Bewerbungsprozesse im Wandel

Höchste Eisenbahn für Mobile Recruiting

18.06.2020
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Mobile Recruiting ist einer aktuellen Studie zufolge inzwischen ein wichtiger Baustein der Personalarbeit. Für Arbeitgeber heißt das, ihre Bewerbungsprozesse anzupassen - sonst sind die guten Bewerber weg.

Mittlerweile nutzen 58 Millionen Deutsche ein Smartphone - und zwar in nahezu allen Lebensbereichen - eben auch auf der Suche nach einem neuen Job oder auch umgekehrt beim Finden eines passenden Kandidaten für eine offene Stelle. Auskunft über den aktuellen Stand des mobilen Recruitings geben die Zahlen der 18. "Recruiting-Trends" Studie des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg sowie des Karriereportals Monster.

Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Generation Z (der nach 1995 Geborenen). Hier sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache: Nicht nur ist die junge Generation im Durchschnitt häufiger auf Jobsuche als alle anderen Generationen, sie setzen dabei auch mehr als alle anderen auf die Stellensuche mit dem Smartphone und mobile Bewerbung.

Die Generation Z legt Wert auf mobiles Recruiting. Für sie sind schnelle und einfache Webseiten wichtig, um sich auch "on the go" bewerben zu können.
Die Generation Z legt Wert auf mobiles Recruiting. Für sie sind schnelle und einfache Webseiten wichtig, um sich auch "on the go" bewerben zu können.
Foto: Rawpixel.com - shutterstock.com

Mehr als 85 Prozent der Arbeitgeber gehen davon aus, dass sie Kandidaten verlieren, wenn sie Mobile Recruiting nicht aktiv umsetzen. Dementsprechend hat sich auch die Aufgeschlossenheit gegenüber mobiler Rekrutierung verändert. Während vor vier Jahren 61,2 Prozent der Top-1000-Unternehmen angaben, gegenüber Mobile Recruiting aufgeschlossen zu sein, sind es heute 82,1 Prozent.

"Mobile heißt einfach und schnell"

"Mobile heißt schon lange nicht mehr bloß, mobile Endgeräte zu benutzen. Mobile heißt schnell und einfach", gibt Tim Weitzel, Studienleiter und Professor am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen, der Universität Bamberg, zu bedenken. Für Unternehmen bedeute dies, dass sie schnell auf Kandidaten reagieren und dass Webseiten einfach nutzbar sein müssen. "Vor allem jüngere Kandidaten brechen eine Jobsuche einfach ab, wenn sie zu aufwändig wird. Hinzu kommen wachsende Privacy-Sorgen. Für die Zukunft des Mobile Recruiting sind Ängste der Nutzer eine deutlich größere Herausforderung als Technik oder Wirtschaftlichkeit", kommentiert Weitzel das Ergebnis.

Neun von zehn Top-1000-Unternehmen sehen durch die stetig steigende Nutzung von mobilen Geräten einen großen Einfluss auf die Rekrutierung. In über 90 Prozent der Top-1000-Unternehmen ist man überzeugt, dass sich Bewerber mobil nach offenen Stellen umsehen - und sich auch mobil bewerben wollen. Immerhin jeder dritte Kandidat bevorzugt mittlerweile diese Form der Bewerbung.

Die Gründe: 52,9 Prozent geben an, sich dank der mobilen Bewerbung "on the go" bewerben zu können, 51,7 Prozent begrüßen die Effizienz und Zeitersparnis mobiler Bewerbungen. In der Konsequenz bewerben sich rund 39 Prozent mittels mobiler Bewerbungen häufiger bei Unternehmen als früher. Zwar dominieren weiterhin die Jobsuche und Bewerbung am heimischen PC, allerdings nehmen die Zahlen seit Jahren ab.

Smartphone-Bewerbung mit Hindernissen

Eine vollständige Umsetzung von Mobile Recruiting steht allerdings in vielen Firmen noch aus, so die Studie: Nur knapp 37 Prozent der Top-1000-Unternehmen geben an, dass mobile Rekrutierung in ihrem Tagesgeschäft angekommen ist (zum Vergleich: In den befragten IT-Unternehmen sind es bereits 64,7 Prozent). Ein Grund, weshalb Unternehmen noch am Anfang der Umsetzung entsprechender Maßnahmen stehen, können laut Weitzel unterschiedliche Standards etwa in Bezug auf die technische Integration oder Anbindung an andere Systeme der Anbieter am Markt sein.

"Bewerber müssen sich einfach mobil bewerben können", betont Sylvia Edmands, Geschäftsführerin von Monster in Deutschland. Wenn unternehmen das nicht anbieten, gingen ihnen gute Bewerber verloren - "die dann im Zweifel bei der Konkurrenz anheuern". Deshalb setzte ihr Unternehmen auf den Ansatz "Mobile First". Aktuell würden über 60 Prozent der Jobsuchen bei Monster.de per Smartphone auf der mobilen Webseite oder der App ausgeführt.