Verwaltungsplattform integriert Microsofts SMS

HP bringt Openview auf Web- und Windows-NT-Kurs

10.01.1997

Vor der von HP prognostizierten Hinwendung der Verwaltungsplattformen zu einer Lösung für das End-to-end-Management, bei der Anwender mit Diensten versorgt werden, stehen zunächst aktuellere Aufgaben für die Anbieter an. "Mit jeder neuen Technologie im Markt wird die IT-Umgebung ein Stück komplexer", beschreibt Olivier Helle- boid, General Manager Openview, das heutige Problem der Verwaltungsplattformen. Als Beispiel nennt der HP-Mann Win- dows NT, das in Unternehmen Einzug hält, jedoch nicht zwangsläufig vorhandene Unix-Installationen verdrängt.

Hier setzen die Neuerungen an, die HP für die eigene Plattform Openview anstrebt. HPs "Openview IT/Operations" wird um die Manager-to-Manager-Kommunikation erweitert. Damit ließen sich Verwaltungsinformationen mehreren Administratoren zur Verfügung stellen, um die Verantwortung, aber auch die Reaktionsfähigkeit auf mehrere Schultern zu verteilen. Des weiteren sollen sich künftig Umgebungen mit dem System Management Server (SMS) von Microsoft verwalten lassen, neue Trigger-Optionen integriert werden sowie Ereignis-Korrelation auch auf den Agents möglich sein. Um die Sicherheitsdienste auf eine breitere Basis zu stellen, wird HP künftig auch DCE-konforme Remote Procedure Calls (RPCs) einsetzen.

Die stärkere Einbindung der Microsoft-Lösung SMS spiegelt sich auch in der Überarbeitung von "Openview IT/Administration" wider. Von der HP-Plattform lassen sich künftig die SMS-Features Softwaredistribution und Inventur anstoßen. Das Management von Anwendern über die Network Information Services (NIS) ist ebenso angestrebt wie die verbesserte Softwareverwaltung.

Das "HP Resource & Performance Management" soll künftig eine Reichweite vom Desktop bis zur unternehmensweiten Installation haben und NT-Umgebungen in die Analyse, das Monitoring und die Planung einbeziehen. Schließlich prüft HP im Rahmen eines Betatests die neuen Features des "Openview Network Node Managers". Auf Tauglichkeit werden Funktionen wie der Level-2- und IPX-Support, die WWW-Unterstützung sowie das native Win-32-User-Interface abgeklopft.

Alle HP-Überarbeitungen spiegeln einen Trend wider, der auf die stärkere Einbindung von Windows NT und SMS in die Management-Plattform zielt. Auf einer Anwendertagung des Unternehmens räumten die Veranstalter daher Microsoft breiten Raum ein, die nächste SMS-Version (Code-Name "Opal") zu beschreiben.

Neben Allgemeinplätzen wie verbesserte Benutzung und Installation plant Microsoft zudem, native NDS- und Power-PC-Support zu integrieren.

"Microsoft hat ein ernsthaftes Interesse am System-Management", urteilt Ray Paquet, Analyst bei der Gartner Group, "denn SMS soll Windows NT den Weg in den Unix-Markt ebnen." Das werde dem Unternehmen auch gelingen. Im Jahr 1999, so die Prognose der Marktforscher, könne Windows NT zumindest als Netz- und System-Management-Plattform mit Unix gleichziehen. Aus diesem Grund bewertet der Fachmann die Einbeziehung von SMS und Windows NT in Openview auch als schlüssige Strategie von HP.

Tiefgreifender und weitreichender als der Schwenk der Anwender zu Windows NT gestaltet sich der durch das Internet in Gang gesetzte Wandel der IT-Landschaft. "Obwohl die Unternehmen 30 Jahre Erfahrungen mit Paradigmenwechseln haben, werden die Änderungen durch das Internet einzigartig sein", warnt Paquet die Anwender.

Das Netz- und System-Management wird aufgrund seines enormen Sparpotentials zum einzigen Fixpunkt in einer sich permanent wandelnden IT-Landschaft werden, spekuliert der Marktforscher. "Unternehmen, die angesichts der schnellen Technologiewechsel das Netzwerk- und System-Management ignorieren, müssen finanzielle Einbußen hinnehmen sowie Wettbewerbsvorteile und das Vertrauen der Kunden riskieren", stuft der Analyst von der Gartner Group die Bedeutung der Verwaltungswerkzeuge ein.

"Die Dinge ändern sich mit Internet-Geschwindigkeit", glaubt auch Franz Nawratil, Managing Director HP Europe und Vice-President bei HP. Als einen Schritt in Richtung Intranet hat HP nun das Web-basierte Monitoring-Tool "Netmetrix" vorgestellt.

Mit dem unter allen gängigen Browsern lauffähigen Produkt lassen sich Szenarien durchspielen, Reports erstellen und das Verfügbarkeits- und Antwort-Management ausführen. Neben Internet-Verkehr liefert das System auch Daten aus Fast-Ethernet-, Frame-Relay- oder X.25-Umgebungen.

"Ob Netzwerk-Computer oder Net PC - Openview integriert alles", gibt sich der HP-Manager selbstbewußt und verläßt ein wenig die Microsoft-konforme Linie. Denn der NC, ein gegen das Wintel-Kartel positioniertes Produkt, spielt bei Microsofts SMS-Plänen nicht die geringste Rolle.