Dem Mitarbeiter mehr Flexibilität geben:

HP geht neue Wege bei der Arbeitszeit

29.03.1985

BÖBLINGEN (lo) - Mit dem Modell einer flexiblen Arbeitszeitregelung will die Hewlett-Packard GmbH (HP) in Böblingen den Gewerkschaftsforderungen nach einer 38,5-Stunden-Woche Rechnung tragen. Für jeden Arbeitstag erhält ein HP-Mitarbeiter künftig einen Bonus von 18 Minuten. Diese gute Viertelstunde wird auf einem Zeitkonto verbucht.

Betriebsrat und Vertreter der Unternehmensleitung tüfteln, so HP, seit drei Jahren an einem flexiblen Arbeitszeitmodell. Ein Orientierungsmodell in der Branche existiere nach Wissen der Böblinger nicht.

Diese Vorgaben führten zu einer Lösung, bei der sich die Betriebsnutzungsdauer von der individuellen Arbeitszeit des Mitarbeiters unterscheidet.

Der Tarifvertrag sieht einen Zwei-Monats-Rahmen vor, innerhalb dessen ein Schnitt von 38,5 Wochenstunden erreicht werden muß. Dagegen will HP den Mitarbeitern die Möglichkeit zum Ausgleich geben, um Zeit anzusparen. Zwang zum Abfeiern soll so vermieden werden.

Zwar hält HP an der Betriebsarbeitszeit von 40 Stunden in der Woche fest. Die 1 8-Minuten-Regelung summiert sich jedoch pro Woche auf eineinhalb Stunden Freizeit.

Über diese Zeitreserven soll der Mitarbeiter, so sieht es das Unternehmen vor, seinen Bedürfnissen entsprechend verfügen. Er kann einen Ausgleich in freien halben oder ganzen Tagen wählen. Ebenso ist es auch möglich, die Zeit auf eine und mehr Wochen anzusparen, um sie beispielsweise dem Jahresurlaub anzuhängen. Eine weitere Möglichkeit zur "Verrechnung" stellt die Verkürzung der Lebensarbeitszeit dar.

Die erstellten Richtlinien seien keine Übergangslösung, betont das Unternehmen. Bereits bestehende Zeitregelungen des Böblinger DV-Unternehmens wie Gleitzeit, Überstunden-Freizeitbonus, Vorruhestandsregelung oder individueller Zeitausgleich

innerhalb einer Woche (Swingtime), dienten weiterhin dazu, eine starre Arbeitszeitverkürzung zu vermeiden.

Das getroffene Arrangement sei keinesfalls in Zusammenhang mit Rationalisierungen zu sehen, so ein Firmensprecher. HP als Kleinserienfertiger werde keine Roboterstraßen einführen. Die Arbeitszeit in der Produktion sei gemessen am Gesamtaufwand des Produktes "gar nicht so gewaltig". Bei Einsparungen ergäbe sich also kein relevanter Betrag "Wir haben keinen Einstellungs-Stopp", sagt der Betriebsratsvorsitzende Axel Preusch und ergänzt: "Die Arbeitszeitverkürzungen sollen bei HP nicht zu Strukturveränderungen führen." Aus seiner Sicht werde die HP-Arbeitszeitregelung -zusammen mit der Absicht zu expandieren - zu neuen Einstellungen führen.