Holografische Speicher für die Datenflut

24.08.2007
Von pte pte
Die Menschheit hat im Vorjahr rund 161 Milliarden Gigabyte an Daten produziert. Bis zum Jahr 2010 wird dieser Wert auf 988 Milliarden Gigabyte anwachsen. Holografische Verfahren gelten als Antwort auf das Problem.

Den Ausblick auf die zukünftig anfallenden Datenmengen hat Krishna Nathan, Vice-President Storage Systems Development von IBM, im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche gewagt, wobei die Zahlen schon im Frühjahr von IDC veröffentlicht worden waren. Angesichts der rasanten Steigerungsraten werden herkömmliche Speichermedien wie DVDs oder CD-Roms wohl bald der Vergangenheit angehören, glaubt Nathan. Holografische Verfahren sollen einen Ausweg aus dem Dilemma bieten. "Bei der Miniaturisierung und Verdichtung von Speichermedien stoßen wir nun langsam an eine physische Grenze", so der IBM-Experte. Schuld daran ist der sogenannte superparamagnetische Effekt, der ab einem gewissen Grad der Miniaturisierung nur mehr schwer kontrollierbar ist und durch das Einwirken von Störsignalen das zuverlässige Schreiben und Abrufen von Daten verhindert.

"Das Problem an herkömmlichen optischen Speichermedien ist, dass wir diese Medien nur an der Oberfläche für den Speichervorgang nutzen. Bei holographischen Speicherverfahren wird hingegen das gesamte Volumen des Mediums genutzt", so Nathan. Bei diesem Verfahren werden die Daten durch das Erzeugen von holografischen Bildern gespeichert. Durch den Einsatz mehrerer Laserstrahlen und Veränderungen des Einstrahlwinkels können in einem einzigen Kristall verschiedene 3D-Abbilder von Daten reproduziert und folglich auch gesichert werden.

Als eine der größten Herausforderungen im Speicherbereich erachtet Nathan die Langzeitarchivierung. Derzeitige Speichermedien hätten eine Ablaufzeit von etwa fünf bis zehn Jahren. Zwar seien die Materialien um einiges länger haltbar. Mit den rasanten Entwicklungen der Technologien würden aber auch die notwendigen Lesegeräte immer schneller abgelöst werden. "Antike Steintafeln kann man problemlos lesen, wenn man den Schlüssel einmal dechiffriert hat. Bei den Speichermedien des 20. Jahrhunderts werden die Verschlüsselungscodes in Zukunft aber vielleicht nicht mehr nachvollziehbar sein", warnt der Speicherexperte. Ob man auf die derzeit im Umlauf befindlichen und gespeicherten Datenmengen daher auch in der fernen Zukunft zurückgreifen könne, bleibe die große Frage, so Nathan.

Für die digitale Datenexplosion der vergangenen Jahren ist neben dem MP3-Sharing die Popularität von Video-Diensten wie YouTube, aber auch der zunehmende Einsatz von digitalen Foto- und Videokameras verantwortlich. Allein die Verkehrskameras in London, die den mautpflichtigen Innenstadtbereich überwachen, produzieren rund acht Terabyte an Daten täglich. Zum Vergleich: Die erste magnetische Festplatte, die 1956 von IBM ins Leben gerufen wurde, bot nicht einmal fünf Megabyte Speicherplatz und konnte für rund 5.700 Dollar pro Monat ausschließlich gemietet werden. (pte)