IT-Wissen für die Verwaltung

Hessens Plan für mehr Digitalkompetenz

08.09.2020
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Mit zwei neuen Bildungsinitiativen will das Land Hessen den digitalen Wissensstand in Kommunen heben: Der Kommunalcampus zielt auf die Metropolregion Rhein-Neckar, die Bildungsplattform eGov auf die ganze Republik.
Zwei CIOs, ein Ziel: Patrick Burghardt (links) und Roland Jabkowski wollen als oberste IT-Verantwortliche im Land Hessen neue Lernangebote zur Digitalkompetenz schaffen. Neben Kursen für die Verwaltung in der Region ist eine länderübergreifende Plattform geplant.
Zwei CIOs, ein Ziel: Patrick Burghardt (links) und Roland Jabkowski wollen als oberste IT-Verantwortliche im Land Hessen neue Lernangebote zur Digitalkompetenz schaffen. Neben Kursen für die Verwaltung in der Region ist eine länderübergreifende Plattform geplant.
Foto: Hessische Staatskanzlei

Die Digitalisierung stellt die öffentliche Verwaltung technisch und in ihrer Arbeitsweise vor große Herausforderungen. Beispielsweise legt das Online-Zugangsgesetz Rahmenbedingungen für Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung fest, was hohen Schulungsbedarf nach sich zieht. Um die digitale Kompetenz der Beschäftigten in den Kommunalverwaltungen auszubauen, unterzeichneten Vertreter der Metropolregion Rhein-Neckar sowie des Landkreises Bergstraße eine Kooperation mit dem Land Hessen für den "KommunalCampus".

Hessen fördert das Projekt mit 250.000 Euro, Landes-CIO Patrick Burghardt steht Pate: "Wir richten dieses Angebot bewusst an alle Mitarbeiter in den Kommunen und nicht nur an diejenigen, die in deren IT-Abteilungen arbeiten."

Die Plattform soll Trainings und die Bedarfe der Kunden mittels Künstlicher Intelligenz verknüpfen - mit ähnlichen Funktionen und Matching-Algorithmen wie bei Urlaubs- oder Dating-Portalen. Geplant sind Massive Open Online Courses, Präsenztrainings in Innovationslaboren und Kreativräumen sowie Online-Einheiten, um die Kurse nachzubereiten. Bis Ende 2020 sollen die Technologiepartner die Plattform entwickeln, die Bildungsanbieter die Lernmodule. Für Herbst 2021 ist ein Pilotversuch geplant.

Zwei Millionen Euro für Bildungsplattform

Eine Nummer größer ist das Projekt "eGov", so Burghardt: "Wir sind sehr stolz, dass wir vom nationalen IT-Planungsrat zwei Millionen Euro Fördergelder bekommen haben, um diese Bildungsplattform für die öffentliche Verwaltung auf den Weg zu bringen. Einige Bundesländer sind schon aufgesprungen, da sich allen Behörden und Kommunen im Land dasselbe Problem stellt: Woher bekomme ich hochqualifizierte Fachkräfte, die die Digitalisierung der Verwaltung planen und umsetzen können? Es ist essentiell, dass wir in der Verwaltungsinformatik Wissen aufbauen und mittelfristig allen Bundesländern zur Verfügung stellen."

Mit im Boot sind laut Co-CIO Roland Jabkowski "namhafte Professoren, die einheitliche Qualitätsstandards vorgeben, nach denen die Lehrformate anschließend entwickelt werden. Der Charme der Online-Lernmodule ist, dass sie, einmal entwickelt, vielfach genutzt werden können." Thematisch spannt sich der Bogen von IT-Architektur, über ERP, KI, und Open Source bis hin zu E-Government.

Ein wichtiger Ansatz ist laut Jabkowski, zu den Online-Modulen Übungen in eigenen Lernlaboren anzubieten, wo die Teilnehmer das theoretisch Gelernte sofort an praktischen Fallbeispielen üben können. "Das entscheidet aber jede der beteiligten Universitäten selbst." Ein Prototyp soll Ende des Jahres verfügbar sein.