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Heuschrecken gehen auf Softwarebranche los

25.09.2006
Finanzinvestoren entdecken Softwareanbieter als lukratives Ziel ihrer Aktivitäten. In keine andere Branche pumpten sie zuletzt mehr Geld.

Von den über 3.000 international tätigen Venture-Capital-Gebern haben sich rund 380 auf die Softwarebranche spezialisiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von AMR Research. Allein im zweiten Quartal des laufenden Jahres hätten die Kapitalgeber 1,26 Milliarden Dollar in 231 Software-Deals investiert, berichten die Analysten unter Berufung auf Price Waterhouse Coopers und die National Venture Capital Association. Damit geht zwar der Kapitalfluss im Vergleich zum Vorquartal und dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum leicht zurück. Die Finanzspritzen in Softwarefirmen blieben jedoch nach wie vor auf einem hohen Niveau, beurteilt AMR die Situation. In den ersten drei Monaten 2006 hätten die Finanzinvestoren 215 Geschäfte mit einem Volumen von 1,31 Milliarden Dollar getätigt. Im zweiten Quartal 2005 waren es 1,32 Milliarden Dollar in 240 Deals.

Allerdings vermeiden die oft als Heuschrecken geschmähten Kapitalgeber größere Risiken. Mit 46 Millionen Dollar flossen gerade einmal knapp 3,7 Prozent der Investitionen in Startups. Weitere 128 Millionen Dollar steckten sie in die weitere Anschubfinanzierung junger Firmen. Den Löwenanteil mit insgesamt 1,09 Milliarden Dollar gab es dagegen für Unternehmen, die sich bereits zu einem gewissen Grad in ihren Märkten etabliert haben. So steckten die Kapitalgeber 579 Millionen Dollar in Expansion- sowie 511 Millionen Dollar in Later-Stage-Investments.

Das größte Interesse der Kapitalgeber genießen Anbieter von Sicherheitslösungen. Allein in dieses Segment steckten die Investoren zwischen April und Juni dieses Jahres rund 222 Millionen Dollar. Das entspricht 18 Prozent des gesamten Venture Capital für die Softwarebranche. Mit deutlichem Abstand folgen die Hersteller von Mobility-Lösungen (97 Millionen Dollar) und Content-Management (94 Millionen Dollar). Allerdings rechnen die Analysten damit, dass sich je nach Entwicklung der verschiedenen Softwaremärkte auch der Fokus der Kapitalgeber verschieben wird. AMR zufolge könnten in den kommenden fünf Jahren vor allem die Bereiche Human-Capital Management (HCM) (durchschnittliches Wachstum pro Jahr zehn Prozent), Customer-Relationship-Management (CRM) (plus acht Prozent) und Product-Lifecycle-Management (PLM) (plus neun Prozent) überdurchschnittlich zulegen. Für Anbieter von Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS) erwarten die Analysten bis 2010 sogar ein jährliches Wachstum von rund 24 Prozent.