Nicht nur für Mobilfunkbetreiber

Hotspot 2.0 bringt neue Umsatzströme

27.11.2014
Von 
Christian von Hoesslin ist Regional Sales Manager DACH bei Ruckus Wireless

Auch Umsatzpotenzial für Unternehmen

Für Unternehmen lässt sich das Hotspot 2.0-Profitabilitätspuzzle etwas schwieriger zusammensetzen. Hotels etwa verlangen häufig eine Gebühr für den Internet-Zugang, während die meisten Roaming-Partner 'kostenfreie' Netzwerke betreiben, weil sie darüber weitere Produkte und Dienstleistungen vertreiben und eben nicht den Service als solchen zu Geld machen. Gleichzeitig könnten sie aber auch die begehrten Wi-Fi-Kapazitäten weiterverkaufen. Wieviel das letztendlich einbringen kann, ist noch nicht klar. Sicher ist dagegen, das Wi-Fi - in welcher Form auch immer - ein begehrtes und wertvolles Gut ist, egal, ob im Hotel, der Uni, dem Krankenhaus oder dem Bahnhof.

Für den Aufbau einer der ersten Hotspot 2.0-Roaming-Partnerschaften zeichnet sich AT&T verantwortlich - deren internationales Roaming-Programm macht es den Vertragsinhabern möglich, sich automatisch auch im Ausland mit Wi-Fi Hotspots zu verbinden und sich über ihre SIM-Card zu authentifizieren. Dazu gibt es so genannte Roaming Hubs, die Geld mit Hotspot 2.0 verdienen, indem sie Authentifizierungsanfragen an den Hotspot 2.0-Operator weiterleiten und sich auch um den kompletten Abrechnungsprozess kümmern.

In Polen hat Ruckus Wireless gemeinsam mit der dortigen Landesgesellschaft von Orange die erste Hotspot 2.0 Wi-Fi-Zone in Warschau errichtet. Anwohner und Besucher haben nun in den 76 Hektar großen Königlichen Gärten von Warschau über das neu installierte Ruckus Smart Wi-Fi-Netzwerk Zugriff auf ein Hochgeschwindigkeits-WLAN. Der Dienst wird von Orange Polen angeboten, ist aber auch für Kunden anderer Provider zugänglich. Das neue Wi-Fi-Netzwerk basiert auf der Hotspot 2.0-Technologie und ist damit wohl das erste solche System, das in Europe in Betrieb genommen wurde. Auf internationaler Ebene wurde jüngst in den Städten San Francisco und San José, in Zusammenarbeit mit Global Reach Technology, der erste großflächige kommunale Hotspot 2.0-Dienst eingerichtet. Dieser ermöglicht Millionen Bewohnern und Besuchern der Region einen sicheren und automatischen Zugang zu kostenfreien Wi-Fi-Diensten mit nahtlosem Roaming.

Wie geht's weiter?

Noch ist es nicht möglich festzulegen, wieviel Geld Carrier mit Hotspot 2.0-Vereinbarungen verdienen können - schaut man sich aber die Kosten aktueller Datentarife an, so ist es vorstellbar, dass Verbraucher zwischen einem und fünf Euro zusätzlich pro Monat zahlen, damit sich ihr Endgerät überall mit einem verfügbaren Hotspot verbindet. Wi-Fi Roaming wird also als Mehrwertdienst das Potenzial haben, den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer zu steigern. Gleichzeitig bietet sich die Chance, sich vom Wettbewerb zu differenzieren.

Sich mit Roaming-Partnern zusammen zu tun, sollte dabei einfach sein, denn die meisten Netzwerk-Infrastrukturen können mit Hotspot 2.0 umgehen. Auch die meisten der gängigen Smartphones lassen sich leicht für HS 2.0 konfigurieren. Der Roaming-Partner profitiert von der Sicherheit, die HS 2.0 bietet - gerade bei öffentlichen Netzen ein wichtiger Faktor, damit Nutzer auch darauf zugreifen. Der HS 2.0-Betreiber könnte dem Partner außerdem Informationen zur Verfügung stellen, die er sonst nicht bekäme, etwa, wer sich gerade im Gebäude befindet. Informationen über Identitäten könnten ebenfalls eine monetäre Rolle spielen.

Was springt am Ende raus?

Die entscheidende Frage wird sein, was dem Nutzer der Zugang zu einem Netzwerk wert ist, das tausende Roaming-Partner und mehrere Millionen APs umfasst und auf das sein Endgerät automatisch und sicher zugreifen kann. Das Beste am Mobilfunk - und der Grund, dass Verbraucher dafür Geld zahlen - ist die Möglichkeit, jederzeit und überall online sein zu können. Wi-Fi wird wohl nie ebenso allgegenwärtig sein, aber gerade hochfrequentierte Bereiche wie Hotels und Flughäfen lassen sich dadurch abdecken.

Viele Nutzer zahlen gut und gerne zwischen zehn und 20 Euro, um im Hotel oder gar im Flugzeug Internet-Zugang zu haben, was eindeutig die Zahlungsbereitschaft belegt. Und ja - das zugrundeliegende Netz ist oft ein kostenloses, aber das komplizierte manuelle Verbinden bleibt ein Ärgernis. Der durchschnittliche Nutzer zahlt sicher zwischen zehn und 15 Prozent zusätzlich zu seiner Mobilfunkrechnung, wenn er dafür kontinuierlichen WLAN-Zugang hat.

Hotspot 2.0 kann demnach durchaus zu neuen Umsatzmöglichkeiten führen - und zwar direkt, über höhere Rechnungen, aber auch indirekt über eine bessere Kundenbindung. Prinzipiell gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Denn viele Standorte mit Wi-Fi werden die Anzahl der Roaming-Partner begrenzen. Nutzer werden sich für den Anbieter entscheiden, der das größte Netzwerk zur Verfügung stellen kann. Dafür werden sie extra zahlen - und das jeweilige Konsortium dabei beim Wachstum unterstützen. (mb)