Hessen: Benchmark für E-Government

21.10.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Die Aufgaben des CIO sind offiziell beschrieben als "strategische Steuerung und Implementierung von E-Government", "Koordinierung der dazu laufenden Projekte" sowie "Festlegung landesweiter Standards". Den Hauptgrund, warum er in die Landesregierung befördert wurde, stellte aus seiner Sicht jedoch die angestrebte Reform des Rechnungswesens dar.

Fernziel Produktorientierung

Die Entscheidung, diese mit der SAP-Software R/3 zu tun, ist laut Lemke relativ unerheblich. Außerdem war sie zum Zeitpunkt seiner Berufung schon getroffen. Der Startschuss für das Vorhaben war im Jahr 1988 gefallen, also noch in der vorletzten Legislaturperiode, die von einer rot-grünen Regierung gestaltet wurde. Das im Jahr 2000 verabschiedete und auf acht Jahre angelegte Programm umschließt neben der Modernisierung der Finanzbuchhaltung mit R/3 FI (bis Ende des laufenden Jahres) die Neugestaltung des Personalwesens mit R/3 HR (bis 2006) sowie eine flächendeckende Ablösung der Kameralistik durch eine IT-Steuerung auf der Basis von Produkten (bis 2008). Die Gesamtkosten hat Lemke auf knapp 300 Millionen Euro taxiert.

Kritik vom Rechnungshof

Vor allem um die Kostenfrage entbrannte kürzlich eine lebhafte Diskussion. Entzündet worden war sie von einem Bericht des hessischen Rechnungshofs, der unter anderem eine "Honorarüberzahlung" an ein SAP-Partnerunternehmen in Höhe von etwa 170.000 Euro festgestellt hatte. Insgesamt monierte das Kontrollorgan, dass mangels landeseigenen Personals zu viele externe Berater beschäftigt würden, die angestrebten Einsparungen bislang nur rudimentär erzielt worden seien und das Budget-Controlling noch nicht wirke.

Naturgemäß griffen die Oppositionsparteien SPD und Bündnis 90/DieGrünen das Thema auf und verwiesen außerdem auf die Diskrepanz zwischen dem im Jahr 2000 angekündigten Projektvolumen von 51 Millionen Euro und der jetzt veröffentlichten Kalkulation, die um ein Sechsfaches höher liege. Allerdings räumten auch die Bündnisgrünen ein, "dass mit Amtsantritt von Staatssekretär Lemke das größte Chaos bei der SAP-Einführung zumindest eingedämmt werden konnte".