Programmiertechnik an Parcplace-Digitalk verkauft

Hewlett-Packard gibt kuenftig C++ den Vorrang vor Smalltalk

08.03.1996

"Wir konzentrieren uns auf Kernkompetenzen", lautet die offizielle Begruendung von HP. Dabei gehoerte HPs Smalltalk in den vergangenen Jahren zu den Zugpferden des Unternehmens. So wurde 1995 damit ein weltweiter Umsatz von 4,5 Millionen Dollar erwirtschaftet. Gefragt war Distributed Smalltalk, weil es zu den wenigen Produkten gehoert, mit denen Entwickler Anwendungen fuer verteilte DV-Landschaften schreiben koennen.

Geschaffen wurde die Spracherweiterung als Werkzeug fuer die ebenfalls in Smalltalk entwickelte objektorientierte Middleware "ORB", HPs Corba-Implementierung. Mit der Leistung dieser Kombination waren jedoch weder die Techniker noch die Kunden von HP zufrieden. Deshalb wurde unter der Bezeichung "ORB+" eine Corba-Version erstellt, die in C++ geschrieben ist. Anders als bei der interpretierenden Sprache Smalltalk sind mit C++ direkte Hardwarezugriffe moeglich, mit denen sich die Leistung deutlich erhoehen laesst. Die Auslieferung von ORB+ ist fuer April dieses Jahres vorgesehen.

Gegen Distributed Smalltalk sprach auch, so Thomas Hollitzer, der europaweit zustaendige Produkt-Programm-Manager von HP, dass es nur in Verbindung mit der Entwicklungsumgebung "Visual Works" von Parcplace-Digitalk laeuft. Da HP dafuer keine Vertriebsrechte besitzt, musste man sich bei jedem Kunden mit dem Smalltalk- Anbieter kurzschliessen. Bei dieser Zusammenarbeit sei es immer oefter zu Abstimmungsschwierigkeiten gekommen. Deshalb habe man sich entschlossen, die Geschaefte mit Distributed Smalltalk ganz in die Haende des Spezialisten zu geben.

Hollitzer legt Wert darauf, dass es sich hier um keine Entscheidung gegen Smalltalk handle. Vor allem fuer kommerzielle Anwendungen sowie fuer Cobol-Umsteiger empfehle man die Sprache den Kunden weiterhin.