Honeywell, Univac, CDC, NCR - und hierzulande Nixdorf:IBM soll Standards offenlegen

06.06.1975

WASHINGTON/BONN - Der US-Anti-Trust-Behörde haben die Firmen Honeywell, Sperry Univac, Control Data Corp. und NCR ein als "Joint Position" deklariertes gemeinsames Papier eingereicht, in dem gegen die seitens der Regierung im Prozeß gegen IBM geforderte Entflechtung der IBM in verschiedene Firmen Stellung bezogen wird. Statt dessen wird vorgeschlagen, daß IBM gezwungen werde, alle relevanten Standards für neue Produkte und Änderungen für bereits im Markt eingeführte Standards drei Jahre vor Markteinführung bekanntzugeben.

"Kodak-Lösung"

Modell für diese Lösung ist ein außergerichtlicher Vergleich, der 1974 einen von Bell & Howell angestrengten Prozeß gegen die Firma Kodak beendete. Kodak, Monopolist auf dem Sektor Filmmaterial, verpflichtete sich, Konkurrenten, vor allem Kameraherstellern, 18 Monate im voraus Änderungen von Technologien und Standards bei Filmen gegen geringes Entgelt offenzulegen.

Offenbar fürchten IBM's Wettbewerber, daß die vertikale oder horizontale Aufteilung des Marktführers zu ruinösem Wettbewerb führen könnte. Eine "Kodak-Lösung" für IBM hätte den Vorteil, daß sich nicht nur der Wettbewerb sondern vor allem auch die Anwender auf Änderungen der Standards bei IBM rechtzeitig einstellen könnten.

Dieser Gedanke wurde auch beim "MDT-Hearing" des Bundestags-Ausschusses für Forschung und Technologie vom Vorstandsmitglied der Nixdorf Computer AG Helmut Rausch aufgegriffen.

IBM Selbstverpflichtung für Europa?

Anläßlich der Experten-Anhörung zur Vorbereitung eines Dritten DV-Förderungsprogrammes forderte Rausch, die Einkaufsrichtlinien der öffentlichen Hand so zu gestalten, daß Einfluß in dieser Richtung ausgeübt wird.

Da die letzte Entscheidung im Prozeß der US-Regierung gegen die IBM nicht vor 6 Jahren vorIiegen dürfte, solle in Bonn geprüft werden, ob innerhalb der Europäischen Gemeinschaft Konsensus für ein Vorgehen gegen IBM aufgrund des europäischen Wettbewerbrechts geschaffen werden könne.

Helmut Rausch zur Computerwoche: "Die Europäer müßten sich nur anschicken, die Möglichkeiten der römischen Verträge voll auszunutzen. Dann halte ich es für nicht unwahrscheinlich, daß IBM es vorzieht, im Wege einer Selbstverpflichtung in ein solches Vorankündigungs-Verfahren einzuwilligen."