HP - ein Unternehmen auf dem Weg zu sich selbst

22.02.2006
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

In der Tat sind bislang alle Anstrengungen HPs, sich im Dienstleistungssegment bei Themen wie Business Process Outsourcing (BPO) oder Managed Services in den Vordergrund zu drängeln oder die Kompetenzen in Sachen Beratung und Systemintegrationsdienstleistungen auszubauen, unbefriedigend geblieben. Das betrifft nicht nur das Fiasko der gescheiterten Übernahme von Pricewaterhouse-Coopers. Zur Erinnerung: Das PwC-Beratungsgeschäft hatte Fiorina im September 2000 zu übernehmen versucht, der Deal scheiterte Ende desselben Jahres aber an zu hohen finanziellen Forderungen von PwC.

Peter O’Neill, Principal Analyst bei Forrester, kommentiert HPs Dienstleistungssegment sehr nüchtern: "HP ist in der gleiche Situation wie vor dem PwC-Deal – weder Fisch noch Fleisch, nur größer."

HP-Übernahmen in jüngerer Zeit

  • Outerbay, Anbieter von Datenbankarchivierungs-Software (Februar 2006)

  • Peregrine, Anbieter von IT-Asset-Management- und Service-Management-Software (Dezember 2005);

  • Bilderservice .de GmbH, unterhält mit Pixaco eine der führenden europäischen Foto-Service-Websites (Dezember 2005);

  • Trustgenix Inc., Anbieter von Identity-Management-Lösungen (November 2005);

  • Scitex Vision, Anbieter von Großformat-Digitaldrucktechniken (November 2005);

  • RLX Technologies Inc., entwickelt Techniken für das Server-Blade-Management (Oktober 2005);

  • AppIQ, Entwickler von Speicher-Netz-Management und Speicher-Resourcen-Management (September 2005);

  • Snapfish, Anbieter von Online-Foto-Dienstleistungen (März 2005).

Carl Claunch, Vice President bei den Research and Advisory Services der Gartner Inc., drückt sich bei der Bewertung der Servicekompetenz von HP salomonisch aus, wenn er sagt: "Das Dienstleistungsgeschäft hat große Wachstumspotenziale." HP werde sich künftig noch mehr darauf konzentrieren herauszufinden, in welchen Servicesegmenten Zuwächse erzielt werden können. Eine Einschätzung, die die Marktforscher von IDC in ihrer Bewertung der neuesten HP-Geschäftsergebnisse teilen.

Burau von Experton formuliert da direkter: "Die zaghaft verlaufende Orientierung in Richtung Services und Outsourcing könne zu den Fehlern der Vergangenheit gezählt werden. Hier hat HP, insbesondere mit der gescheiterten PWC-Übernahme - die zum damaligen Zeitpunkt aber tatsächlich zu teuer bezahlt worden wäre -, einen deutlichen Rückstand hinnehmen müssen." Nachdem der Deal gescheitert war, habe HP "zu wenige Anstrengungen unternommen, auf dem Weg weiterzukommen und eine eigene differenzierende Servicestrategie aufzubauen".

Die Unternehmensberatung Gartner schreibt in einer ausführlichen Einschätzung zu HP, zwar habe das Unternehmen einige Fortschritte beim Thema Infrastruktur-Outsourcing, also der Wartung von IT-Topologien wie etwa PC-Netzen, gemacht. Aber im Vergleich etwa zu IBM, EDS und CSC fehle es der HP-Mannschaft noch an Erfahrung und an in langen Jahren unter Beweis gestelltem Know-how.

Nicht von ungefähr kam deshalb auch das vermeintliche Interesse der Hurd-Company an CSC. Gemeinsam mit der Blackstone-Gruppe, einer Private-Equity-Firma, hatte HP im Januar 2006 Interesse an einer Beteiligung an dem Dienstleister angemeldet. HP, so die Informationen, wolle zunächst nur eine Minderheitsbeteiligung erwerben. Später wolle man Blackstone weitere Anteile abkaufen. HP hat diesbezügliche Meldungen des "Wall Street Journal" allerdings dementiert. Zudem scheint wiederum CSC seit kurzem begehrlich in Richtung SBS zu schielen.