Auf der CA-World stand System-Management im Mittelpunkt

HP gibt Unicenter den Vorzug vor Openview

25.07.1997

"Wir bündeln künftig jeden Unix-Server mit dem Unicenter-TNG-Framework", erklärte Dick Watts, Vice-President Computer Systems bei HP. Die Art und Weise dieser Ankündigung überraschte, denn Watts erwähnte in seinem Statement die hauseigene Lösung Openview mit keinem Wort.

Der Manager erklärte das CA-Konkurrenzprodukt samt dem dazugehörigen Objektmodell, einem Set für das Web-based Enterprise Management (WBEM), zum Standard für die unternehmensweite IT-Verwaltung und Computer Associates zum bevorzugten Anbieter für das durchgängige Management.

Aufgeschreckt durch den dadurch entstandenen Eindruck, Openview werde aufs Abstellgleis geschoben, versuchte die deutsche HP-Dependance gegenzusteuern. "HP wird die Openview-Ressourcen ganz klar ausweiten", erklärte Gerhard Haberstroh, zuständig für das Vertriebs-Marketing des IT-Managements in Böblingen. Die HP-Hardware-Abteilung, aus der das CA-Commitment kam, agiere völlig unabhängig. Ihr Bestreben sei es, so Haberstroh, Kooperationen mit Software-Anbietern einzugehen, um den Absatz der Server - immerhin das Brot- und Butter-Geschäft HPs - mit Zusatz-Features anzukurbeln. "Von keiner Seite ist die Vereinbarung exklusiv", beschwichtigte auch Watt die aufgerüttelte Journalistenschar.

Exklusivität dürfte auch nicht im Sinne von CA sein, denn immerhin isolierte der Hersteller das Management-Framework, damit es OEMs und Hardwarehersteller als Standard-Management-Lösung auf Servern installieren können. Es umfaßt neben Basisfunktionen wie Scheduling, Virenschutz und Autodiscovery auch ein Repository sowie eine grafische Benutzeroberfläche. Mehrere Anbieter, darunter NCR, Data General, Unisys, DEC, SCO, Tandem und Sequent, haben die Option wahrgenommen und werden ihre Produkte mit der CA-Lösung künftig vorinstallieren.

Die Idee, das Framework gesondert zu verkaufen und Zusatz- Tools wie Leistungs-, Auslast-, Sicherheits- oder Problem-Ma- nagement als Extraprodukte zu vermarkten, ist nicht neu. Ebendiese Strategie verfolgt seit langem Tivoli mit dem "TME Framework", allerdings verlangt die IBM-Tochter Geld, während CA das Rahmenwerk verschenkt. "Natürlich gehen wir damit, Server mit lauffähigen Grundfunktionen auszustatten, auch ein Risiko ein", räumt CA-CEO Charles Wang ein, "wir glauben aber, daß es sich lohnen wird."

Ein wichtiger Server-Hersteller ließ sich in diese Initiative nicht einbinden. Der CEO und President von Sun Microsystems, Scott McNealy, bekräftigte sein Bekenntnis zur eigenen Management-Lösung "Solstice" und nutzte die CA-World als Plattform für einen Werbefeldzug in Sachen Java. Kooperationen zwischen Sun und CA wird es bei der Integration von Unicenter in "Solaris" und der Entwicklung der Management-Lösung als Java-basierte Plattform geben. Innerhalb der nächsten 90 Tage soll diese Produktversion zur Marktreife gebracht werden.

Im gleichen Zeitraum steht ein weiteres Projekt im Hause CA an. Nachdem die Auslieferung der objektorientierten Datenbank "Jasmine" bereits von Januar 1997 auf den Juli verschoben wurde, mußte der Hersteller die Kundschaft um weitere 90 Tage Geduld bitten. "Die Anwender fordern eine stabile Version", spielte Yogesh Gupta, Senior Vice-President für Product Strategy bei CA, die Verzögerung herunter.