Henning Kagermann, SAP: "On-Demand schadet dem Lizenzgeschäft nicht"

09.02.2006

KAGERMANN: Wir werben alle um Partner, da herrscht Wettbewerb. Allerdings gibt es bei uns keine gezielten Abwerbeprogramme. Die Partner selbst sehen sich um und bleiben nicht nur auf eine Plattform beschränkt.

CW: Oracle sagt, die wichtigste Entscheidung, die CIOs derzeit zu treffen haben, ist die Wahl der Middleware.

KAGERMANN: Ich glaube, diese Sichtweise ist zu technisch. Die Kunden fragen, wer hat die besseren Applikationen und wer ist der bessere Partner für die Zukunft. Die Anwender fragen ja meist nicht zuerst nach Netweaver, sondern nach unserem gesamten Portfolio. Die Architektur spielt natürlich eine Rolle. Mich wundert es, dass manche Leute die Herstellerauswahl auf die technischen Fragen reduzieren wollen. Diese Diskussion haben die Kunden längst hinter sich.

CW: Durch die Service-orientierten Architekturen müssen sich CIOs aber durchaus fragen, welche Middleware sie verwenden wollen. Die wollen möglicherweise nicht überall den gleichen Infrastruktur-Stack haben.

KAGERMANN: Prinzipiell können Anwender auf andere Middleware setzen, um SAP mit dem Rest der Welt zu verbinden, doch dies ist sicher die kostspieligere Entscheidung. Der CIO wird sich anschauen, ob er nicht alles mit uns machen kann. Doch die Kunden sollen Netweaver nicht nur nehmen, weil es der einfachere Weg ist, sondern weil wir das bessere Angebot haben. Hier findet tatsächlich ein Wettbewerb statt. Der Kunde hat die Wahl – und das ist schließlich Wettbewerb.

Als Alternative zu Netweaver sehe ich die Oracle-Middleware nicht. Dies trifft eher auf IBM zu. Die argumentieren, dass sie im Infrastrukturgeschäft unabhängig von Applikationen agieren. An IBMs Stelle würde ich auch so sagen. Doch wir sind in erster Linie Partner und haben ein sehr gutes Verhältnis. Wir sitzen mit IBM gemeinsam beim Kunden, mit Oracle tun wir das natürlich nicht, weil wir nicht nur in Sachen Middleware, sondern auch bei Applikationen Konkurrenten sind.

CW: Mit Microsoft stehen Sie im Applikationsgeschäft ebenfalls in Wettbewerb.