Hintergrund/Kuehles Klima

21.07.1995

Waehrend der Grosshandel - gemessen am Umsatz die zweitgroesste Wirtschaftsstufe in Deutschland - nach zweijaehriger Stagnation im vergangenen Jahr erstmals die Billionengrenze ueberschritt, sieht sich der Einzelhandel bereits seit zwei Jahren einem zunehmend kuehlen Konsumklima gegenueber und hatte im vergangenen Jahr einen realen Rueckgang der Erloese von 2,6 Prozent hinzunehmen. Entgegen diesem Umstand steht der Einzelhandel derzeit am Beginn einer investitionsintensiven Phase. Denn trotz der momentan schwierigen Geschaeftslage rechnet der Einzelhandel offensichtlich nicht mit einem dauerhaften Verfall der Handelskonjunktur und scheint vielmehr entschlossen, seine Wettbewerbsfaehigkeit mit Hilfe von effizienz- und effektivitaetssteigernden Massnahmen zu erhoehen.

Die Betrachtung der Investitionstaetigkeit des Grosshandels in den letzten Jahren macht deutlich, dass dieses Branchensegment gestaerkt in die Aufschwungphase eintritt. Die Investitionsquote hat ihren Zenit nach der Wiedervereinigung zwar ueberschritten, verharrt nun aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Dabei wurden die Investitionsmittel weniger fuer die Marktausweitung als vielmehr fuer Rationalisierung und Prozessoptimierung verwendet, was vor allem durch sich aendernde Marktstrukturen initiiert wurde.

Strategischer Schwerpunkt der DV-Investitionen beider Branchensegnemte in den naechsten ein bis zwei Jahren wird die Integration von zentralen und Einzelplatzloesungen zu einem unternehmensweiten IT-Konzept sein. Daneben ist die Umsetzung von unternehmensuebergreifenden Kommunikationskonzepten das zentrale Thema zum Category Management und der damit verbundenen Veraenderung der Aufgabenverteilung zwischen Hersteller und Handel. Der Einzelhandel konzentriert sich demgegenueber neben der IT- Integration deutlich auf das erwaehnte Redesign der IT-Strukturen.

Die Aufgeschlossenheit der Branche gegenueber neuen Technologien zeigt sich heterogen. Lediglich 15 Prozent der Unternehmen befassen sich derzeit konkret mit Multimedia und dessen Einsatzmoeglichkeiten. Waehrend die Kleinbetriebe die Moeglichkeiten der neuen Technik vor allem in der Promotion nutzen wollen, denken die Grossbetriebe zudem an dialogfaehige, interaktive Anwendungen. Weitere Schwerpunkte im Einsatz neuer Technologien sind Windows 95, Windows NT sowie die 64-Bit-Technologie. Der Grosshandel setzt darueber hinaus verstaerkt auf Workflow-Loesungen.

(Zitiert aus: "DV-Einsatz in den Mittel- und Grossbetriebsformen des deutschen Handels" - Marktuntersuchung der Techconsult Kassel im Auftrag der Computerwoche Verlags GmbH.)