PC-Markt eingebrochen

HP entlässt bis zu zehn Prozent seiner Mitarbeiter

23.11.2022
Von Redaktion Computerwoche
Die anhaltende Schwäche im PC-Markt setzt HP und Dell zu. Jetzt hat HP angekündigt, sich von 4.000 bis 6.000 Beschäftigten zu trennen.
  • Das HP-Management glaubt nicht an eine schnelle Marktbelebung im neuen Jahr.
  • Bei Dell kompensieren gute Geschäfte mit Servern, Storage und Networking die PC-Flaute.
  • Apple wächst mit seinen Mac-Rechnern auch in einem konjunkturell schwierigen Umfeld.
Glaubt nicht so recht, dass sich der PC-Markt 2023 wieder drehen wird: Enrique Lores, CEO von HP Inc..
Glaubt nicht so recht, dass sich der PC-Markt 2023 wieder drehen wird: Enrique Lores, CEO von HP Inc..

HP Inc., nach Lenovo die Nummer zwei im weltweiten PC-Geschäft und größter Hersteller von Druckern, will angesichts der anhaltend schwachen Nachfrage bis zu zehn Prozent seiner Belegschaft abbauen. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Geschäftsflaute bis weit ins nächste Jahr andauern wird.

Derzeit beschäftigt HP rund 61.000 Mitarbeitende, 4.000 bis 6.000 sollen im Rahmen eines Umstrukturierungsplans das Unternehmen verlassen. HP hofft auf jährliche Kosteneinsparungen von 1,4 Milliarden Dollar. Der PC-Hersteller gehört zu den Anbietern, die vom Home-Office-Boom während der Corona-Krise stark profitieren konnten, weil viele Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Ausstattung der heimischen Büros einen neuen Rechner und oft auch einen Drucker spendiert hatten. Doch diese Sonderkonjunktur ist nun zu Ende - und der Aufprall ist hart.

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HPs Umsatz bricht um 11,2 Prozent ein

HPs Chief Executive Officer (CEO) Enrique Lores sagte, es sei "zum jetzigen Zeitpunkt nicht ratsam davon auszugehen, dass sich der Markt im Laufe des Jahres 2023 drehen" werde. HP kündigte die Entlassungen im Zuge der Bekanntgabe seiner jüngsten Geschäftsergebnisse an. Im zurückliegenden vierten Fiskalquartal brach der Umsatz um 11,2 Prozent auf 14,8 Milliarden Dollar ein. Das Unternehmen verzeichnete einen kleinen Nettoverlust von zwei Millionen Dollar und übertraf mit den mäßigen Zahlen immerhin die noch geringeren Erwartungen der Wallstreet-Analysten.

Enttäuschend fiel allerdings der Ausblick für das laufende erste Quartal 2023 aus, das am 31. Januar 2023 endet. HP hat einen Gewinn von 70 bis 80 Prozent pro Aktie in Aussicht gestellt, an den Finanzmärkten wurden aber 1.04 Dollar je Anteil erwartet.

Dell profitiert von breiter Aufstellung

Einen Tag zuvor hatte auch der Erzrivale Dell Technologies, die Nummer drei im weltweiten PC-Business, vor einer dürftigen Geschäftsentwicklung gewarnt. Dell, das von seinem Angebotsportfolio her breiter aufgestellt ist als HP und auch Server, Storage und Netzwerkausrüstung liefert, meldete für sein drittes Geschäftsquartal einen Rückgang der Einnahmen um sechs Prozent auf 24,7 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn belief sich auf 245 Millionen Dollar gegenüber 3,7 Milliarden Dollar in der vergleichbaren Vorjahresperiode.

Michael Dell kann sich angesichts der schlechten Entwicklung im PC-Markt freuen, dass die Geschäfte mit Data-Center-Equipment gut laufen.
Michael Dell kann sich angesichts der schlechten Entwicklung im PC-Markt freuen, dass die Geschäfte mit Data-Center-Equipment gut laufen.
Foto: Dell

Obwohl die Zahlen an der Börse gut ankamen, leidet auch Dell unter schwindenden Erlösen im Geschäft mit PCs und Laptops, das in der Client Solutions Group gebündelt ist. Um 17 Prozent gingen hier die Einnahmen zurück, der Umsatz betrug nur noch 13,8 Milliarden Dollar (Vorjahr 16,5 Milliarden). Während die PC-Absätze bei Unternehmen um 13 Prozent auf 10,7 Milliarden Dollar schrumpften, brach der Umsatz mit Privatkunden um 29 Prozent ein und betrug nur noch 3,0 Milliarden Dollar.

Besser lief es in der Sparte Infrastructure Solutions Group (ISG), wo Dell im Segment Server und Networking um 14 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar und bei Storage-Equipment um elf Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar Umsatz zulegte. Insgesamt wuchsen die Erlöse der Enterprise-Sparte ISG um zwölf Prozent, so dass Dell die Schwäche im PC-Business im Gegensatz zu HP weitgehend kompensieren konnte.

Dell erwarte, dass die PC-Einnahmen im laufenden vierten Quartal weiter schwächeln werden, sagte CFO Thomas Sweet vor Analysten. "Wir gehen davon aus, dass globale makroökonomische Faktoren wie das verlangsamte Wirtschaftswachstum, die Inflation, die steigenden Zinssätze und der Währungsdruck unsere Kunden auch künftig belasten werden."

Intel und AMD schwer gebeutelt

Wie die PC-Hersteller leiden auch die Chipproduzenten unter der anhaltenden Krise. Intel will nach einem 20-prozentigen Geschäftseinbruch im dritten Quartal seine Kosten bis 2025 um zehn Milliarden Dollar herunterfahren und sich von Geschäftsbereichen trennen. Wie viele der rund 120.000 Beschäftigten den Hut nehmen müssen, ist noch nicht entschieden. AMD gab in diesem Monat eine finstere Umsatzprognose für das laufende Quartal ab, da der Chiphersteller eine weitere Abschwächung der Nachfrage erwarte.

Eine Ausnahme im PC-Markt stellt indes Apple mit seinen Mac-Rechnern dar. Im abgelaufenen Quartal erlöste das Unternehmen in dieser Sparte 11,5 Milliarden Dollar, was einem Plus von satten 25 Prozent entspricht. Finanzchef Luca Maestri begründete den Umsatzanstieg mit der Einführung neuer Laptops. Außerdem hätten viele Kunden auf vorbestellte Rechner gewartet, nachdem Apple aufgrund von Störungen in der weltweiten Supply Chain nur schleppend liefern konnte. (hv)