SAP-Migration von Unix auf Linux

Hilti meistert erzwungenen Technologiewechsel

04.09.2009
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.
Anzeige  Das von HP verkündete Ende von Tru64 Unix und Alpha zwang die Hilti AG zu einer Migration aller Server und Geschäftsanwendungen auf Red Hat Linux. Michael Hagmann, Leiter Enterprise-Server-Technologie bei der Hilti AG, schildert die besonderen Herausforderungen des Großprojekts.

Computerwoche: Hilti hat seine SAP-Applikationen auf Red Hat Linux migriert. Was waren die Gründe für den Systemwechsel?

"Die Kombination von SAP und Red Hat Linux hat zu deutlichen Performance-Verbesserungen geführt." Michael Hagmann, Hilti AG
"Die Kombination von SAP und Red Hat Linux hat zu deutlichen Performance-Verbesserungen geführt." Michael Hagmann, Hilti AG

Michael Hagmann: Als HP 2004 bekanntgab, Entwicklung und Support für Tru64-Unix und die Alpha-Server einzustellen, suchten wir eine neue, adäquate Lösung für unsere unternehmenskritischen Systeme.

Wir befanden uns in einer typischen Herstellerabhängigkeit: Das gesamte, jahrelang aufgebaute Know-how unseres Teams war plötzlich nahezu wertlos Zu versuchen, den Lebenszyklus der Tru64/Alpha-Plattform zu verlängern, war keine Option, denn wir wären sehr schnell auf Wartungs- und Hardwareprobleme gestoßen.

Computerwoche: Wie sind Sie nach der Ankündigung von HP vorgegangen, um das Problem zu lösen?

Hagmann: Unser Enterprise-Server-Team hatte bis zur Formulierung einer Investitionsvorlage für die Geschäftsführung nur drei Monate Zeit, um unterschiedliche Hard- und Software-Optionen zu analysieren. Ein starkes Argument zu Gunsten der Red Hat Lösung war, dass alle Applikationsanbieter eine Zertifizierung für Red Hat vorweisen konnten.

Die größten und zugleich unternehmenskritischen Anwendungen mit jeweils mehr als fünf Terabyte Daten waren die SAP Business Suite, SAP ERP und SAP CRM. Als langjähriger SAP-Anwender hatten wir uns zum Ziel gesetzt, die SAP-Umgebung zu konsolidieren, zu standardisieren und auszubauen, um als Ergebnis der Migration die Unternehmensperformance zu steigern und die Reportingfunktionen zu verbessern.

Computerwoche: Welche Vorteile bietet Linux allgemein und Red Hat im Besonderen im SAP-Umfeld?

Hagmann: Die Kombination von SAP und Red Hat Linux hat zu deutlichen Performance-Verbesserungen geführt. Die auf Standards basierende Architektur ermöglicht uns, die Kosten deutlich zu reduzieren. Aufgrund der Abstimmung zwischen Red Hat und SAP sind wir überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein, und die Kosten durch eine Migration der gesamten SAP-Umgebung auf Red Hat Enterprise Linux weiter senken zu können.

Linux ist außerdem die Entwicklungsplattform von SAP; Red Hat wurde als erstes für SAP zertifiziert. Diese Linux-Distribution bietet mit OS, Clusterfilesystem und Cluster eine sehr gute Lösung. Außerdem konnten wir das Addon Open Sharedroot von Atix sharedroot einsetzen, was für uns ausschlaggebend war.

Computerwoche: Was waren die besonderen Herausforderungen in diesem Projekt und was nehmen Sie als wichtigste Lektion mit?

Hagmann: Mir ist kein anderes Projekt in dieser Größenordnung bekannt, insbesondere mit SAP. Dadurch standen wir natürlich vor dem ein oder anderen unerwarteten Problem, das wir mit Red Hat Atix lösen mussten.

Größeren Anwenderunternehmen rate ich auf jeden Fall dazu, den TAM-Support und die EUS-Erweiterung in Anspruch zu nehmen. Meine wichtigste Erkenntnis ist, dass es keinen triftigen Grund mehr gibt, ein proprietäres Unix einzusetzen.

Computerwoche: Haben Sie bereits konkrete Pläne für zukünftige Entwicklungen?

Hagmann: Wir werden von Red Hat Enterprise Linux 4 direkt auf die Version 6 springen. Deshalb beginnen wir bereits in diesem Jahr mit dem Engineering eines Hilti Linux Bundles 3 mit Version 6.

Computerwoche: Vielen Dank für das Gespräch!