Storage-Verband präsentiert beeindruckendes Solutions Center

Hitachi und iSCSI prägen Speichermesse

17.09.2004
Die diesjährige Storage Networking World Europe (SNW) in Frankfurt stieß auf ein deutlich größeres Interesse als die Vorjahresveranstaltung in Cannes. Höhepunkt war das neue Highend-Speichersystem von Hitachi Data Systems. Doch daneben gab es zahlreiche interessante Neuvorstellungen etwa aus den Bereichen iSCSI-fähige Disk-Systeme und Interoperabilitätslösungen. Von Christoph Lange*

Für den Höhepunkt bei den Produktneuheiten sorgte Hitachi Data Systems (HDS), das am ersten Messetag das neue Highend-Speichersystem "Tagmastore" weltweit öffentlich vorstellte. Die auch als Universal Storage Platform (USP) bezeichnete Lösung wird als Konsolidierungsplattform positioniert und kommt mit einer deutlich gestiegenen Leistungsfähigkeit und Flexibilität der Datenspeicherung im Vergleich zu bisherigen Produkten des Herstellers (siehe CW Nr. 37, Seite 16).

Zeitgleich präsentierte Hewlett-Packard (HP) die "XP 12000", bei der es sich um eine OEM-Version des neuen HDS-Systems handelt. In Tagmastore sind mehr als fünf Jahre gemeinsame Entwicklungsarbeit von HP und HDS eingeflossen. HP bietet für die XP 12000 eigene Softwarelösungen an, die unter anderem das Continouous Access XP Journaling für eine schnelle Datenreplikation sowie Cluster-Support mit Datenspiegelung über verschiedene Standorte hinweg umfassen. Auch Sun vertreibt das Tagmastore-System unter dem Namen "Storedge 9990".

Das aus Seagate hervorgegangene Unternehmen Xiotech hat im Juni den Sprung auf den europäischen Markt gewagt. Auf der SNW präsentierte Xiotech das SAN-Disk-Array Magnitude 3D, mit dem sich hochverfügbare Fibre-Channel-Speichernetze einfach und schnell aufbauen lassen sollen. Das System unterstützt unterschiedliche Festplattentypen, so dass Anwender leistungsfähige Enterprise-Platten und kostengünstige S-ATA-Disks in einer Box mischen können.

Die ehemalige LSI Logic Storage Systems nutzte den Messeauf- tritt, um sich dem Publikum unter dem neuen Namen Engenio bekannt zu machen. Hintergrund der Umbenennung ist die Loslösung von der Chip-Mutter LSI Logic. Engenio hat eine neue Controller-Generation angekündigt, die FC-Festplatten nicht mehr wie bisher über FC-AL (Fibre Channel Arbitrated Loop) anspricht, sondern mithilfe eines FC-Switch-on-a-Chip 14 Festplatten gleichzeitig über dedizierte Switch-Verbindungen bedienen kann.

Eine klare Aufwärtstendenz zeichnet sich im noch jungen iSCSI-Markt ab. Mit dieser Technologie können Server über normale Ethernet-Netzwerke auf Speicherressourcen im SAN zugreifen. Besonders deutlich macht sich die erhöhte Nachfrage bei Network Appliance bemerkbar, die schon sehr früh iSCSI-fähige Disk-Systeme angeboten haben. Auch IBM hatte mit der "i200" schon sehr früh ein iSCSI-Disk-System auf den Markt gebracht, das jedoch zunächst wieder zurückgezogen wurde. Auf der SNW startete IBM einen neuen Anlauf: Die "DS300" ist ein kostengünstiges iSCSI-Disk-Array, das sich mit bis zu drei Netzwerkkarten und 2 TB Speicherkapazität ausrüsten lässt. Es baut auf der Flexible Storage Architecture (FSA) von Adaptec auf.

iSCSI-HBAs von Adaptec können auch in dem IP Storage Server 9200 von Reldata zum Einsatz kommen. Das Storage-Startup-Unternehmen bietet eine auf Linux basierende Lösung an, mit der sich heterogene Speicherumgebungen konsolidieren und zentral verwalten lassen. Reldata 9200 integriert dabei Speichersysteme jeder Art, von Direct-Attached-SCSI über NAS und iSCSI bis hin zu FC-Geräten. Zu den wichtigsten Funktionen zählen In-Band-Virtualisierung, Snapshot-Backups sowie synchrone und asynchrone Datenreplikation. Durch den Einsatz von Open-Source-Software wie dem SAN-File-System "Sistina GFS" ist das Komplettsystem vergleichsweise kostengünstig.

Solution Center beweist Interoperabilität

Die Storage Networking Industry Association Europe (SNIA), Mitveranstalter der SNW, hat auch dieses Jahr ein beeindruckendes Solutions Center auf die Beine gestellt, wo zahlreiche Storage-Hersteller die Interoperabilität ihrer Produkte präsentierten. Cisco zeigte unter anderem, wie sich Speicherrressourcen über die Multiprotocol Director Switches der MDS-9000-Familie virtualisieren lassen. Mit dem SAN TAP Service präsentierte Cisco eine Lösung, mit der ein Switch alle I/O-Operationen kopiert und zum Beispiel an eine Remote-Replication-Appliance schickt.

Brocade war im Solution Center unter anderem mit den "Silkworm-24000"-Direktoren und den Multiprotocol-Routern (MPR) vertreten. Die MPR stellten mithilfe ihrer LSAN-Funktion (Logical SAN) die Verbindungen zwischen mehreren voneinander unabhängigen SAN-Fabrics her. CNT hat sowohl das neue Flaggschiff-Produkt, den Ultranet Multiservice Director (UMD), als auch den bisherigen FC/9000-Direktor in das Solution Center integriert. Qlogic hatte vier SANbox-5200-Switches aufgebaut, die über 10-Gigabit-Uplinks zu einem Stack verbunden waren.

Zentrales Management

Bei der Verwaltung dieser heterogenen Umgebung spielte die Storage Management Initiative der SNIA (SMI-S) eine zentrale Rolle. Alle großen Hersteller unterstützen mittlerweile diese Spezifikation. EMC präsentierte diesbezüglich das "Control Center", mit dem sich heterogene Speichersysteme verwalten lassen. Bei Veritas standen der Ausbau des Utility-Computings und die SMI-S-Unterstützung im Mittelpunkt.

Auch Computer Associates (CA) hatte zur Veranstaltung Neuheiten im Portfolio. Einige Komponenten von "CA Brightstor Arcserve Backup 11.1" liefen bereits im Solutions Center. Die neue Brightstor-Arcserve-Version enthält einen Process Automation Manager, der eine Workflow-Plattform für das Storage-Management bereitstellt. Damit lassen sich Speichersysteme regelbasiert verwalten und Veränderungen dokumentieren. Den SAN-Manager hat CA mit dem SAN Resource Manager integriert, wodurch das Tool Datenpfade von Ende zu Ende darstellen kann. (ue)

*Christoph Lange ist als freiberuflicher Journalist und IT-Consultant in München tätig.

SAN-Board

Zum Auftakt der Storage Networking World Europe 2004 lud die Anwendervereinigung SANBoard (www.sanboard.de) gemeinsam mit der SNIA zu einer Informationsveranstaltung über neue SAN-Technologien ein. An dem Erfahrungsaustausch beteiligten sich rund 25 Storage-Anwender aus dem deutschsprachigen Raum. Derzeit sind 112 Anwender aus 60 Firmen als SANBoard-Mitglied registriert. Hauptanliegen der 2001 von Endkunden gegründeten "Privatinitiative" ist es, ein Diskussionsforum zu schaffen und Informationen allgemein zugänglich zu machen.