Herkules nimmt letzte Hürde

18.12.2006
Politik gibt den Weg für die Modernisierung der Bundeswehr-IT frei.

Das Herkules-Projekt hat im zweiten Anlauf den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags passiert. Mit dem gigantischen Outsourcing-Vorhaben will das Bundesverteidigungsministerium die Kommunikations- und IT-Ausstattung der Bundeswehr auf den neuesten Stand bringen. Rund 140000 Arbeitsplatzrechner und etwa 300000 Telefonanschlüsse warten auf ihre Modernisierung. Dazu soll eigens die "BWI Informationstechnik GmbH" gegründet werden, an der der Bund 49,9 Prozent halten wird. Die restlichen Anteile gehen zu 50,05 Prozent an SBS und zu 0,05 Prozent an IBM. Rund 7,1 Milliarden Euro lässt sich der Bund Herkules in den kommenden zehn Jahren kosten.

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Seit 1999 diskutieren Politik und IT-Wirtschaft schon über die Modernisierung der Bundeswehr-IT. Bis 2004 favorisierten die Verantwortlichen im Verteidigungsministerium ein Konsortium aus CSC, Mobilcom und EADS. Obwohl die Bietergemeinschaft den Zuschlag bereits erhalten hatte und zunächst ein Vertragsvolumen von 6,5 Milliarden Euro ausgehandelt worden war, scheiterte der Deal in letzter Sekunde an unterschiedlichen Preisvorstellungen.

Daraufhin stellten die Politiker die Verhandlungen ein, und das konkurrierende Konsortium mit IBM und Siemens kam zum Zug.

Bis das knapp 18000 Seiten umfassende Vertragswerk endlich unterschriftsreif war, vergingen indes noch etliche Monate. Ursprünglich wollten die Parlamentarier das Vorhaben bereits Ende November unter Dach und Fach bringen. Bedenken wegen der mangelnden Beteiligung von mittelständischen Firmen an dem Mammutprojekt sowie Einwände des Bundesrechnungshofes verzögerten die Beratungen. Die Prüfer hatten festgestellt, Herkules ließe sich um rund eine Milliarde Euro günstiger realisieren, wenn die Bundeswehr das Vorhaben selbst stemmen würde.

Diese Kritik kann Alexander Bonde, Bundestagsabgeordneter der Grünen und Mitglied des Haushaltsausschusses, nicht nachvollziehen. Der Vorschlag lasse außer Acht, dass niemand das Geld für die Anfangsinvestitionen gehabt hätte. Darum gebe es kein wirtschaftlicheres Modell als eine Public-Private-Partnership. Zudem sei es höchste Zeit gewesen, das Projekt endlich zu starten. Das Informationsrückgrat der Bundeswehr befinde sich in einem desolaten Zustand.

Die Bundeswehr-Verantwortlichen warten nun darauf, dass die Arbeit an Herkules endlich beginnt. Auch Katharina Grimme, Analystin von Ovum, sieht angesichts der veralteten IT-Strukturen großen Bedarf. Ob das Vorhaben gelingt, werde davon abhängen, wie gut die Bundeswehr mit den beiden Dienstleistern zusammenarbeiten könne. Eine solche Kooperation sei in Großprojekten mit der öffentlichen Hand in der Vergangenheit oft ein Problem gewesen (einen ausführlichen Bericht über die Hintergründe von Herkules lesen Sie in der Ausgabe CW 2/2007). (ba)