Hauptversammlung

Höttges trifft als neuer Chef den Nerv der Telekom-Aktionäre

15.05.2014
Start mit Vorschusslorbeeren: Die Aktionäre der Deutschen Telekom haben dem neuen Konzernchef Tim Höttges auf seiner ersten Hauptversammlung den Rücken gestärkt.

Die Anteilseigner stützten am Donnerstag in Köln weitgehend die Strategie des ehemaligen Finanzchefs der Bonner. Zugleich hielt er die Hoffnungen einiger Aktionäre auf einen lukrativen Ausstieg aus dem US-Geschäft am Köcheln. Dieses wächst zwar stark, kostet aber auch einiges an Geld. Über die geplante Dividende in Höhe von 0,50 Euro je Aktie sollten die Anteilseigner ebenfalls entscheiden.

Höttges hatte zu Beginn seiner Amtszeit das europäische Geschäft in den Mittelpunkt seiner Arbeit gerückt. Hier will er die Telekom zur ersten Adresse machen - technologisch wie finanziell. Am Finanzmarkt wird ohnehin seit langem hinter vorgehaltener Hand davon gesprochen, dass vor allem der drittgrößte US-Mobilfunker Sprint konkretes Interesse an der amerikanischen Mobilfunktochter T-Mobile USA hat. Zusammen könnten die beiden kleineren Mobilfunkanbieter die beiden Platzhirsche Verizon und AT&T unter Druck setzen.

Am Ende müsse in den USA der Ausstieg stehen, forderte Aktionärsvertreter Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Höttges machte denn auch leise Hoffnung, dass sich die teuren Ausgaben für die Kundengewinnung in den Staaten auszahlen könnten. "Entscheidend ist jetzt die Sicht der amerikanischen Wettbewerbsbehörden", sagte Höttges mit Blick auf mögliche Fusionen auf dem US-Markt. Dafür sei T-Mobile USA gut positioniert. In den USA stünden enorme Investitionen in die Netze bevor. "Experten sagen daher, es wäre langfristig die beste Lösung, wenn es neben AT&T und Verizon noch einen dritten großen Anbieter auf dem US-Markt gäbe."

Höttges verschärfte zudem seine Kritik an den Regulierern auch mit Blick auf die Konkurrenz von Technologiefirmen. Diese verdienten zulasten der Netzinvestitionen durch die Telekom Geld, unterlägen aber nicht den gleichen Regeln. Er forderte, Regulierung solle nicht die europäischen Anbieter schwächen, sondern sie auch gegenüber Rivalen aus dem Ausland stärken. Die Dominanz von Unternehmen aus den USA und Asien in einigen Tech-Branchen scheine derzeit uneinholbar. Damit sprach er Aktionärsvertretern aus der Seele. Sie sehen den Konzern nach wie vor gegängelt von den Aufsehern in Berlin und Brüssel. Der Konzern leidet seit Jahren unter gekürzten Durchleitungsentgelten und Roaming-Gebühren sowie Beschränkungen bei Zukäufen.

Immerhin: Die umstrittenen Roaming-Gebühren fürs Telefonieren im europäischen Ausland stellte Höttges zur Disposition. In einem europäischen Binnenmarkt könnten die Extrakosten nach einer Übergangsfrist wegfallen, sagte er. Im Gegenzug sollten die Kartellbehörden aber auch nicht mehr auf winzige Teilmärkte schauen, meinte er in Anspielung auf die derzeitige Praxis bei der Prüfung von Fusionsvorhaben. Das EU-Parlament hatte vor wenigen Wochen den Wegfall der Roaming-Gebühren von Mitte Dezember 2015 an beschlossen. Die EU-Staaten müssen noch zustimmen.

Ganz ohne Kritik kam aber auch Höttges nicht davon. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment und andere bemängelten mit Blick auf Höttges' Aufsichtsratsmandat beim FC Bayern München die angebliche "Nibelungentreue" des Gremiums gegenüber Vereinspräsident Uli Hoeneß bis zu dessen Verurteilung wegen Steuerhinterziehung. Vor dem Hintergrund guter Unternehmensführung und der Einhaltung gesetzlicher Regeln habe er dafür kein Verständnis, so Speich. Im Plenum erntete er damit großen Applaus. Höttges sah hingegen keinen Reputationsschaden für die Telekom: Die Erfolge des Vereins hätten den Markenwert des Unternehmens gesteigert. (dpa/tc)