Milliarden-Investment von Elliott

Heuschrecken nehmen Salesforce aufs Korn

25.01.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Nach Starboard wittert offenbar auch Elliott gute Geschäfte und steigt groß bei Salesforce ein. Für Salesforce-Chef Marc Benioff dürfte es in den kommenden Monaten ungemütlich werden.
Salesforce wird sich anstrengen müssen, die Begehrlichkeiten der Investoren zu befriedigen. Familienatmosphäre und Ohana dürften Elliott und Konsorten ziemlich egal sein.
Salesforce wird sich anstrengen müssen, die Begehrlichkeiten der Investoren zu befriedigen. Familienatmosphäre und Ohana dürften Elliott und Konsorten ziemlich egal sein.
Foto: rangizzz - shutterstock.com

Salesforce dürften unruhige Zeiten ins Haus stehen. Der für seine rüden Umgangsformen berüchtigte Investor Elliott Management Corp. hat sich in großem Stil in den SaaS-Spezialisten eingekauft. Laut einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) geht es um ein Investment in Höhe mehrerer Milliarden Dollar. Elliott war in der Vergangenheit immer wieder dadurch aufgefallen, das Management seiner Beteiligungen unverhohlen zu mehr Effizienz zu drängen, um so die Margen und damit den eigenen Ertrag in die Höhe zu treiben.

Es ist bereits der zweite Großinvestor, der sich binnen kurzer Zeit an Salesforce beteiligt. Im Oktober 2022 war der ebenfalls eher aktivistisch agierende Hedge-Fonds Starboard Value bei dem Softwareanbieter eingestiegen. Investoren-Chef Jeff Smith machte von Anfang an klar, worum es ihm geht. Salesforce habe Probleme, sein Wachstum profitabel zu gestalten, sagte er. Das müsse sich ändern. Außerdem mahnte Smith ehrgeizigere Ziele an.

Mit dem Einstieg von Elliott dürfte der Druck auf das Salesforce-Management weiter steigen. Noch wurden laut dem WSJ-Bericht keine konkreten Erwartungen platziert. Jesse Cohn, Managing Partner von Elliott, habe lediglich durchblicken lassen, man wolle "den Wert realisieren, der einem Unternehmen dieser Größenordnung gebührt".

Salesforce beklagt Manager-Exodus

Salesforce hat turbulente Monate hinter sich. Wie bei vielen anderen Tech-Companies hatte sich auch bei dem Cloud-Spezialisten das Wachstum nach dem Boom der beiden Corona-Jahre seit Mitte 2022 abrupt verlangsamt. Im Herbst vergangenen Jahres verlor Salesforce-Gründer und CEO Marc Benioff wichtige Führungskräfte. Zuerst verkündete Co-CEO Bret Taylor seinen Abschied, dann kehrte Stewart Butterfield, Chef des erst 2021 für 27,7 Milliarden Dollar zugekauften Collaboration-Spezialisten Slack, Salesforce den Rücken.

Anfang des Jahres verkündete Salesforce einen massiven Jobabbau. 8000 Menschen, rund zehn Prozent der Belegschaft, sollen entlassen werden. Für viele ein regelrechte Kulturschock. Benioff hatte über viele Jahre hinweg immer wieder den Zusammenhalt der großen Salesforce-Familie in der Öffentlichkeit publikumswirksam inszeniert. Doch das funktionierte allem Anschein nach nur in wirtschaftlich guten Zeiten. Jetzt betont die Salesforce-Führung, dass das Unternehmen effizienter werden muss.

Benioff: "Wir haben zu viele Mitarbeiter eingestellt"

"Ich habe viel darüber nachgedacht, wie wir in diese Situation gekommen sind", zitiert das WSJ aus einem Brief Benioffs an die Mitarbeiter, in dem er die Entlassungen ankündigte. "Als unser Umsatz durch die Pandemie anstieg, stellten wir zu viele Mitarbeiter ein, was zu dem wirtschaftlichen Abschwung führte, den wir jetzt erleben", so seine Analyse.

CEO Marc Benioff muss das Salesforce-Geschäft auf mehr Effizienz trimmen.
CEO Marc Benioff muss das Salesforce-Geschäft auf mehr Effizienz trimmen.
Foto: Salesforce

Der Absturz war schmerzhaft. Innerhalb eines Jahres verlor der Anbieter mehr als die Hälfte seines Wertes. Lag der Aktienkurs Mitte November 2021 noch jenseits der 300-Dollar-Marke, notierte das Papier ein gutes Jahr später Mitte Dezember 2022 unter 130 Dollar. Offenbar ein guter Zeitpunkt für Investoren einzusteigen. Mittlerweile hat sich der Kurs wieder etwas erholt und pendelt Ende Januar zwischen 150 und 160 Dollar. Konkurrenten wie Microsoft, Oracle und SAP erlebten 2022 an der Börse zwar auch eine regelrechte Achterbahnfahrt. Die Einbrüche waren jedoch längst nicht so drastisch wie bei Salesforce.