HP - ein Unternehmen auf dem Weg zu sich selbst

22.02.2006
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Als der unauffällige Mark Hurd von Carleton Fiorina das Zepter als Chef von Hewlett-Packard (HP) übernahm, fand er ein Unternehmen vor, das orientierungslos war. Ein knappes Jahr später scheint eine gewisse Normalität eingekehrt zu sein. Trotzdem bleiben Fragen nach der strategischen Ausrichtung.

Der Bruch hätte nicht krasser sein können im Frühjahr 2005: Hier der nüchtern analysierende Manager, dem von seinem vorherigen Job bei NCR der Ruf eines unaufgeregten, dabei effizienten Sanierers vorauseilte, dort die Glamour-Managerin. Der 49-Jährige agierte in seinen vorherigen Jobs so unauffällig, dass für die meisten in der Branche die Ernennung zum HP-Chef sehr überraschend kam. "Hurd, wer...?" sollte ausgerechnet die charismatische, schillernde und spektakuläre, dabei aber strategisch unglücklich agierende Frontfrau Fiorina auf dem Chefsessel von HP beerben.

Hier lesen Sie ...

  • was Mark Hurd dachte, als er den Chefposten bei HP übernahm;

  • welche Schwächen das Unternehmen in Sachen Dienstleistungen hat;

  • was von dem positiven Trend der Software Division zu halten ist;

  • was Analysten dazu sagen, dass HP jetzt auch in die Unterhaltungssparte investiert.

Ernüchternde Diagnose

Für manche nicht der Rede wert, für HP ein Fortschritt: Alle Produktbereiche erwirtschaften schwarze Zahlen.
Für manche nicht der Rede wert, für HP ein Fortschritt: Alle Produktbereiche erwirtschaften schwarze Zahlen.

Gerade wegen seines unprätentiösen Auftretens aber schien er dem HP-Verwaltungsrat ein idealer Nachfolger zu sein. Hurd krempelte zum Amtsantritt im März 2005 denn auch gleich die Ärmel hoch. Er begann, das insbesondere durch die Fusion mit Compaq im Jahr 2002 intern in Unordnung geratene Unternehmen zu durchleuchten.

Ein halbes Jahr später, am 13. Dezember 2005, erzählte Hurd Finanzanalysten, wie er HP wahrgenommen hatte, als er im April und Mai die Bestandsaufnahme des Patienten begann: Die Geschäftszahlen in den Produktbereichen entwickelten sich inkonsistent, der Aktienkurs war unberechenbar, das Unternehmen deshalb unterbewertet, referierte Hurd.

Die Zusammenarbeit von HP sowohl mit seinen (Vertriebs-)Partnern als auch mit seinen Kunden gestaltete sich schwierig, Vertriebs- und Vermarktungsstrategien waren unklar. Die Matrixorganisation der Firma, so der Chef, erschien ihm komplex. Die Analysen, die HPs Verantwortliche für das Geschäftsmodell des Unternehmens fertigten, waren besser als ihre Umsetzung. Die Bruttomarge erodierte, die Kostenstruktur des Unternehmens schließlich war ein echter Wettbewerbsnachteil. So viel, so schlecht.