Hornbach kämpft mit SAP-Projekt

24.01.2008
Die Baumarktkette weigert sich, Projektkosten von rund 700 000 Euro zu begleichen.

"Mach es fertig. Bevor es dich fertig macht." Mit diesem Slogan wirbt Hornbach dafür, Heimwerkerprojekte offensiv anzupacken und abzuschließen. Selbst hat die Baumarktkette jedoch kein so glückliches Händchen. Seit etlichen Monaten gibt es Probleme bei der SAP-Einführung. Mittlerweile liegt der Fall vor dem Landgericht Düsseldorf.

Konkret geht es bei dem Streit um einen Betrag von 708 000 Euro, den SAP von Hornbach einfordert. Die Verantwortlichen der Baumarktkette wollen das Geld nicht zahlen und haben deshalb bereits im April 2007 eine Klage gegen SAP eingereicht. Damit wollen sie nachweisen, dass die Forderungen des Softwarekonzerns aufgrund von Projektmängeln zu Unrecht bestehen.

Gespräche laufen

Derzeit ruht das Verfahren allerdings. Beide Seiten bemühen sich um eine außergerichtliche Einigung. Ein SAP-Sprecher bestätigte die Gespräche, wies aber zugleich die Vorwürfe zurück. Hornbach strebe bis Mitte Februar eine gütliche Einigung mit SAP an, ergänzt Hornbach-Sprecherin Ursula Dauth. Die Unzufriedenheit über das SAP-Projekt klingt aber deutlich durch: "Das System muss überarbeitet werden."

Hornbachs SAP-Projekt begann im September 2002. Gemeinsam mit dem zu SAP gehörenden Dienstleister SAP Systems Integration (SAP SI) wurde das Rechnungswesen auf SAP R/3 Enterprise umgestellt. Nach dem Abschluss im Jahr 2004 ging es an die Warenwirtschaft. Zunächst stellte Hornbach das Lagerverwaltungssystem in seinen Logistikzentren auf SAP um. Im Geschäftsjahr 2006/07 sollten die Warenwirtschaft weiter ausgebaut und die Systeme der einzelnen Baumärkte integriert werden.

Plötzlicher Umsatzschwund

Allerdings begannen mit dieser Projektstufe die Schwierigkeiten. Die Verantwortlichen stoppten den Rollout nach dem 46. von insgesamt rund 120 Märkten. Diese Filialen hätten im Vergleich zu den Märkten ohne SAP vier Prozent weniger Umsatz erzielt, berichtete der Vorstandsvorsitzende Steffen Hornbach. "Mit diesem Ausgang waren wir alles in allem sehr unzufrieden."

Hornbach spricht im Zusammenhang mit der SAP-Einführung von einem Mammutprojekt. Mit der Installation und Integration der Warenwirtschaft seien fast 200 interne und externe Mitarbeiter beschäftigt gewesen. Die Kosten bezifferte er auf rund 33 Millionen Euro.

Die Probleme begründete Hornbach mit inkonsistenten Daten und fehlenden Reports. Daher hätten die Verantwortlichen die Verbesserung des Marktsystems in die eigenen Hände genommen, hieß es Mitte 2006.

Geplant war nun ein neuer Rollout im letzten Jahr, zu dem es aber, so zeigt der Gerichtsstreit, nicht mehr kam. Zudem kämpft Hornbach mit einem schwierigen Marktumfeld. Für das laufende Geschäftsjahr 2007/08, das im Februar endet, rechnen die Verantwortlichen mit einem Betriebsergebnis deutlich unter Vorjahreswert. Verantwortlich dafür seien Umsatzeinbußen in Deutschland, Anlaufverluste in neuen Märkten und projektbezogene Aufwendungen wie das SAP-Vorhaben, heißt es in einem Zwischenbericht vom Ende vergangenen Jahres.

Insider mutmaßen, dass Hornbach SAP den Schwarzen Peter für die schlechte Geschäftsentwicklung zuschieben will. Zudem habe der Handelskonzern mit seinen Versuchen, das SAP-System stark anzupassen, mit zum Scheitern des Vorhabens beigetragen. (ba)