Henning Kagermann, SAP: "On-Demand schadet dem Lizenzgeschäft nicht"

09.02.2006

KAGERMANN: Fangen wir mal bei den Verträgen an, das ist nämlich ganz interessant. Wir haben im letzten Jahr 1150 der R/3- in Mysap-Verträge umgewandelt, die meisten in Mysap-ERP-Kontrakte. Bei dieser Umstellungsrate werden wir im Jahr 2010 vielleicht noch 100 bis 300 R/3-Verträge haben. Ihr Punkt, dass Vertrag noch nicht Projekt bedeutet, trifft zu, aber die Umstellung ist der erste wichtige Schritt dahin. Wo die Migrationsprojekte stehen, muss man sehen. Wir haben im Jahr 2005 zudem 800 Neukunden für Mysap ERP gewonnen. Ich gehe davon aus, dass fast alle Kunden, die einen Mysap-Vertrag haben, auch schon einen Teil der neuen Technik nutzen. Die migrieren vielleicht nicht zuerst das ERP-System, sondern nutzen die Datenanalysefunktionen oder das Portal. Beides mussten R/3-Kunden bislang separat erwerben. Manche Anwender fangen erst sehr spät an, den Kern des ERP-Systems umzustellen.

CW: Ihren Aussagen zufolge beschäftigen sich die Anwender also schon recht intensiv mit Netweaver, aber welche Bedeutung hat Netweaver als Entwicklungsplattform?

KAGERMANN: Wir gewinnen vermehrt Softwarepartner, die ihre Produkte kompatibel zu Netweaver machen. Davon gibt es Tausende. Dazu kommen solche, deren Software auf unserer Plattform läuft. Hier sind es Hunderte. Unser "Developer Network" hat schon über 300 000 Mitglieder. Das ist nicht schlecht.

CW: Bauen Partner bereits völlig neue Produkte auf der Basis von Netweaver?

KAGERMANN: Es gibt schon solche Software, das sind die "Composite Applications". Jetzt kann man diskutieren, ob das neue Produkte sind oder komplementäre Angebote. Eine kleine Anzahl an Partnerprodukten wird die Plattform im Kern enthalten, quasi "Netweaver Inside".

CW: Es gibt andere Middleware-Player wie Oracle und IBM, die länger im Geschäft sind als SAP und dort etablierte Partnerkanäle haben. Sie sind der Newcomer.

KAGERMANN: Ja, wir sind Newcomer – begreifen das aber als Chance mit modernen Lösungen beim Kunden zu punkten. Unseren klassischen Beratungspartnern bieten sich dadurch neue Möglichkeiten. Sie können zum Beispiel Orchestratoren von Services werden oder Composite Applications bauen.

CW: Werben Sie Partner von Konkurrenten wie Oracle ab?