Léo Apotheker sucht die Cloud

Hewlett-Packard muss sich neu erfinden

29.06.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Wie wird die neue Strategie das Portfolio beeinflussen?

Die Portfolios von Hewlett-Packard, IBM und Oracle im Vergleich (+ starke Präsenz, o mittelmäßige Präsenz, - schwache Präsenz)
Die Portfolios von Hewlett-Packard, IBM und Oracle im Vergleich (+ starke Präsenz, o mittelmäßige Präsenz, - schwache Präsenz)

Smid pocht auf die "Macht des Portfolios" und verweist darauf, dass HP seinen Kunden die komplette Palette aus Hardware, Software und Services anbieten kann. Das soll auch in Zukunft so bleiben, bekräftigt sein Chef Apotheker. Spekulationen, HP werde sich ähnlich wie schon vor Jahren IBM aus dem PC-Geschäft verabschieden, wies er kategorisch zurück. Damit dementierte er die erst vor einigen Wochen kursierenden Gerüchte, HP könnte seine PC-Sparte an Samsung verkaufen.

"Wir wollen kein IBM-Klon sein", stellt Apotheker klar. "Die Strategie von IBM ist nicht zwangsläufig die Strategie, die wir unbedingt kopieren müssen." Dagegen baue HP darauf, Hardware mit Software zu kombinieren und das Ganze dann noch mit den dazugehörigen Services zu versehen. Aufgrund dieser Fähigkeiten sei man schon heute der führende Anbieter von Infrastruktur für das Internet und die Cloud, behauptet der HP-Chef. Das sei ein großer Vorteil für den Konzern, da sich dieses Knowhow dafür nutzen lasse, künftig selbst Private- und Public-Clouds zu bauen.

Darüber hinaus betonte Apotheker die Möglichkeiten, die sich HP mit WebOS eröffneten. Nutzer erhielten mit dem System eine einheitliche "User Experience" über verschiedene Gerätegattungen hinweg, von Druckern über Smartphones, Tablets, Notebooks und PCs bis hin zu Servern. Das System lasse sich besonders intuitiv bedienen verspricht der HP-Chef. Apotheker glaubt nicht, dass der WebOS-Vorstoß die Beziehungen zu langjährigen Partnern wie beispielsweise Microsoft stören wird: "HP und Microsoft pflegen eine gute Partnerschaft und werden das auch in Zukunft tun." Schließlich sei nicht geplant, Windows auf den PCs zu ersetzen, sondern das Betriebssystem mit WebOS zu ergänzen. "Wir werden auch in Zukunft Windows-Rechner ausliefern", versicherte der Manager.

Apotheker verwies zudem auf neue Kombinationsmöglichkeiten im Markt und mehr Flexibilität. Die Ankündigung Microsofts, künftig mit Windows auch Plattformen des Intel-Konkurrenten ARM zu unterstützen, sei ein Beispiel dafür. Vor diesem Hintergrund sei eine größere Diversifikation im Markt für PCs und eine breitere Palette an Rechnern möglich. "Das bietet außerdem mehr Raum für Innovationen", interpretiert der HP-Chef diese Entwicklungen.

Auch IDC-Analyst Rüdiger Spies stellt fest, dass sich die starren Allianzen der Vergangenheit zunehmend auflösen. Zwar werde HP auch in Zukunft auf ein gutes Verhältnis zu Partnern wie Intel und Microsoft angewiesen sein - wie auch umgekehrt. Aber es bahnten sich neue Konkurrenzsituationen an, wie zwischen HP mit WebOS und Microsoft mit Windows. Es werde interessant sein zu beobachten, wie sich diese Verhältnisse weiter entwickelten.