HP - ein Unternehmen auf dem Weg zu sich selbst

22.02.2006
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Die Abspaltungsdiskussion war seinerzeit mit dem Argument unterfüttert worden, getrennt operierende und bilanzierende Unternehmenseinheiten würden die Marktkapitalisierung des Unternehmens steigern. Vielleicht hat sich das Thema ja auch deshalb erledigt, weil der Aktienkurs seit Hurds Amtsantritt um 44 Prozent gestiegen ist. Anfang dieses Jahres hoben Finanzexperten wie Prudential Financials und Goldman Sachs die Bewertung für das Unternehmen an.

Geschäftsergebnisse von historischem Rang

In dieser Garage begann im Jahr 1939 HPs Aufstieg zum Weltkonzern.
In dieser Garage begann im Jahr 1939 HPs Aufstieg zum Weltkonzern.

Sowohl im vierten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres als auch aktuell zum Abschluss des ersten Quartals konnte Hurd Ergebnisse vorweisen, die unternehmensintern historischen Rang besitzen: Alle Produktsegmente erwirtschafteten schwarze Zahlen, sogar die Software steuerte einen – wenn auch kleinen – Gewinn zum Ergebnis bei. Sorgenkinder wie das PSG- und das ESS-Segment sind gesund wie nie.

So hart HP unter Fiorina von Analysten zur Brust genommen wurde, so sehr avancierte das Unternehmen in den wenigen Monaten der Hurd-Regentschaft zum Liebling der Zunft. Aber nicht alles ist eitel Sonnenschein.

Fragezeichen im Dienstleistungsbereich

Als "Carly" Fiorina 2001 völlig überraschend – nicht einmal der engere Führungsstab von HP sei in die Planungen eingeweiht, lediglich drei Personen unterrichtet gewesen – die Fusionsabsicht mit Compaq bekannt gab, verband sie diesen Firmenzusammenschluss mit der Hoffnung, HP könne sich zur "besseren IBM" wandeln. Gemeint hatte sie, dass auch ihr Konzern sich zum Integrationsspezialisten mit umfassender Dienstleistungs- und Beratungskompetenz mausern würde.

Diese Hoffnung hat sich bis heute nicht erfüllt. Nach wie vor erwirtschaftet das Unternehmen in seiner Dienstleistungssparte HP-Services den Löwenanteil des Umsatzes mit hardwarenahen Dienstleistungen in der Subdivision Technology Services (TS). Die interessanten Bereiche Managed Services und Consulting & Integration sind demgegenüber nur ein Drittel beziehungsweise ein Viertel so groß wie TS.

Auf den Vergleich mit Big Blue angesprochen, sagt etwa Andreas Burau, Vorstand und Research Director bei der Experton Group: "Verglichen mit einer IBM ist der Branchenfokus etwas enger gesteckt. HP verfügt beispielsweise über keine Business-Beratungs-Unit à la IBM und deren Pricewaterhouse-Coopers-Experten."

Burau macht allerdings einen Unterschied im Selbstverständnis der beiden IT-Schwergewichte aus: "IBM will sich primär und langfristig als Service-Provider mit Technologiehintergrund definieren. HP hat diese Entscheidung für sich so noch nicht getroffen und wird sie wahrscheinlich auch so nicht treffen."