nennt Del Prete "sehr ambitioniert" angesichts dessen, wo der Konzern heute stehe. "Auch wenn HP strategisch den Anteil an Umsatz und Gewinn aus Software und Services steigern muss, wird das Zeit brauchen", so der IDC-Epxerte weiter. "Fürs Erste bleibt HP ein Unternehmen, bei dem der Großteil der Einnahmen aus Hardware kommt. Das kann sich mit der Zeit ändern, aber dafür braucht es zusätzliche Akquisitionen, eine komplexe Integration der Geschäftsbereiche und signifikante Produktentwicklung."

Die legendäre Garage, in der Hewlett-Packard einst gegründet wurde
Die legendäre Garage, in der Hewlett-Packard einst gegründet wurde
Foto: HP

HP, einst von David Packard und William Hewlett in einer Garage gegründet, macht heute mit 324.600 Mitarbeitern weltweit 126 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr. Allerdings sieht sich der Konzern mit unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert: Im PC-Geschäft hat Hewlett-Packard mit dem Aufkommen des Apple iPad und anderer mobiler Produkte sowie einer wiedererstarkten Dell zu kämpfen. Mit früheren Partnern wie Oracle liegt das Unternehmen im Clinch, weil sich beide Firmen inzwischen stärker gegenseitig Konkurrenz machen. Und im Service-Geschäft kämpft HP schon immer gegen die finanziell bestens gerüstete IBM.

Mit Aktivitäten in so vielen unterschiedlichen Sektoren "gibt es keinen Menschen auf diesem Planeten, der all die Bühnen wirklich tief versteht, die HP bespielt", so IDC-Mann Del Prete. Maggie Wilderotter, die mit Meg Whitman gemeinsam mit Board von Procter & Gamble sitzt, traut der neuen Chefin aber zu, Hewlett-Packard wieder auf Kurs zu bringen. "Sie hat wohl verstanden, was das Unternehmen anders machen muss."