Herkoemmliches Chassis durch geschaeumtes Polypropylen ersetzt

Hewlett-Packard legt das Design einer "gruenen" Workstation vor

05.01.1996

Besonderheit der Rechner ist das neue Gehaeusekonzept "HP-PAC" genannt. Das bisher uebliche Chassis ersetzt HP durch Formteile aus geschaeumtem Polypropylen (EPP). Das Prinzip: Die einzelnen Komponenten - beispielsweise eine Festplatte - sind nicht am Gehaeuse befestigt, sondern in zwei passgenau geformten EPP-Haelften gelagert.

Als Oekomerkmale, die auch zu Kostenvorteilen gegenueber herkoemmlichen Workstations fuehren, nennt HP:

- Es werden keine Flammschutzmittel in Kunststoffgehaeuseteilen und den EPP-Formteilen verwendet.

- Bei dem Chassis handelt es sich ab Release 1.01 um ein unlackiertes Edelstahlgehaeuse.

- Die EPP-Teile sind wiederverwendbar und recyclierbar.

- Die interne Daempfung durch EPP fuehrt zu geringeren Vibrationen.

- Zudem faellt 30 Prozent weniger Verpackungsmaterial an.

- Auch der Laermpegel soll niedriger ausfallen.

- 70 Prozent weniger Gehaeuseteile und 95 Prozent weniger Verschraubungen bedeuten halb soviel Montagezeit und ein Zehntel der Demontagedauer.

- Serienmaessig liefert HP einen der TCO-Norm entsprechenden Monitor.

Innerhalb des naechsten Jahres sollen ausserdem noch eine PVC-freie Kabelummantelung fuer das Netzkabel und Mitte 1996 ein Power-off- System fuer den Monitor dazukommen.

"Das einzige, was uns zum Blauen Engel fehlt, ist ein effizientes Power-Management fuer die CPU", so HP-Umwelt-Manager Klaus Hieronymi. Der Blaue Engel fuer Arbeitsplatzcomputer fordert einen Ruhemodus von 30 Watt (EPA-Star) und einen Schlafmodus von fuenf Watt.

Auch die Konkurrenz will Oeko-Systeme vorstellen

Mit der bisherigen HP-PA-RISC-Version, die noch keine Power- Saving-Eigenschaften besitzt, sind diese Auflagen jedoch nicht zu erfuellen. Das Problem loest sich prinzipiell erst bei der naechsten Prozessorgeneration, die ein integriertes Power-Management aufweist.

Ein Blick auf die Konkurrenz zeigt uebrigens, dass HP mit seinen Bemuehungen um umweltfreundliche Rechner nicht alleine dasteht.

Bei IBM in Stuttgart wird darauf verwiesen, dass die eigenen Workstations bereits aehnlichen Umweltstandards genuegen wie "normale" PCs. "Um die Anforderungen des Blauen Engels zu erfuellen, sind noch zwei Themen zu bearbeiten. Beim Geraeuschpegel grosser Plattenlaufwerke sind Loesungen sichtbar. Das Power- Management ist bei komplexen Unix-Systemen allerdings noch nicht zufriedenstellend", erlaeutert Klaus Neumann aus dem Bereich RS/6000-Marketing. Im Fruehjahr wird Big Blue soweit sein, fuer ein Einsteigermodell auf Basis des Power-PC-Prozessors den Blauen Engel beantragen zu koennen.

Waehrend sich HP und IBM mit einer auch oekologischen Anforderungen genuegenden Energieverwaltung ihrer Prozessoren noch etwas schwertun, bietet Sun seit einem Jahr Geraete mit der EPA-Star- Auszeichnung an. Donatus Schmid, Leiter des Produkt-Marketings fuer Zentraleuropa bei Sun: "Unsere Geraete erfuellen die Anforderungen fuer den Blauen Engel. Es gab bisher bloss keinen aktuellen Anlass, ihn zu beantragen." Eine Voraussetzung fuer die Auszeichnung mit dem Blauen Engel erfuellt allerdings auch Sun noch nicht: den geforderten sogenannten Schlafmodus, der die Leistungsaufnahme der CPU auf fuenf Watt herunterregelt.

HP peilt mit der Green Workstation fuer 1996 drei bis vier Prozent des Umsatzvolumens an - und das, obwohl diese Geraete im Vergleich zu den herkoemmlichen Modellen um vier Prozent teurer sind. Damit ist HP bisher der einzige der grossen Workstation-Anbieter in Deutschland, der so offensiv versucht, die "gruene Ecke" zu besetzen.

Umwelt-Manager Klaus Hieronymi zur Bedeutung der Green Workstation: "Wenn sie gut angenommen wird, koennen wir uns vorstellen, diese Variante auch auf die High- und Low-end- Workstations auszuweiten. Wird sie schlecht angenommen, werden wir in den naechsten Jahren zurueckhaltender mit derartigen Investitionen sein."