IT-Projekte finanzieren

Heuschrecken beteiligen sich mit Fremdkapital

13.10.2008
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

Wie Firmen Zielobjekt für Private Equity werden

Private-Equity- und Venture-Capital-Gesellschaften sammeln bei Banken, Versicherungen und vermögenden Privatpersonen finanzielle Mittel ein und wählen geeignete Zielunternehmen - in der Szene Targets genannt - aus, denen sie dieses Kapital zur Verfügung stellen. Eine Firma, die in den Genuss einer solchen Beteiligung kommen will, muss folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Die Firma muss eigenkapitaldominiert sein. Dies hängt damit zusammen, dass die PEG oder VCG ihre Beteiligung durch einen hohen Anteil an Fremdkapital realisiert und am so genannten Leverage-Effekt verdient - exakt ausgedrückt: Private-Equity-Transaktionen werden grundsätzlich in Form eines "Leveraged Buy-out (LBO)" vollzogen. Der Leverage-Effekt besagt, dass unter bestimmten Voraussetzungen die Eigenkapitalrendite aus einem Investitionsprojekt steigt, wenn der Fremdkapitalanteil daran erhöht wird. Voraussetzung hierfür ist, dass die Gesamtkapitalrentabilität des Zielunternehmens über den Kosten des Fremdkapitals, also über den Fremdkapitalzinsen, liegt.

  • Diesen Effekt machen sich Private-Equity-Gesellschaften zu Nutze: Sie setzen ebenfalls auf einen hohen Fremdkapitalanteil, übertragen jedoch das im Rahmen des Beteiligungserwerbs aufgenommene Fremdkapital auf das erworbene Unternehmen. Mit anderen Worten: Ihr werden die "Schulden" aufgebürdet, die gemacht wurden, um sich überhaupt daran beteiligen zu können.

  • Das bedeutet: Die Firma muss einen geringen Verschuldungsgrad aufweisen, denn nur hier kann die Private-Equity-Gesellschaft ansetzen: Sie wird den - bis dato hohen - Eigenkapitalanteil abbauen und durch Fremdkapital ersetzen. Geht dem Kapitalnehmer ein derartiger Eingriff zu weit, wird es keine finanziellen Mittel von einer PEG oder VCG erhalten.

  • Das kapital nachfragende Unternehmen muss zudem ein günstiges Rendite-Risiko-Verhältnis aufweisen. Das ist der Fall, wenn eine bereits bestehende Firma, die Finanzmittel zur Finanzierung eines Projekts sucht, hohe und stabile Cashflows aufweist und über einen etablierten Markennamen verfügt. Ferner sehen es Private-Equity-Geber gern, wenn das Zielunternehmen hinsichtlich des Kapitalbedarfs für das laufende Geschäft keine größeren Ansprüche hat, beispielsweise für Neuinvestitionen oder für Forschung und Entwicklung. Dies erhöht die Chancen, Risikokapital zu erhalten.

  • Zuweilen wird das Vorhandensein einer öffentlichen Bürgschaft vorausgesetzt. Der PE-Anbieter "New Life Quality (NLQ)" beispielsweise investiert nur in Unternehmen, für die die jeweilige Landesbürgschaftsbank eine Bürgschaft übernommen hat.