Kosten-Nutzen-Relation spielt bei DV-Investitionen eine immer größere Rolle

Hersteller und Händler suchen Meßlatte für den DV-Nutzen

02.02.1990

MÜNCHEN (IDG) - Was bringt eigentlich ein bestimmtes Programm? Rechnet sich die Anschaffung? Immer häufiger sehen sich DV-Verantwortliche in letzter Zeit solch ungewöhnlichen Fragen konfrontiert. Hilfe bei der Beantwortung versprechen Hersteller und Händler - mit vorerst wenig Erfolg.

Zeit ist Geld, und weil Computer Zeit sparen, sparen sie auch Geld - diese allgemein akzeptierte Tatsache wird seit einiger Zeit offen in Frage gestellt. Amerikanische Untersuchungen der letzten Jahre hatten ergeben, daß in vielen Fällen die DV-Einführung kaum einen feststellbaren Produktivitätsfortschritt brachte. Auch wenn der Grund dafür meist ineffiziente Unternehmensstrukturen waren, die durch die "Elektrifizierung" natürlich nicht besser wurden, der naive Glaube an das Allheilmittel "Computer" ist durch solche Erfahrungen doch merklich zurückgegangen. Als Folge sehen sich die DV-Verantwortlichen zunehmend genötigt, den Nutzen neuer Investitionen in die DV auf Mark und Pfennig zu beziffern.

Hersteller und Händler, die sich als Hauptbetroffene dieser Entwicklung immer schwerer tun, ihre Produkte an den Mann zu bringen, versuchen jetzt, ihnen dabei Hilfestellung zu geben Mit Hochdruck arbeiten sie an Maßstäben, die den Nutzen ihrer Produkte für den Kunden meß- und vergleichbar machen sollen. Die bislang veröffentlichten Zahlen jedoch, so die IDG-Zeitschrift Computerworld, glauben noch nicht einmal zufriedene Kunden.

Vollmundige Versprechungen

Businessland, eine der größten amerikanischen Computer-Handelsketten, hatte vollmundig versprochen, in den zurückliegenden sechs Monaten ein Maß für die Leistung von Büroangestellten zu entwickeln - eine Aufgabe, an der schon Generationen von Wirtschaftswissenschaftlern gescheitert sind. Jetzt wurde bekanntgegeben, daß es wohl noch etwas länger dauern werde. Auf einen neuen Termin wollte man sich nicht festlegen.

Dafür publizierte Metaphor Computer Systems eine Studie die behauptet, ihr Dateninterpretationssystem erhöhe meßbar die Profitabilität. Nach der von Business Science International (BSI) in neun Großunternehmen durchgeführten Untersuchung erbrachte das System einen Zusatzgewinn von durchschnittlich 8,7 Millionen Dollar, der aus der schnelleren Interpretation von Markt- und anderen Daten resultierte.

Dazu befragte Metaphor-Kunden lobten zwar die Software, fanden die Zahlen der Studie indes wenig überzeugend. Ein AT&T-Manager meinte: "Das ist so, als sagte man ,Ich kann Geld sparen, wenn ich hinter dem Bus herlaufe, statt mit ihm zu fahren, aber wenn ich hinter einem Taxi herlaufe, kann ich noch viel mehr sparen'." Nach der Metaphor-Studie hatten die befragten Kunden angegeben, daß ihnen das System gegenwärtig drei Dollar pro investiertem Dollar einbringe und daß der Gewinn am Ende mehr als 15 Dollar pro Jahr betragen werde. Wie diese Werte zustande kamen, das wollten die BSI-Forscher nicht sagen. So bleibt für's erste alles beim alten. +