Hörbücher: Weiterbildung nebenbei

05.01.2006
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ist freier Journalist in Bonn.

Leerzeit wird zur Lernzeit

Den Erfolg des Lernens von der CD erklärt sich Alex Rusch, Hörbuchverleger in der Schweiz, so: "Wir machen Leerzeit zu Lehrzeit." Die neuen Medien würden nicht nur im Auto genutzt, sondern in allen Situationen, in denen das Ohr noch nichts zu tun hat. Beim Bügeln, im Fitness-Studio, im Zug und in der U-Bahn lässt sich das Audiobuch konsumieren. "Eine halbe Stunde am Tag hat jeder - und sei es morgens nach dem Aufstehen und im Bad", rechnet Rusch vor. So könne man auf 180 Stunden Lernen pro Jahr kommen.

Die Berufstätigen erreichen die Hörbücher mit einfachen Inhalten. "Sofort erkennbares Nutzenversprechen", beschreiben Verleger, wie sie neue Titel auswählen. Ratgeberbücher mit Titeln wie "Mehr Zeit für das Wesentliche" oder "Reden ohne Angst" kommen bei den Kunden gut an. Auch die Hörbuchversionen von bekannten Bestsellern laufen gut. Wer etwa keine Zeit hat, das Führungsbuch "Fish", einen Dauerseller aus dem Redline-Verlag, zu lesen, greift zur Alternative Hörbuch. Der erste Band aus der Fish-Bücherserie ist bei Rusch für 29,90 Euro zu haben.

Die Grenzen des Hörbuchs

Diese Inhalte zeigen freilich auch die Grenzen des Hörbuchs. In den meisten Fällen wird das Medium nebenbei genutzt, während der Hörer noch etwas anderes tut. Deshalb haben die leicht verdaulichen Inhalte so große Erfolge und aus demselben Grund wird das Hörbuch kaum zu den komplexen Themen vordringen. "Schwierige Sachverhalte sind auf diese Weise nur schwer zu vermitteln", beschreibt Itelligence-Medienexperte Scholz. Bilder und Grafiken sollen weg, überdies sei ein gewisser Unterhaltungswert auch bei Fachthemen Standard, damit der Zuhörer dabeibleibt.

Deshalb müssen Universitäten, Seminaranbieter und Trainer nicht um ihr Geschäft bangen. Nicht alle Inhalte, die bislang in Kursen und Vorlesungen gelehrt werden, lassen sich in das Klassenzimmer auf der Autobahn übertragen. Erklärungsbedürftige Themen brauchen die persönlich anwesende Lehrkraft - und das gedruckte Buch. Wer Rechnungslegung oder für einen MCSE-Test lernen will, greift nach wie vor zu den klassischen Medien.