Zehn Mythen um Hochverfügbarkeit

Hochverfügbare IT-Systeme sind kein Zauberwerk

12.08.2009
Von Ulrich Lenz

5. Cluster bieten für alle Fälle ausreichende Sicherheit

Cluster arbeiten im Störungsfall nicht unterbrechungsfrei. Die Übernahme der Prozesse durch das nicht gestörte System erfordert eine gewisse Failover-Zeit, während der Anwendungen und Daten nicht zur Verfügung stehen, weil beispielsweise System-Dienste und Programme neu gestartet, Datenbank-Transaktionen zurückgesetzt werden müssen und so weiter. Auch wenn ein solcher Failover in modernen Cluster-Systemen weitgehend automatisch erfolgt, werden je nach Komplexität der Applikationen immer mehrere Minuten vergehen, bis alle Systeme wieder uneingeschränkt zur Verfügung stehen. In Extremfällen kann die Übergabe der Prozesse aber auch mehrere Stunden dauern. Cluster-Server kommen damit nicht über eine durchschnittliche Verfügbarkeit von rund 99,99 Prozent hinaus, was einer Ausfallzeit von einer knappen Stunde pro Jahr entspricht. Wobei je nach Anwendungsfall, weniger die Länge der Ausfallzeit problematisch sein kann, als die unvorhersehbare Unterbrechung der Prozesse.

Parallelwelten: In einem Cluster wird die Arbeit auf viele Server aufgeteilt.
Parallelwelten: In einem Cluster wird die Arbeit auf viele Server aufgeteilt.

In der Praxis erweisen sich diese Systeme auf Grund ihrer Komplexität als recht schwierig und aufwändig zu administrieren. Es müssen ja zwei voneinander ganz unabhängige Server-Systeme mit jeweils eigenem Betriebssystem und eigener Anwendungs-Software betrieben werden, dazu kommt ein logischer Server für die Cluster-Steuerung. Diesem muss der Administrator mit einem Script mitteilen, welche Aufgaben im Störungsfall wie verteilt werden müssen. Natürlich sind zwei Systeme aufwändiger zu pflegen als eines, zumal ein Cluster nur funktionieren kann, wenn immer alles parallel erfolgt wie zum Beispiel die Durchführung von Updates, die Einführung von Sicherheitsrichtlinien und so weiter. Ist der Betrieb schon bei zwei Cluster-Knoten nicht ganz einfach, so steigt der Aufwand für die Steuerung und Kontrolle der Knoten erheblich, wenn noch mehr Server in einem Cluster zusammengeschlossen sind. Ohne entsprechend fachkundiges Bedienerpersonal lassen sich solche Konfigurationen nicht beherrschen. Cluster-Lösungen weisen damit relativ hohe Gesamtkosten auf, selbst wenn für die eigentliche Server-Hardware vergleichsweise preiswerte Geräte eingesetzt werden.

6. Für Hochverfügbarkeit benötigt man spezielle Applikationen

Für Cluster-Lösungen müssen die Applikationen tatsächlich angepasst werden. Fehlertolerante Server aber arbeiten mit Standard-Technologien, so dass Windows- und Linux-Applikationen ohne Anpassungen oder Änderungen betrieben werden können. Wenn sich ein fehlertoleranter Server trotz redundanten Komponenten wie eine einzelne Maschine verhält, so benötigen Anwender - im Unterschied zu Cluster-Systemen - für ihre Applikation auch jeweils nur eine einzige Lizenz.