Neues Licht fällt auf die IBM-Hitachi Industriespionage:

Hitachi will seinerseits IBM verklagen

15.10.1982

SAN FRANCISKO (nw) - In der Industriespionageaffäre "IBM/Hitachi" zeichnen sich neue Entwicklungen ab: Nicht IBM allein klagt mehr, jetzt versuchen die Anwälte von Hitachi nach Information des Handelsblattes den Spieß umzudrehen. IBM sei nicht das Opfer, sondern der Anstifter des Skandals.

Wie schon die COMPUTERWOCHE Nr. 40 vom 1. Oktober 1982 berichtet, hat die IBM Klage gegen Hitachi Ltd eingereicht, mit dem Ziel, dem japanischen Unternehmen die Verwendung vertraulicher IBM-Computeranlagen, die IBM gestohlen worden seien, zumindest vorläufig zu untersagen. Falls nun IBM mit ihrer Klage Erfolg haben sollte, dürften Hitachi-Großcomputer unter Umständen in den USA nicht mehr verkauft werden. Zudem sei nach Angaben von VWD ein Gerichtsbeauftragterenannt worden sein, der die Hitachis Entwicklungs- und Forschungsaktivitäten untersuchen soll. IBM vermutet nämlich, daß mindesten 18 geheime Technologieentwicklungen gestohlen worden sind.

Hitachi möchte nun beweisen, daß IBM sich der Abwehrmechanismen des FBI bedient und dem Konkurrenten bewußt eine Falle gestellt habe. Die geheimen IBM-Dokumente bekam damals Hitachi von einer Computer-Beratungsgesellschaft, dessen Inhaber eine IBM-Karriere hinter sich hatte.

Ihm wird nun vorgeworfen eine Doppelrolle gespielt zu haben. Auf das Ansinnen Hitachis, vertrauliche IBM-Unterlagen zu besorgen, meinte er, er selbst sei dazu zwar nicht in der Lage, wüßte aber eine andere Quelle. Daraufhin habe er eine Verbindung mit einer Firma hergestellt, bei der es sich nun um eine Tarnfirma des FBI handeln soll. Bei dessen Präsident handele es sich Hitachi zufolge um einen FBI-Agent, der mit einem IBM-Mann aus der Spionageabwehr zusammengearbeitet habe.

Der FBI-Agent nun habe dem Handelsblatt zufolge die geheimen IBM-Dokumente für Hitachie zunehmend schmackhaft gemacht, um im Juni dieses Jahres die Falle zuschnappen zu lassen.