Hewlett-Packard macht Ernst

19.07.2005
Mit 14 500 Mitarbeitern weniger soll die Gewinnspanne steigen.

Das HP-Management hat sich dazu durchgerungen, den Konzern zu restrukturieren. Allerdings greift der Begriff der Restrukturierung zu weit, denn zum großen Wurf wurde nicht angesetzt. Mit Massenentlassungen konnte Firmen- chef Mark Hurd vergangenen Dienstag zumindest diejenigen Wallstreet-Analysten beruhigen, die sich seit längerem für eine höhere Gewinnspanne ausgesprochen hatten.

Von den 150000 HP-Stellen weltweit werden in den kommenden sechs Quartalen knapp zehn Prozent "redundante" Positionen abgebaut. Betroffen sind vornehmlich die nicht operativen Bereiche wie IT, Personalwesen und Finanzen. Unter dem Strich sollen die Maßnahmen dazu führen, dass die Personalkosten pro Jahr um 1,6 Milliarden Dollar sinken. Zudem schraubt HP an seinem Pensionsprogramm. Dies soll weitere Einsparungen von 300 Millionen Dollar pro Jahr bringen.

Organisatorisch gibt es einige kleinere Modifikationen mit dem Ziel, den Konzern schlanker und schneller zu ma-chen. So werden Vertriebs- und Marketing-Abteilungen in die einzelnen Business Units integriert, um die "Verbindung zu den Kunden zu stärken".

Die Customer Solutions Group (CSG) schließlich - eine bis dato eigenständige Direktvertriebsabteilung für Unternehmen und die öffentliche Hand - wird aufgelöst und anderen Einheiten zugeschlagen. Die Maßnahmen sollen möglichst sanft umgesetzt werden, äußerte Hurd in der offiziellen Stellungnahme.

Mit den Massenentlassungen untermauerte der seit April amtierende HP-Chef sein Image als harter Sanierer, das er sich bei NCR aufgebaut hat. Der Nachfolger von Carleton Fiorina ließ schon frühzeitig keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Shareholder Value im Mittelpunkt seines Wirkens steht. Auch daher hatten Analysten schon länger darauf gebaut, dass der Konzern zehn bis 15 Prozent der Belegschaft auf die Straße setzen wird. Nach den Entlassungen im Zuge der Compaq-Übernahme sei zu viel "Speck auf den Rippen" geblieben. Alles unter zehn Prozent wäre eine Enttäuschung, hatte sich zuvor ein Analyst gegenüber US-amerikanischen Medien geäußert.

HP beschäftigt derzeit rund 9600 Mitarbeiter in Deutschland. Noch ist nicht geklärt, wie viele von den aktuellen Entlassungen betroffen sein werden. Gegenwärtig bemüht sich das hiesige Management, die Anfang des Jahres aus den USA geforderten 350 Stellen abzubauen. Dass sich HP-Deutschland summa summarum bei rund 8500 Mitarbeitern einpendeln wird, ist zumindest rechnerisch wahrscheinlich.

Keine Überraschungen gab es zur Zukunft der Druckersparte, die einige Analysten bereits auf dem Weg zum Börsengang wähnten. Im Juni hatte Hurd die Anfang des Jahres von seiner Vorgängerin Carleton Fiorina verschmolzenen Unternehmenssparten Personal Systems Group (PSG = Rechner) und Imaging and Printing Group (IPG = Drucker) wieder getrennt. Dies hatte Spekulationen genährt, die hochprofitablen Drucker würden kurzfristig ausgelagert werden. (ajf)