IT im Tourismus/Airlines bringen das Web in die Luft

Highspeed-Internet im Flugzeug

01.03.2002
Business-Reisende brauchen künftig auch im Flugzeug nicht mehr auf E-Mails und auf den Zugriff aufs Firmennetz zu verzichten. Eine Boeing-Technik ermöglicht den Highspeed-Internet-Zugang über den Wolken. Kleinere Airlines setzen auf billigere Schmalband-Anbindungen. Von Klaus Manhart*

Für Business-Reisende fällt bald eine der letzten Bastionen der Unerreichbarkeit. Airlines und Industrie arbeiten mit Hochdruck daran, das Flugzeug Internet-tauglich zu machen. Bis zum Ende des Jahrzehnts werden die Fluggesellschaften mehr als 70 Milliarden Dollar in die Kommunikations-Aufrüstung ihrer Flugzeuge stecken, prognostiziert der Branchenverband "World Airline Entertainment Association". Angesichts des großen Bedarfs und der angepeilten Zielgruppe dürften sich die Kosten schon bald amortisiert haben. Schließlich sind Business-Kunden eine attraktive Zielgruppe, die bis zu 16 Stunden an ihren Sitzplatz gebunden ist - und dabei Zeit hat zum Surfen, Arbeiten und Geldausgeben.

Ganz vorne mit dabei will die deutsche Lufthansa bei der Vernetzung ihrer Flugflotte sein. Ab Mitte 2002 soll es an Bord der ersten Lufthansa-Passagierflugzeuge des Typs Boeing 747 die Möglichkeit geben, im Web zu surfen, Mails zu verschicken und zu versenden sowie sich ins Firmennetz einzuwählen. 2003 soll dann für die gesamte Langstreckenflotte das fliegende Büro mit Highspeed-Internet-Zugriff zum regulären Lufthansa-Angebot zählen.

Die deutsche Airline setzt als erster internationaler Kunde außerhalb der USA auf das Boeing-Produkt Connexion des gleichnamigen US-Flugzeugbauers. "Wir glauben, dass diese Lösung am besten den Bedürfnissen unserer Passagiere nach einem Kommunikationssystem hoher Leistungsfähigkeit gerecht wird", betonte Wolfgang Mayrhuber, Deutsche Lufthansa AG, bei der offiziellen Unterzeichnung der Übereinkunft mit Boeing auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris Mitte Juni. Erst wenige Tage vorher hatten sich die drei großen US-Fluglinien American Airlines, Delta Air Lines und United Airlines dafür entschieden, insgesamt 1500 Flugzeuge mit der neuen Breitband-Datenverbindung von Boeing auszustatten.

Grundlage des Highspeed-Zugangs aus der Luft ist eine flache, von Boeing entwickelte Spezialantenne, die auf dem Rücken des Flugzeugs installiert ist. Die Verbindung zwischen Flugzeug und Bodenstation stellen Satelliten sicher. Die Connexion-Technologie erlaubt Übertragungsraten, wie sie die Passagiere auch von den derzeit schnellsten Online-Verbindungen am Boden gewohnt sind. So beträgt die Übertragungsrate beim Empfang derzeit bis zu 5 Mbps; beim Senden werden bis zu 1,5 Mbps erreicht. Mit diesen Bandbreiten ermöglicht das System den Nutzern, sich in firmeneigene Netzwerke einzuwählen, die erfahrungsgemäß besonders hohe Anforderungen an den Online-Zugang stellen.

Der Zugang zu Connexion erfolgt über einen Laptop oder ein anderes mobiles Endgerät. Der Nutzer schließt dafür seinen Reiserechner an eine Datensteckdose an seinem Sitz an. Connexion stellt dann fest, welches Betriebssystem sein Rechner verwendet.

Billig wird der Internet-Zugang über den Wolken nicht sein. Ein Boeing-Sprecher rechnet mit Gebühren für eine Online-Stunde in Höhe von 20 bis 25 US-Dollar. Die teuren Zugangskosten sollen die mit etwa 300000 Dollar pro Flugzeug zu Buche schlagende Antennentechnologie amortisieren.

Die Boeing-Technologie ist nicht die einzige Lösung für das Internet aus dem Flugzeug. Eine ganze Reihe weiterer Unternehmen wie Inflight Network, Primex Technologies oder die Inmarsat-Tochter Airia will ebenfalls in das potenziell lohnende Geschäft einsteigen - und bietet für die Airlines und deren Kunden wesentlich preisgünstigere Konditionen. Doch im Vergleich zu Connexion von Boeing sind diese Systeme weniger leistungsfähig: Der anfallende Datenverkehr und die Kosten werden verringert, indem Spiegel-Server die beliebtesten Web-Seiten im jeweiligen Flugzeug bereithalten. Die Datenübertragung erfolgt in der Regel über die bereits bestehenden Bordtelefonsysteme sowie die alten und langsamen L-Band-Satelliten mit bis zu 9,6 Kbit/s, über die bisher die teuren Satellitentelefon-Gespräche von Bord liefen. Da die Verbindung mit dem Satelliten nicht permanent gewährleistet ist, speichert der Bord-Server die E-Mail-Informationen und tauscht sie nur in einem bestimmten Intervall - etwa alle 15 Minuten - mit der Bodenstation aus.

Einer der größten Boeing-Konkurrenten ist das amerikanische Unternehmen Tenzing Communications, ebenfalls in Seattle beheimatet. Tenzing liefert einer ganzen Reihe von Fluglinien seine Technologie für weniger Geld und ist damit vor allem für kleinere Fluggesellschaften interessant. Tenzing-Kunde Virgin beispielsweise rechnet mit Investitionskosten von 50000 Dollar pro Flugzeug. Auch Boeing-Konkurrent Airbus setzt auf diese Technologie. Als Richtmaß geht Airbus von etwa 50 Cent pro DIN-A4-Seite aus. Damit sollten normale Mitteilungen im Bereich von unter einem US-Dollar bleiben. Fluggäste können sich mit ihren Laptops direkt am Sitzplatz einloggen. (bi)

*Klaus Manhart ist freier Journalist in München.