Laufwerke können höhere Bandbreite nicht voll ausnützen

Hersteller versprechen leistungsstärkere Ultra-ATA/100-Festplatten

07.07.2000
MÜNCHEN (CW) - Die neue Ultra-ATA/100-Schnittstelle für Festplatten verspricht eine Datentransferrate von bis zu 100 MB/s und soll damit in den Leistungsbereich von SCSI-Laufwerken vorstoßen. Hersteller wie IBM, Maxtor, Quantum und Western Digital wollen die Spezifikation unterstützen. Allerdings können herkömmliche IDE-Laufwerke die Bandbreite der Schnittstelle bei weitem nicht ausnützen.

Nachdem IBM bereits im März mit den Modellreihen "Deskstar 75 GPX" und "Deskstar 40GV" erste Festplatten für die neue Ultra-ATA/100-Schnittstelle vorgestellt hat, ziehen die anderen Harddisk-Fabrikanten jetzt nach. Maxtor hat Anfang Juni angekündigt, dass die Platten der Reihen "Diamondmax 60", "Diamondmax Plus 40" und "Diamondmax VL30" zukünftig die schnellere Schnittstellen-Spezifikation unterstützen werden. Die Laufwerke bieten Kapazitäten zwischen 30 und 60 GB. Preise für die modifizierten Geräte sind bislang nicht bekannt.

Ende Juni zogen die Firmen Western Digital und Quantum nach. Western Digital plant, ab sofort Festplattenmodelle seiner "Caviar"-Serie mit dem schnelleren Interface auszuliefern. Die Laufwerke sollen mit einem Speicherplatz von 10, 15 und 20 GB auf den Markt kommen. OEM-Partner würden sofort bedient, erklärt ein Firmensprecher. Im freien Handel seien die Platten ab September zu haben.

Quantum wird seine "Fireball-Ict-20"-Festplatte ab August 2000 mit dem Ultra-ATA/100-Interface anbieten. Kunden können das Gerät mit 20, 30 oder 40 GB ordern. Der Preis für die 40-GB-Variante wird laut Hersteller bei etwa 700 Mark liegen.

Die Festplattenindustrie verspricht sich von der neuen Schnittstelle eine deutliche Leistungssteigerung. Mike Cordano, Vice President für den weltweiten Vertrieb bei Maxtor, glaubt an eine Leistungssteigerung von 50 Prozent gegenüber der bisher eingesetzten Ultra-ATA/66-Technik.

Diese Versprechungen dürfen jedoch angezweifelt werden. So können die Laufwerke die Bandbreite der Schnittstelle von 100 MB/s kaum ausschöpfen. Die Transferraten, die die Hersteller in den Datenblättern ihrer IDE-Laufwerke angeben, liegen bei maximal etwa 40 MB/s. Dieser Höchstwert wird allerdings nur selten erreicht. Realistisch sind bei aktuellen Geräten, die mit dem herkömmlichen Ultra-ATA/66-Interface arbeiten, Übertragungsraten von etwa 30 MB/s. Lediglich beim Auslesen des Festplatten-Cache-Speichers erreichen manche Geräte kurzzeitig Raten von über 50 MB/s.

Tests der CW-Schwesterpublikation "Tecchannel" haben ergeben, dass ein schnelleres Interface kaum eine Leistungssteigerung bei Festplatten bringt. Geräte an der Ultra-ATA/66-Schnittstelle waren lediglich ein bis zwei Prozent schneller als am älteren Ultra-ATA/33-Interface. Das Gleiche dürfte für den Wechsel von Ultra-ATA/66 auf Ultra-ATA/100 gelten, erklärten die Tester. Ausschlaggebend für die Leistung einer Festplatte bleiben die Drehzahl, die Such- und Zugriffszeit sowie die interne Datentransferrate des Geräts.