CFO-Umfrage

Homeoffice wird bleiben

19.11.2020
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Nicht nur CIOs, auch Finanzchefs wollen die Uhr nach der Corona-Pandemie nicht wieder zurückdrehen: Das Homeoffice werde bleiben - viele wollen ihre Büroflächen sogar verkleinern.
Viele deutsche Betriebe sehen sich bereits in der Erholungsphase oder sogar schon wieder auf Wachstumskurs. Das hebt die Stimmung in den Finanzabteilungen.
Viele deutsche Betriebe sehen sich bereits in der Erholungsphase oder sogar schon wieder auf Wachstumskurs. Das hebt die Stimmung in den Finanzabteilungen.
Foto: UNIKYLUCKK - shutterstock.com

Die Stimmung der Chief Financial Officers (CFOs) deutscher Unternehmen bessert sich. Das ist das zentrale Ergebnis des aktuellen "CFO Survey" von Deloitte. Drei Viertel der Befragten sehen ihr Unternehmen in der Erholungsphase (39 Prozent) oder sogar schon wieder zurück auf dem gleichen Wachstumskurs wie vor der Krise (38 Prozent). Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Unternehmen, die noch im Krisenmodus stecken, kommen überwiegend aus den Sektoren Maschinenbau (43 Prozent), Handel (38 Prozent) und Automobilindustrie (33 Prozent). Wieder auf Kurs sind dagegen die Konsumgüterindustrie (60 Prozent) und die Immobilienbranche (61 Prozent).

"COVID-19 hat die deutsche Wirtschaft im Frühsommer zwar auf eine tiefe konjunkturelle Talfahrt geschickt", erklärte Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte. "Jedoch hatten sich die Geschäftsaussichten zum Zeitpunkt der Datenerhebung im September 2020 wieder eindrucksvoll erholt." Die generelle Investitionsbereitschaft habe sich im Herbst 2020 deutlich verbessert. Die deutschen Unternehmen seien auch im europäischen Vergleich optimistischer eingestellt.

Chief Financial Officers gehen in die Offensive

Mit der Erholung der Geschäftsaussichten passen die Unternehmen auch ihre Geschäftsstrategien an, lautet das Fazit der Analysten. Während im Frühjahr der Fokus noch auf defensiven Strategien wie Kostensenkungen gelegen habe, seien die CFOs mittlerweile wieder interessiert daran, offensive Strategien zu verfolgen. Dabei geht es auch um neue Produkte und Dienstleistungen sowie um Akquisitionen.

Nachdem die Stimmung im ersten Halbjahr 2020 deutlich eingebrochen war, bessert sich nun die Laune der deutschen CFOs wieder.
Nachdem die Stimmung im ersten Halbjahr 2020 deutlich eingebrochen war, bessert sich nun die Laune der deutschen CFOs wieder.
Foto: Deloitte

Generell hat sich die Investitionsbereitschaft der CFO Survey zufolge verbessert. Allerdings achten die Finanzchefs genau darauf, wohin das Geld fließt. Für Maschinen, Anlagen und Gebäude sind keine großen Ausgaben geplant, wohl aber für organisatorische Verbesserungen und optimierte Prozesse sowie für die Digitalisierung. Die COVID-19-Krise habe die digitale Transformation in vielen Unternehmen beschleunigt, heißt es bei Deloitte.

Digitalisierung ist zur Notwendigkeit geworden

"Vielen Unternehmen wurde aufgrund der Pandemie der Spiegel vorgehalten", sagte Karsten Hollasch, Lead Partner M&A Offerings Deloitte Deutschland. "Die Digitalisierung ist zur Notwendigkeit geworden und erhöht auch die Wichtigkeit mit den richtigen Partnern oder Unternehmensbereichen zu fusionieren."

Investieren wollen die Finanzchefs deutscher Unternehmen vor allem in die Optimierung ihrer Organisation und Geschäftsprozesse.
Investieren wollen die Finanzchefs deutscher Unternehmen vor allem in die Optimierung ihrer Organisation und Geschäftsprozesse.
Foto: Deloitte

Einig sind sich die deutschen CFOs darin, dass die Pandemie langfristig einen Einfluss auf Unternehmensstrategie und -prozesse haben wird. Das sagen 85 Prozent der Befragten. Insbesondere an Remote Work wollen die Verantwortlichen festhalten. Fast vier von zehn Unternehmen gaben an, Büroflächen reduzieren zu wollen. Auch an den im Zuge der Coronakrise eingeführten digitalen Variationen ihrer Produkte und Dienstleistungen möchten die Firmen weiterarbeiten. Über die Hälfte der Firmen plant, ihre Produkte und Dienstleistungen um digitale Angebote zu erweitern, in der Automobilindustrie bekunden das sogar zwei Drittel der CFOs.

Homeoffice muss sicherer werden

Nachdem viele Betriebe während der Pandemie gezwungen waren, auf Homeoffice umzustellen, wollen nun zwei Drittel der befragten Finanzchefs auch künftig darauf setzen. Durch die erhöhte Nutzung von Homeoffice und digitalen Produkten rückt die Cybersicherheit stärker in den Fokus der Verantwortlichen. 43 Prozent der CFOs wollen an dieser Stelle künftig deutlich mehr tun.

Zwei Drittel der befragten CFOs in Deutschland wollen künftig verstärkt auf Remote Work setzen.
Zwei Drittel der befragten CFOs in Deutschland wollen künftig verstärkt auf Remote Work setzen.
Foto: Deloitte

Seit 2012 befragt Deloitte halbjährlich die Finanzchefs aus Unternehmen in über 50 verschiedenen Ländern. Der CFO Survey reflektiere die Einschätzungen und Erwartungen von CFOs deutscher Großunternehmen zu makroökonomischen, unternehmensstrategischen und finanzwirtschaftlichen Themen, hieß es. Die vorliegende Studie ist der 18. Deutsche Deloitte CFO Survey. Die Befragung wurde online im Zeitraum zwischen dem 3. und dem 30. September 2020 durchgeführt. Seitdem könnte sich allerdings die Ausgangssituation schon wieder geändert haben, Deutschland kämpft wie viele andere Länder mit der zweiten Welle der Corona-Pandemie.

Viele weitere nützliche Informationen rund um das Thema Home Office und Remote Work finden Sie hier:

100 CFOs deutscher Großunternehmen haben teilgenommen. 62 Prozent der repräsentierten Unternehmen erzielen einen Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro, 36 Prozent über eine Milliarde Euro. Bei der Branchenstruktur dominieren die Immobilienbranche und die Maschinenbau-Industrie mit 18 beziehungsweise 14 Prozent, gefolgt von dem Automobilsektor mit zwölf Prozent.