Server-Konsolidierung/Outsourcing-Partner unterstützt Konsolidierung der SAP-Systeme

Henkel-Konzern führt IT-Inseln zusammen

20.06.2003
Der Chemiekonzern Henkel begreift IT-Konsolidierung als einen andauernden Prozess. Gemeinsam mit dem Outsourcing-Partner T-Systems legt das Unternehmen derzeit die weltweit verteilten SAP-Systeme zusammen.Von Michael Prange*

Die Globalisierung der Absatzmärkte zwingt IT-Verantwortliche dazu, permanent Strukturen und Konzepte anzupassen und die IT-Systeme auf länder- und geschäftsbereichsübergreifende Waren- und Finanzströme auszurichten. Bedingt durch das allgemein schwierige Marktumfeld stehen auch die Kosten für den IT-Betrieb auf dem Prüfstand. Vor diesem Hintergrund stellt die Anpassung der IT-Strategie an die Unternehmensstrategie für die Henkel-Gruppe einen natürlichen Prozess dar, der regelmäßig erfolgt und konsequent umgesetzt wird.

Die Unternehmensleitung hatte früh erkannt, dass eine gemeinsame internationale SAP-Basis einen erheblichen Wettbewerbsvorteil bedeutet. Für den Konzern kommt es darauf an, dass die Gesamtheit aller Standorte mehr ist als die Summe seiner Teile. Synergieeffekte ergeben sich besonders dann, wenn Absatz und Ergebnis international planbar sind, weil es eine gemeinsame Warenwirtschaft mit einheitlicher Logistik, übergreifendem Personalwesen und zentral steuerbarem Vertrieb auf gemeinsamer ERP-Basis gibt.

Analog zur autonomen Marktbearbeitung der Unternehmen der Henkel-Gruppe sind die IT-Systeme natürlich auch auf die Bedürfnisse der Einzelunternehmen und Märkte ausgerichtet. So verfügen die Unternehmen in den großen europäischen Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien in der Regel über eigene ERP-Systeme. Hierbei handelt es sich meistens um SAP-Software, aber auch um andere Legacy-Systeme, die auf Hardware verschiedener Hersteller unter diversen Unix-Varianten laufen.

Es wäre außerordentlich schwierig gewesen, die "Insellösungen" vor dem Hintergrund der strategischen Anforderungen weiterzubetreiben und zugleich zwecks Datenaustausch mit der Henkel-Zentrale zu verknüpfen. Der Henkel-Konzern bevorzugt es daher, die Vielfalt unverbundener Anwendungen zu vier globalen SAP-R/3-Systemen zusammenzufassen, die exakt den Geschäftsbereichen entsprechen: die Bereiche Oberflächentechnologie zusammen mit Klebstoffe, Waschmittel, Kosmetik und ein gemeinsames Finanzsystem.

Projektstart

Als die Firmenleitung im Jahr 2002 ihr GSP-Projekt (Global System Programm) startete, um bis zum Jahr 2006 alle internationalen ERP-Systeme zusammenzufügen, unterhielt Henkel die meisten deutschen R/3-Systeme noch auf dem eigenen Firmengelände und ließ sie durch den IT-Dienstleister T-Systems betreiben. Dazu gehörten auch Unix-Rechner, Datenbanken und die technische Infrastruktur. Der Outsourcer war damals wie heute für den kompletten IT-Betrieb vom Notes-Server bis hin zu den SAP-Plattformen zuständig und leistete auch den SAP-Basissupport.

Bislang waren die deutschen Systeme zwar durchaus gut und stabil gelaufen. Doch ob es ratsam sei, auch eine globale Lösung vor Ort zu betreiben, war fraglich. Denn die neu zu schaffenden vier weltweiten SAP-Systeme sollten noch wesentlich sicherer und höher verfügbar sein als die bestehenden. Deshalb beauftragten die IT-Verantwortlichen des Chemiekonzerns den Outsourcer, kritisch zu prüfen, ob die bestehenden Düsseldorfer DV-Räume überhaupt weitergenutzt werden sollten. Rasch war klar, dass es unverhältnismäßig teuer und zeitraubend wäre, die bestehende Infrastruktur völlig umzubauen. Wirtschaftlicher und schneller war es dagegen, die gesamte SAP-Infrastruktur an einem einzigen "Wartungswochenende" von der Düsseldorfer Zentrale ins nahe gelegene Rechenzentrum von T-Systems in Krefeld zu verlagern.

Prozesse sind Kernkompetenz

Henkel betrachtet es auch weiterhin als Teil seiner Kernkompetenz, alle Prozesse selbst neu zu definieren und mit einem eigenen Projektteam umzusetzen. Die eigentliche Anwendungskonsolidierung gehört daher nicht zu den neuen Aufgaben von T-Systems. Der Dienstleister ist gefragt, wenn die europäischen Systeme vorher geografisch oder auf eine neue Plattform migriert werden. Dann stellt er im Vorfeld Testsysteme oder entsprechende Erweiterungen zur Verfügung, die von den Henkel-Projektteams genutzt werden, um die integrierten Prozesse zu überprüfen. Anschließend schätzen die beiden Partner die benötigten Ressourcen ab, erweitern die Kapazitäten der Produktivsysteme und übernehmen diese Systeme. Danach werden die Rechnerumgebungen der Altsysteme stillgelegt und bei Bedarf im Umfeld des Dienstleisters weiterverwendet.

Im Zuge der Konsolidierung gilt es, eine Reihe von Hürden zu überwinden. So kann bereits der Transfer eines bestehenden SAP-Systems nach Krefeld und der nahtlose weitere Betrieb auf dem HP-Superdome-Unix-Server eine Kunst für sich sein. Beispielsweise existierte in Belgien ein R/3-System, das auf einer älteren IBM-Maschine unter AIX in einem Brüsseler Rechenzentrum lief. Um es auf dem HP-UX-Rechner weiterbetreiben zu können, war eine heterogene Systemkopie nötig: Davon spricht man, wenn die ERP-Anwendung auf ein anderes Betriebssystem migriert wird. Das T-Systems-Team musste hierzu vor Ort in Brüssel die Oracle-Daten unter AIX entladen, auf Band kopieren und vor Ort in Krefeld unter HP-UX wieder laden.

Bei so komplexen Projekten wie der europaweiten SAP-Konsolidierung ist es entscheidend, dass der IT-Dienstleister schnell Experten für unterschiedlichste Plattformen zur Hand hat. Es sind häufig vermeintliche Kleinigkeiten, die sofort gelöst werden müssen, damit das Gesamtprojekt nach Plan verläuft.

Im Konsolidierungsprojekt Henkel fiel die Wahl auf Superdome-Rechner unter HP-UX vor allem deshalb, weil diese dank der Cell-Board-Architektur besonders fein skaliert werden können. Je nach Bedarf an Rechenleistung aktiviert T-Systems zusätzliche Prozessoren.

Zusätzlich zum Projekt der SAP-Server-Konsolidierung fasste T-Systems weitere Server für andere Anwendungen zusammen. Neben den SAP-Daten gelten bei Henkel auch die Lotus-Notes-Daten der deutschen Zentrale als geschäftskritisch. Etwa 8500 deutschen Mitarbeitern dient Notes als Grundlage ihrer elektronischen Kommunikation. Zudem ist die deutsche Notes-Lösung über besondere Schnittstellen mit dem SAP-System verknüpft.

Für die Zukunft erprobt T-Systems für Henkel derzeit außerdem, wie sich 140 Windows-NT-Server in der Düsseldorfer Zentrale so zusammenfassen lassen, dass der Betriebsaufwand erheblich sinkt. Gute Erfahrungen machten der Outsourcer und sein Auftraggeber mit einer VMware-Lösung. Bereits jetzt übernimmt ein einziger X-Series-Rechner von IBM unter Linux mit VMware-Servern die Arbeit von sechs NT-Servern. Ein weiterer Ausbau um bis zu 21 Server ist geplant. Diese Lösung ist nicht nur zukunftssicher, sondern bietet auch eine interessante Option, alle Server so zusammenzufassen, dass Infrastrukturkosten sowie Verkabelungs- und Wartungsaufwand erheblich sinken. (wh)

*Michael Prange ist Head of Computing and Network Services bei der Henkel KGaA in Düsseldorf.

Angeklickt

In einem mehrjährigen Projekt konsolidiert die Henkel-Gruppe ihre weltweit verteilten SAP-Systeme in vier zentrale Instanzen in Deutschland. Der Chemiekonzern greift dabei auf die Hilfe des Outsourcing-Partners T-Systems zurück, der auch die IT-Infrastruktur in seinem Krefelder Rechenzentrum vorhält. Neben der SAP-Konsolidierung fasst Henkel weitere Server-Anwendungen zusammen, darunter die als geschäftskritisch eingestufte Notes-Lösung.

Der Henkel-Konzern

Die international tätige Henkel-Gruppe beschäftigt weltweit zirka 45 000 Mitarbeiter und erwirtschaftet etwa zehn Milliarden Euro Umsatz. Zum Portfolio des Konzerns gehören Wasch- und Reinigungsmittel sowie Kosmetik und Körperpflegeprodukte. In den Unternehmensbereichen Klebstoffe und Oberflächentechnik ist der Konzern mit Zentrale in Düsseldorf Marktführer.

Außerordentlich wichtig für den Unternehmenserfolg ist das Auslandsgeschäft; 70 Prozent des Umsatzes werden damit erzielt. Das Chemieunternehmen ist daher in fast allen europäischen Staaten entweder mit Niederlassungen oder durch verbundene Unternehmen mit eigener Rechtsform vertreten.