Campana & Schott sammelt Praxiserfahrungen

Highend-Anwender bewerten neues MS Project

31.05.2002
MÜNCHEN (CW) - Die Campana & Schott GmbH aus Frankfurt am Main testete intern die ersten Betaversionen von "MS Project 2002" und bewertete das Produkt zusammen mit Projekt-Management-Experten der Lufthansa AG, Bertelsmann Mediasystems GmbH sowie eines deutschen Automobilbauers, der jedoch anonym bleiben wollte.

Positiv beurteilen zwei der drei beteiligten Unternehmen den Aufbau und die Funktionsweise des "Project Guide". Er sei für erfahrene Projektleiter und für Neueinsteiger praktisch und nützlich. Es zeichnet sich auch ab, dass man über Project Guide den meist vorhandenen unternehmensspezifischen Projekt-Management-Leitfaden direkt in die Software integrieren kann. Damit reduzieren sich für die Projektteams die Medienbrüche.

Ein deutlicher Fortschritt wurde der Ressourcenplanung bestätigt. Besonderen Anklang fand dabei der "Team Builder" mit seinen aufschlussreichen Grafiken darüber, wie Projektmitarbeiter in nächster Zeit ausgelastet sind, sowie mit seinen Funktionen zur Filterung und Gruppierung von Ressourcen. Von der Möglichkeit, den einzelnen Ressourcen Skills zuzuordnen, versprechen sich die Teilnehmer einen geringeren Planungsaufwand.

Deutliche Performance-Vorteile erhofft man sich durch den neuen datenbankbasierten Ansatz des "Enterprise Ressourcenpools". Dies ist nicht verwunderlich, denn die Ressourcen-Management-Funktionen früherer MS-Project-Versionen haben oft zu einer Ablehnung des Systems geführt.

Als eine wirkliche Neuerung sind durchweg die Enterprise-Felder aufgefallen. Hier gab es allerdings auch Verbesserungsvorschläge: Im Team Builder sind die Ressourcen-Struktur-Plan-Codes aufgrund ihrer Zeichenanzahl in der ohnehin kleinen Dialogbox nicht immer vollständig lesbar. Kritisch aus Sicht der Teilnehmer: Es ist nicht möglich, einer Ressource gleichzeitig mehrere Ausprägungen beziehungsweise Werte eines Skill-Attributes zuzuordnen. So müsste zum Beispiel jede Programmiersprache als eigener Skill, eigenes Feld oder eigene Spalte angelegt werden.

In der Handhabung der klassischen Ressourcenzuordnung konnten die Vertreter des Automobilbauers in ihren Bewertungen keine signifikante Vereinfachung feststellen. Einige Projektleiter der Lufthansa sahen im Zusammenspiel von Team Builder und Ressourcenpool keine in der Praxis realistische Verwendung: Die automatisierte Substitution von Teamressourcen mittels des "Ressourcenersetzungsassistenten" entspreche nicht der Kultur dieses Unternehmens. Eine manuelle Kontrolle der vorgeschlagenen Änderungen sollte gewährleistet sein. "Schließlich handelt es sich bei der Projektplanung und deren Optimierung nicht um einen Maschinenbelegungsplan, wo mehrere Mitarbeiter ungefragt gegeneinander austauschbar sind", so der Lufthansa-Experte.

In "Project Web Access" wurden signifikante Vorteile und Neuerungen hinsichtlich der Effizienz der Projektplan-Aktualisierung und des Meldewesens gesehen. Die Tester der Lufthansa sahen es als eine deutliche Verbesserung an, dass der Projektleiter Rückmeldungen für jede Ressourcenzuweisung einzeln annehmen oder ablehnen kann. Gelobt wurde die integrierte "Check-in/Check-out"-Funktionalität für Projektpläne, die Inkonsistenzen bei der Projektplanung vermeiden helfen soll. Die Beteiligten des Fahrzeugherstellers kritisierten den zwingend notwendigen Einsatz der Microsoft-Produkte "Internet Explorer" und "SQL Server".

Das neue Aufgaben- und Dokumenten-Management stellt den Ergebnissen zufolge einen hoch einzuschätzenden Mehrwert dar. Die projekt- beziehungsweise vorgangsbezogenen "Issues" wurden von den Workshop-Teilnehmern in ihrer Funktionalität als sehr flexibel und in der Praxis gut einsetzbar angesehen. Besonders die Verknüpfung von Vorgängen mit weiteren Aufgaben ("Issues"), Dokumenten, Kommentaren und gegebenenfalls Diskussionsforen ermöglicht eine erweiterte Form der Projektplanung. Dabei kann die "oft zu beobachtende Neigung mancher Projektleiter, zu detailverliebt zu planen, durch den Einsatz von Issues sinnvoll kanalisiert werden", so ein projektverantwortlicher Teilnehmer. Nachteilig ist hier, dass ein Neueinsteiger die unterschiedlichen Prozesse gegebenenfalls nicht eindeutig identifizieren kann.

Ungeteilt war das positive Urteil der Experten zu den Möglichkeiten des Multiprojekt-Managements und der Portfolioanalyse: Der "Portfolio Analyzer" wird als wirksam einsetzbares Tool angesehen. Die unternehmensweit und projektübergreifend definierbaren Katagorien ("Enterprise Gliederungscodes") führen zu sehr differenziert strukturierbaren Auswertungen.

"Erstmals ist an ein Projekt-Ranking aufgrund individuell zu benennender Kriterien zu denken", so das Urteil. Auch die mögliche Historisierung von verschiedenen Projektständen wurde hervorgehoben, während sich Bertelsmann speziell von der interaktiven Modellierung mit dem "Portfolio Modeler" unter Verwendung von Olap-Würfel einen großen Nutzen verspricht. Weitere Informationen unter www.campana-schott.de. (ue)