CA-Chef Charles Wang zur geplanten CSC-Übernahme

"Honeycutt hat Angst, sein Spielzeug zu verlieren"

13.03.1998

CW: Wie ist es zu der offensichtlich immer heftiger werdenden Auseinandersetzung mit CSC gekommen?

Wang: Nach monatelangen Verhandlungen sind wir uns letztlich nur über den Preis nicht einig geworden. Was folgte, war ein öffentliches Übernahmeangebot, wie es das Gesetz beziehungsweise die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) vorschreibt. Ab diesem Zeitpunkt hat sich CSC-Chef Van Honeycutt entschieden, mit uns nie verhandelt zu haben.

CW: CSC behauptet nach wie vor, es habe keine Verhandlungen gegeben.

Wang: Ich denke schon, daß ich zwischen einem Smalltalk und Verhandlungen unterscheiden kann. Ich habe einen Preis genannt, Honeycutt hat einen Preis genannt. Wie würden Sie ein solches Gespräch bezeichnen?

CW: Warum sträubt sich Honeycutt Ihrer Meinung nach gegen die Übernahme?

Wang: Er will den Job behalten.

CW: Ist er ein Workaholic?

Wang: Nein. Er hat sich offenbar gesagt: Ich haben mein ganzes Berufsleben für CSC gearbeitet. Jetzt bin ich Chef, warum soll ich verkaufen? Er hat schlicht Angst, daß man ihm sein Spielzeug wegnimmt. Ich habe ihm gesagt, daß CSC nicht sein Spielzeug ist, er darf darauf nur aufpassen. CSC gehört den Aktionären.

CW: Honeycutts Version der ganzen Geschichte hört sich anders an.

Wang: Die Wahrheit ist: Das Board of Directors von CSC hat versucht, die eigenen Aktionäre von der Übernahmeentscheidung auszuschließen. Seine Aufgabe wäre es jedoch gerade, die Interessen der Anteilseigner wahrzunehmen. Doch die Herren Direktoren tun so, als seien sie selbst die Eigentümer des Unternehmens. Wenn die CSC-Aktionäre nicht an CA verkaufen wollen, dann sollen sie das sagen können, und die Sache ist für mich erledigt. Alles öffentliche Geschrei, auch die Klage gegen mich, dient nur der Ablenkung.

CW: Kennen Sie die CSC-Aktionäre?

Wang: Nicht im einzelnen. Wir haben es natürlich mit institutionellen Anlegern zu tun - zunehmend aber auch mit Spekulanten, die darauf wetten, wer dieses Spiel gewinnt.

CW: Sind die Kunden von CSC nicht wichtiger als anonyme Anleger?

Wang: Halten Sie mich für so dumm, daß ich eine Firma kaufe, um sie kaputtzumachen?

CW: Aber die Kunden könnten sich unter Umständen von einer durch CA kontrollierten CSC abwenden...

Wang: Vielleicht, aber vielleicht geschieht auch genau das Gegenteil.

CW: Es dürfte sich doch auch bis zu Ihnen herumgesprochen haben, daß ein IT-Dienstleister vor allem vom Ruf der Herstellerunabhängigkeit lebt.

Wang:CSC wird auch unter CA-Regie die Lösung anbieten, die am besten geeignet ist. Allerdings hat CSC schon vor Beginn der Übernahmeverhandlungen entschieden, daß im Bereich Enterprise-Management "Unicenter" die erste Wahl ist.

CW: Warum kaufen Sie einen Dienstleister, wenn Sie ihm, wie Sie behaupten, weiterhin die Entscheidungsfreiheit lassen?

Wang:Weil ich glaube, daß wir zusammen mehr auf die Beine stellen könnten. Rund 95 Prozent der CSC-Kunden kaufen auch bei Computer Associates. Umgekehrt nehmen nur etwa fünf Prozent der CA-Kunden die Dienste von CSC in Anspruch. Daraus ergibt sich ein immenses Geschäftspotential insbesondere für CSC. Wir wiederum könnten mit CSC-Hilfe eine Rundumlösung für Unicenter von der Beratung über die Implementierung, DV-Integration bis hin zum Outsourcing anbieten.

CW: Analysten behaupten, die Vorteile einer Übernahme liegen einseitig auf Seiten von CA. Ist es da ein Wunder, daß sich das Unternehmen gegen eine Übernahme wehrt?

Wang:Ich habe diesbezüglich dem eben Gesagten nichts hinzuzufügen. Außer der Tatsache, daß es bei CSC offensichtlich auch noch die Sorge gibt, daß Kunden reihenweise aus Outsourcing-Verträgen aussteigen könnten - ein Geschäft, das immerhin rund 25 Prozent zum CSC-Umsatz beiträgt. Aber diese Anwender haben ihre Entscheidung aus guten Gründen für CSC getroffen. Die Kunden fragen doch nicht, wem der Dienstleister gehört, sondern ob ihre DV weiter funktioniert und sie den Service bekommen, den sie benötigen.

CW: Fürchten Sie nicht, daß sich im Falle einer Übernahme die Topleute von CSC nach einem anderen Arbeitgeber umsehen werden?

Wang:Mitarbeiter können aussteigen oder auch nicht. Aber ich bin ein optimistischer Mensch. Im übrigen habe ich sowohl von CSC-Kunden als auch von -Mitarbeitern ein Menge an positivem Zuspruch erhalten. CA zählt seit Jahren zu den fünf mitarbeiterfreundlichsten Arbeitgebern der USA. Über die Hälfte unserer Mitarbeiter haben CA-Anteile in Form von Optionen erhalten, bei CSC sind es weniger als ein Prozent.

CW: Welche Veränderungen wird es bei CSC geben, wenn die Übernahme glückt?

Wang:Ich hoffe, keine. Die Leute dort kennen das Dienstleistungs-Geschäft. Die rund 1000 Service-Mitarbeiter, die CA hat, werden zu CSC wechseln, und die wenigen Produktspezialisten dort kommen zu uns.

CW: Wie sieht es mit den Mitbewerbern aus?

Wang:Zu den ersten Gratulanten gehörte EDS. Wir arbeiten eng mit diesen Unternehmen zusammen, ebenso wie mit DEC oder Tandem. Was unseren größten Konkurrenten, die IBM, betrifft, so sind wir auch der zweitgrößte Softwarelieferant für IBM-Plattformen. Mit anderen Worten: Wir helfen der IBM, Hardware zu verkaufen.