Nortel bringt neuen Ansatz ins Spiel

Helfen dicke Leitungen oder schlaue Router gegen die Datenschwemme?

01.12.2000
FRAMINGHAM (IDG) - Die Kommunikationsindustrie steht vor einem Dilemma: Zwar rührt sie kräftig die Werbetrommel für Voice-over-IP-Lösungen, doch nach wie vor steht ein Konzept aus, wie man dem Problem begegnen will, die zeitkritische Sprach- und die hochvolumige Datenübertragung über ein einziges Netz zu realisieren.

Zwei grundsätzlich unterschiedliche Vorgehensweisen, das Konvergenzproblem in den Weitverkehrs-Backbones zu lösen, stehen derzeit zur Diskussion. Je nach Hintergrund gibt es Verfechter, die mehr Leistung oder mehr Intelligenz für die Vermittlungskomponenten fordern. Kaum jemanden dürfte es verwundern, das Cisco auf Letzteres setzt. Der Krösus der Kommunikationsbranche hat seine Stärken im Randbereich des Internet. Auf die dort installierten Router will er Rechenleistung konzentrieren. Hilfsmittel sind Priorisierungsmechanismen und Algorithmen für die optimale Wegewahl.

Auf überraschende Art und Weise hat sich Nortel mit einem neuen Ansatz ins Gespräch gebracht. Der kanadische TK-Ausrüster, der als Marktführer bei der glasfaserbasierten Breitbandübertragung eigentlich in Verdacht stehen sollte, das Konvergenzproblem mit leistungsstarken Backbones beheben zu wollen, möchte einen Teil der Routing-Intelligenz in die Endgeräte verlagern. "Open IP" nennt Nortel seinen Vorschlag, für dessen Umsetzung Gerätehersteller gefordert sind. Sie sollen mit Hilfe einer von Nortel zur Verfügung gestellten Entwicklungssoftware jegliche Geräte mit IP-Adresse zu Mini-Routern ausbauen, die die Vermittung von IP-Paketen selbsttätig vornehmen. Kritiker halten diesem Ansatz allerdings vor, die Übersichtlichkeit der Weitverkehrsnetzes zu unterlaufen, weil sich Routing-Tabellen von jedermann abändern ließen. Zudem wäre zu klären, wer das Troubleshooting übernimmt, wenn eine Komponente ausfällt.