Bisher ungenutzte Marktchancen sollen ausgeschöpft werden

Hersteller forcieren Einfluß von ANSI auf die TCP/IP-Norm

18.05.1990

FRAMINGHAM (IDG) - Eine von der ANSI-Vereinigung akkreditierte Arbeitsgruppe, der unter anderem die Unternehmen AT&T, IBM, Data General, DEC und Hewlett-Packard angehören, diskutierten derzeit eine TCP/IP-Empfehlung, die eine Einbeziehung der Norm in die ANSI Standardisierungsverfahren vorsieht.

Gegenwärtig werden die Protokolle auf mehr oder weniger "privater Ebene", das heißt von einer Task Force des benutzerorientierten Internet Activity Board (IAB) entwickelt, getestet und implementiert. IAB stellt ein selbsternanntes Gremium von Netzwerk-Experten an Universitäten und in Unternehmen dar.

IAB und ANSI unterstützen die neue Initiative und gehen davon aus, daß sowohl Anbieter als auch Benutzer von einer größeren Publizität des Standards profitieren können. Das TCP/IP zugrunde liegende Internet-Netz verbindet gegenwärtig mehr als 2000 internationale, nationale, regionale und lokale Netze, 200 000 Host-Rechner und mehr als eine Million Benutzer aus Industrie, Regierungsämtern und Universitäten.

Es entwickelte sich aus einem zunächst informellen und in erster Linie von Forschern aus den Bereichen Hochschule sowie Regierungen genutzten Kommunikations-Verbund und "rankte sich" am Arpanet des amerikanischen Verteidigungsministeriums empor, für das die Norm Transmission Control Protocol/Internet Protocol entwickelt wurde.

Unis dürfen sich nicht um den Profit kümmern

Mittlerweile gibt es 200 US- und ausländische Gesellschaften, die TCP/IP-konforme Produkte herstellen. Der IAB-Vorsitzende Vinton Cerf geht von einem Multimilliarden-Dollar-Geschäft aus. Seiner Ansicht verfolgen die Anbieter die TCP/IP-Entwicklung mit Nervosität: Eine Schar von Universitäts-Mitarbeitern hat die Kontrolle über die Protokolle, darf sich aber nicht um Profite kümmern.

Der jetzt konstituierten X3S3.3-Gruppe gehören 26 Mitglieder, unter anderem AT&T, IBM, Data General, Hewlett-Packard und das National Institute for Standards and Technology das sich früher National Bureau of Standards nannte, an.

Nach Meinung des ANSI-Vorsitzenden Lyman Chapin, setzt sich hinsichtlich TCP/IP eine Auffassung durch, die dem Internet-Protokoll eine zunehmende Bedeutung zukommen läßt: "Die Leute waren es gewohnt, zu denken, daß TCP/IP eines Tages verschwindet." Das Gegenteil sei jedoch nun der Fall, die Norm bleibe und man könne mindestens in den nächsten zehn Jahren von einer Multiprotokoll-Umgebung sprechen.

Cerf ergänzt, daß es nicht dar um ginge, die OSI-Norm zu behindern. Die neue Initiative diene vielmehr dazu, den ANSI-Einfluß auf Internet zu stärken.