Japanische Hersteller bleiben am Ball

Hitachi und Fujitsu starten eine Offensive im Mainframe-Bereich

20.03.1992

TOKIO (IDG) - Ab "Totallösung für die 90er Jahre" preist der japanische Hitachi-Konzern sein neues Rechnerkonzept, das jetzt zusammen mit einer neuen Großrechnerserie in Japan vorgestellt wurde. Daneben hat auch der zweite japanische PCMer neue Mainframes sowie eine Rückkehr in den US-Supercomputermarkt angekündigt.

Beide Unternehmen unterstreichen mit ihren neuesten Ankündigungen ihr Engagement im PC-Bereich, wo sie als Trittbrettfahrer des Marktführers IBM auch in Zukunft Gewinne einfahren wollen. Hitachi hat zusätzlich zu den neuen Rechnern auch ein Konzept für große, unternehmensweite Informationssysteme vorgestellt. "Forefront", so der Titel, soll dazu beitragen, daß PCs, Workstations und Mainframes auf einfache Weise zusammenarbeiten. Dadurch sollen Systeme aufgebaut werden, in denen keine Informationen verloren gehen und die Rechenleistung voll ausgenutzt werden kann.

Mit Forefront holt Hitachi aber letztlich nur nach, was die Wettbewerber IBM und Fujitsu bereits vor einiger Zeit angekündigt haben. Alle großen Mainframe-Hersteller erwarten nämlich, daß sie durch die Erarbeitung derartiger Konzepte den Anwender dazu bewegen können, auch in Zukunft auf teure Mainframes zu setzen. In allen derartigen Plänen werden PCs und Workstations als die Hauptwerkzeuge zur Informationsverarbeitung eingesetzt, während Mainframes mit der Datenhaltung betraut werden sollen.

Und genau für diese Zwecke hat Hitachi die neuen Systeme der Familie M-800 vorgestellt. Die neue Rechnerfamilie besteht aus elf Systemen, auf denen die relationale Datenbank XDM/RD laufen soll. Die Hauptlinie sind die Serie M-880 mit den beiden Systemen "Model 620" mit etwa 300 MIPS und "Model 180" mit rund 60 MIPS sowie die Serie M-860, die neun verschiedene Systemen beinhaltet, deren Leistung von zirka 7 MIPS bis 87 MIPS reicht. Die Auslieferung der Systeme soll im zweiten Quartal dieses Jahres beginnen, die komplette Produktpalette wird nach Herstellerangaben im ersten Quartal 1993 lieferbar sein.

Fujitsu kehrt in den US-Markt zurück

Der zweite Japan-PCMer Fujitsu hat sein Angebot an Midrange- und High-end-Mainframes ausgebaut. Sieben neue Rechner bilden die Mittelklassefamilie M-1400, ebenfalls sieben Modelle zählen zur Großsystemserie M-1600 und ein System erweitert die Top-end-Serie M1800. Diese Ankündigungen wurden ergänzt durch neue Software im Datenbankbereich, zwei neue Magnetplatten, eine Magnetbandbibliothek, ein System zur Fernwartung und neue Wartungssoftware.

Die Rechenleistungen der neuen M-1400-Systeme liegen zwischen 1,6 und 11,5 MIPS, während sich die M-1600-Rechner Leistungen zwischen 7,2 und 52,6 MIPS bewegen sollen. Das neue "Model 10R" der Familie M-1800 bietet eine Leistung von 27,3 MIPS und füllt damit eine Lücke, die es in dieser Serie gab. Alle neuen Fujitsu-Rechner sollen bis zum Jahresende lieferbar sein.

Darüber hinaus kündigte Fujitsu in den USA an, daß man in den dortigen Markt für Supercomputer zurückkehren will. Ab sofort bietet das Unternehmen die Unix-basierten VP-2000-Systeme an. Dabei handelt es sich um Vektorprozessoren, die sich für alle klassischen Supercomputeranwendungen in Wissenschaft und Forschung eignen. Die insgesamt zehn Modelle dieser Familie schaffen zwischen 0,5 und fünf Milliarden Fließkomma-Operationen pro Sekunde. Für diese Rechner bieten die Japaner auch Software für Mechanik, Flüssigkeitsdynamik und chemische Forschung an. Bis 1989 hatte Fujitsu bereits Supercomputer in den USA angeboten, konnte aber nur drei derartige Rechner verkaufen, nachdem öffentlichen Institutionen der Kauf japanischer Superrechner untersagt wurde. Aus diesem Grund will Fujitsu seine Systeme jetzt in erster Linie an nicht-staatliche Forschungseinrichtungen und Unternehmen verkaufen.