Innerhalb der OMG bildet sich Datenbankgruppe

Hersteller objektorientierter DBMS ziehen an einem Strang

10.01.1992

MENLO PARK/MÜNCHEN (CW) - Führende Anbieter objektorientierter Datenbanksysteme arbeiten zusammen, um die Object Management Group (OMG) in ihren Standardisierungsbemühungen zu unterstützen und so die Verbreitung objektorientierter Technologie voranzutreiben. Dabei geht es den US-Firmen in erster Linie um die Definition gemeinsamer Datenbankschnittstellen.

Die Koalition, die sich inoffiziell als Object Database Management Group (ODMG) bezeichnet, entwickelt gemeinsam Technologievorschläge, die dann - quasi als Antwort auf den Request for Technology der OMG - an die Organisation zwecks Verabschiedung entsprechender Standards weitergeleitet werden. Beteiligt sind die OMG-Mitglieder Objectivity Inc., Object Design Inc., Ontos Inc., Servio Corp. und Versant Object Technology Corp. Die Firmen decken zusammen etwa 80 Prozent des gesamten objektorientierten Datenbankmarktes ab.

Die US-Agentur "Business Wire" vergleicht die Organisation mit dem Konsortium, das sich zwecks Verabschiedung des Object-Request-Broker-Standards zusammengefunden hatte. Diese Herstellergruppe hatte sich zur Aufgabe gemacht, einen Standard zu entwickeln, mit dem innerhalb heterogener objektorientierter Umgebungen der Informationsaustausch zwischen Objekten und Anwendungen verschiedener Hersteller möglich ist. Zu diesem Zweck hatten sich Sun Microsystems, Microsoft, Hewlett-Packard, NCR, Object Design sowie später auch DEC und Hyperdesk zusammengeschlossen.

Das Ziel der neu gegründeten Datenbankgruppe besteht dagegen in der Definition gemeinsamer Datenbank-Schnittstellen, die von den verschiedenen Produkten der beteiligten Anbieter unterstützt werden sollen. Von einer "Task-force" für objektorientierte Datenbank-Technologie spricht Chris Stone, Präsident der OMG. "Wir freuen uns, daß sich diese Unternehmen zusammengefunden haben, um die Verfügbarkeit zentraler Technologien zu garantieren."

Eines der Entwicklungsgebiete, auf denen die Unternehmen kooperieren, ist zum Beispiel eine gemeinsame Datenbankabfragesprache. So hält etwa Stephan Rasp, Geschäftsführer des Object-Design-Vertriebspartners Patzschke + Rasp GmbH, Wiesbaden, die Abfragesprache SQL im Umfeld objektorientierter Datenbanksysteme nicht mehr für eine brauchbare Alternative. "Keiner traut sich so recht, es zuzugeben, aber SQL paßt hier einfach nicht hin." Unternehmen, die vorgeben, SQL zu unterstützen, hätten sich lediglich Syntax-Elemente genommen und den Namen "geborgt".

Weitere Ziele der Datenbankgruppe sind die Entwicklung von Schnittstellen zwischen den jeweiligen Datenbanken und dem Object Request Broker sowie die Schaffung von Standards für ein verteiltes Datenmanagement. Außerdem wollen die Hersteller dafür sorgen, daß objektorientierte Anwendungen in verschiedenen Datenbankumgebungen laufen können.

Objektorientierte Datenbanktechnologie, für die zunächst vor allem CAD-Anwender Verwendung hatten, wird mit zunehmender Verbreitung von Multimedia-Anwendungen und moderner Bürokommunikation auch für den kommerziellen DV-Bereich interessant. "Überall dort, wo komplexe Dinge abgelegt werden müssen, bieten objektorientierte Systeme entscheidende Vorteile", betont Rasp, der zur Zeit zum Beispiel immer wieder Anfragen von Versicherungsunternehmen verzeichnet.

Abgesehen von den Produkten der Versant Object Technology Corp. sind die genannten objektorientierten Systeme alle am deutschen Markt erhältlich. Die Software der Objectivity Inc. befindet sich im Vertrieb von Digital Equipment in München.

Ontos hat die Gopas GmbH in Bamberg als Vertriebspartner gewonnen und Servio vermarktet sein Produkt über den Smalltalk-Spezialisten Georg Heeg in Dortmund.