Schlechte Noten bei der Verbindung unterschiedlicher Systeme:

Host-PC-Kommunikation krankt noch am Gesamtkonzept

27.06.1986

Die Diskussion über die Verbindung von Mikrocomputer und Mainframe dreht sich im allgemeinen um den File-Transfer einerseits und den Einsatz des Mikros als Host-Terminal andererseits. Bei genauer Betrachtung zeigt sich häufig jedoch: Weder die Bildschirm-Emulation noch der Dateiaustausch erfüllen die Ansprüche der Anwender an die Informationsverarbeitung.

Auf den anfänglich installierten Großrechenanlagen arbeitete man zunächst mit einer hierarchisch-zentralen Kommunikationsstruktur, bei der alle Daten in einem zentralen Rechner gespeichert waren und dort Job für Job, also im Stapelverfahren, verarbeitet wurden.

Es folgten die Minicomputer mit einer Architektur, die es erlaubte, viele Aufgaben gleichzeitig im Dialog durchzuführen, und schließlich eroberten sich die Personalcomputer die Schreibtische und Arbeitsplätze in den Betrieben.

Unterschiedliche Systemkomponenten verschiedener Hersteller wurden im Lauf der Zeit in vielen Unternehmen installiert und für dezentrale Aufgaben eingesetzt. Es bildeten sich nach und nach DV-Inseln, und jede Abteilung erhielt ihre eigene Datenverarbeitung. An ein integriertes Gesamtkonzept wurde zunächst überhaupt nicht gedacht.

Anwenderstau, Informationslücken und -verluste und eine stetig steigende Datenflut ließen den Ruf nach einer integrierenden Lösung immer lauter werden. Plötzlich erwarteten Anwender von ihren Hard- und Software-Anbietern Antworten und Lösungen zu folgenden Fragen:

- Lassen sich vorhandene Inseln an einen Mainframe anhängen?

- Soll man die Inseln beibehalten, oder soll man sie nach und nach zugunsten eines einheitlichen Mikro-/ Mainframe-Konzepts untergehen lassen?

- Oder soll man die Inseln bestehen lassen und einerseits auf Abteilungsebene Verbindungen zu den vorhandenen Mikros aufnehmen und andererseits auch von Abteilung zu Abteilung den notwendigen Informationsaustausch in eine Gesamtstrategie einbinden?

Bei einer 1984 von der Wiesbadener Unternehmensberatung Arthur D. Little durchgeführten Untersuchung in 108 großen Industriebetrieben gaben 70 Prozent der Befragten an, es sei für sie von "größter Bedeutung", vorhandene Personalcomputer, Minirechner und Großsysteme untereinander zu verbinden. Die reine Verbindung Mikro-Mainframe nimmt demnach eine untergeordnete Stellung ein.

Will man also diesen Anforderungen an Individueller Datenverarbeitung und Kommunikation gerecht werden, gleichzeitig aber die einmal in Hardware, Software und Schulung getätigten Investitionen schützen, so liegt die Lösung wohl in der Verbindung einer Vielzahl teilweise nicht kompatibler Produkte. Bei einer solchen Strategie für die Schaffung einer integrierten Datenverarbeitung, an der alle Bereiche eines Unternehmens partizipieren, muß die gesamte Breite aller Aufgabenstellungen eines Unternehmens von Personalcomputern, Minicomputern und Mainframes abgedeckt werden.

Hewlett-Packard (HP) etwa will mit integrierten Lösungen für die Büroumgebung ebenso wie für Konstruktion, Entwicklung und Fertigung auf der Basis internationaler Standards der Diskussion um die Verbindung von PC und Mainframe eine anwenderorientierte Strategie entgegensetzen.

Im Bürobereich stützt sich diese Strategie auf die Basis der Abteilungsrechnerfamilie HÜ 9000 auf die Bereiche Personalcomputing, Datenverarbeitung, Büro- und Datenkommunikation.

Grundlage dieser integrierten Büroumgebung ist ein effizientes Kommunikationsnetz, das die unterschiedlichen Komponenten verbinden kann. Mit diesem Netzwerk läßt sich, so HP, die Verbindung zwischen allen Beteiligten der Bürogemeinschaft herstellen, angefangen auf Mainframe-Ebene über Minicomputer, Textverarbeitungssysteme, Personalcomputer bis hin zu Nebenstellenanlagen (PABX) und Telex-Systemen.

Mit einem Bekenntnis zur Unterstützung des von der International Standard Organisation (ISO) herausgegebenen Referenzmodells OSI (Open Systems Interconnection) verfügt der Hersteller aus Palo Alto über eine Palette von Netzwerkprodukten, die diesen Standards entsprechen. Auf Basis der IEEE-802.3-Norm bietet HP Produkte für die Verbindung der Abteilungsrechner untereinander sowie für die Vernetzung von Personalcomputern untereinander und mit Abteilungsrechnern.

Gleichzeitig will HP mit seiner Netzwerkstrategie und Architektur auch die Kommunikations-Schnittstelle zu den Bereichen Konstruktion und Fertigung schaffen.

Diese Bereiche werden zukünftig über das herstellerübergreifende Fertigungsnetzwerk MAP verbunden. Das Manufacturing Automation Protocol ist ein aus der Initiative von General Motors entstandener, sich entwickelnder Standard, der richtungsweisende Bedeutung erlangt hat, weil sich alle großen amerikanischen Hersteller beteiligen und auch das Interesse in Europa beständig zunimmt. MAP ist bis jetzt keine abgeschlossene Entwicklung und auch kein fertiges Produkt.

Netzwerke auf der Basis internationaler Standards, Verbindungen zwischen unterschiedlichen Rechnern verschiedener Hersteller, über alle Bereiche eines Unternehmens hinweg und die Möglichkeiten der individuellen und doch integrierten Datenverarbeitung und Datenkommunikation soll Hewlett-Packards Antwort auf die künftigen Marktforderungen sein.

*Dieter Hitzler ist freier Fachjournalist in Ostrach.