CW-Tribüne

Heyde AG: Nur die Spitze des Eisbergs?

16.03.2001
Karsten AbromeitAnalyst bei der Invera GmbH in Paderborn

Nach der Bekanntgabe der vorläufigen Umsatz- und Ergebniszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 tauchten sogar Gerüchte über Liquiditätsprobleme am Markt auf. Die kurzfristigen Zahlungen sollen jedoch gesichert sein. Immerhin beschäftigt das Unternehmen auf drei Kontinenten rund 1900 Mitarbeiter. Bankguthaben in Höhe von rund 20 Millionen Mark und Bankverbindlichkeiten in Höhe von 40 Millionen Mark (jeweils per 31. Dezember 2000) lassen allerdings wenig Spielraum. Konsequenz: Ein entsprechender Finanzierungsplan soll jetzt auf der Bilanz-Pressekonferenz Ende März vorgestellt werden.

Gründe für die schlechten Ergebnisse sind unter anderem in den Akquisitionen der letzten Zeit und einer rückläufigen Auftragsentwicklung im Bereich Financial Services im zweiten Halbjahr zu suchen. Zum Vergleich: Die Business Unit Supply Chain soll sich nach Unternehmensangaben sogar überdurchschnittlich gut entwickelt haben. Darüber hinaus drängt sich der Verdacht auf, dass die Heyde AG Defizite beim internen Controlling hat. Ein anderer großer Verlustbringer ist das 1999 übernommene britische Unternehmen Tantus.

Sanierungspläne sind bisher noch nicht vorgelegt worden, doch es soll wohl nach dem derzeitigen Stand der Dinge nicht zum Personalabbau kommen. Ganz oben auf der Agenda steht der Kostenabbau und die Integration der Tochtergesellschaften. Auch eine Übernahme ist auf dem aktuellen Niveau - die Marktkapitalisierung liegt bei rund 135 Millionen Euro - nicht auszuschließen.

Der Gründer und Vorstandsvorsitzende Dieter Heyde zog aus den vorläufigen Ergebnissen seine Konsequenzen und trat zurück. Doch die erheblichen strukturellen Probleme könnten nur die Spitze des Eisbergs sein.