Mobbing von oben

"Hilfe, mein Chef ist unfähig"

04.04.2007
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Im Notfall: innere Kündigung

Sich für die Arbeit nicht mehr zu interessieren, Dienst nach Vorschrift zu betreiben, und zwar so, dass einem höhere Stellen nicht am Zeug flicken können, ist eigentlich kein guter Rat. Es macht nicht nur mehr Spaß, wenn alle engagiert arbeiten, sondern es bringt auch mehr Geld. Wenn das in einem Unternehmen aber nicht möglich ist, kann die innere Kündigung eine gesundheitlich begründete, im Besserungsfall zurückzunehmende Notwehr sein. Die zugehörige Tarnung muss man allerdings lernen. Oft sind Mitarbeiter, die innerlich gekündigt haben, bei ihren Vorgesetzten beliebt: Freundlich und ausgeglichen helfen sie, unsichtbar die Achseln zuckend, den Karren gegen die Wand zu schieben, weil das eben so verlangt wird.

In der Minderheit sind sie damit nicht. Die Unternehmensberatung Gallup ermittelte 2004, dass sich in Deutschland nur 13 Prozent der Mitarbeiter ihrem Unternehmen emotional stark verbunden fühlen. Dadurch sowie durch hohe Fehlzeiten und niedrige Produktivität entstehe jährlich ein gesamtwirtschaftlicher Schaden von über 250 Milliarden Euro. Diese Zahl muss man mit etwas Vorsicht genießen. Einige Folgen des Diensts nach Vorschrift sind schwer in Euro anzugeben. Manche vertrödelte Arbeitsstunde wird wieder hereingeholt, und manches erledigen Profis auch gut, wenn sie keine Lust dazu haben, schon weil schlecht Arbeiten noch unbefriedigender ist. Andererseits weiß jeder frustrierte Mitarbeiter, was es dem Unternehmen bringen könnte, wenn er auch nur jede fünfte gute Idee, die ihm durch den Kopf geht, zu verwirklichen versuchen würde.