Helaba komprimiert Auslandsschecks

23.09.2005
Mit einer Kompressionslösung reduziert die Landesbank Hessen-Thüringen ihren Speicherbedarf.

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ist die Girozentrale für die Sparkassen in Hessen und Thüringen, Landes- und Kommunalbank für beide Bundesländer und deren Kommunen sowie Geschäftsbank mit Ausrichtung auf das Großkundengeschäft. Entsprechend groß ist das zu archivierende Volumen an Auslandsschecks. "Uns erreichen monatlich bis zu 1000 Stapel Auslandsschecks aus unterschiedlichen Regionen, was in der Summe etwa 10 000 Seiten entspricht", schildert Maurice Vogelsänger, Entwickler bei der Helaba. Diese werden im Duplex-Verfahren beidseitig eingescannt und anschließend in der EMC-Speicherlösung "Centera" archiviert. Zugriff und Steuerung erfolgen über eine Middleware von der in Hamburg ansässigen Uknow GmbH aus Hamburg.

Zusammengesetzte Dokumente

Das JPEG2000-Format ist in sechs Teile untergliedert. Teil eins als Basis beinhaltet die Syntax des JPEG2000-Datenstroms und alle Schritte zum Kodieren und Dekodieren von JPEG2000-Bildern. Für die Verarbeitung von "Compound Documents", also farbigen Dokumenten, die sowohl Text und technische Zeichnungen als auch Bilder enthalten, wurde JPEG2000/Part 6 entwickelt: Es definiert das JPM-Dateiformat für die Dokumenten-Bildverarbeitung und nutzt dafür das Mixed-Raster-Content (MRC)-Modell. Letzteres trägt der Situation Rechnung, dass es kein einheitliches optimales Kompressionsverfahren für alle Komponenten eines Dokuments gibt: Reduziert man die Dokumentengröße über ein Bildkompressionsverfahren, wird der Text schnell schlecht lesbar. Wird das "Fax-Group-4"-Format genutzt, verschwindet die Farbe. Die Lösung besteht darin, Text- und Bildanteile in einzelne Ebenen zu segmentieren und separat mit den jeweils geeigneten Algorithmen zu komprimieren. Text und technische Zeichnungen werden im "Fax-Group 4"- oder "JBIG2"-Format, Vorder- und Hintergrunds im JPEG2000-Standard gespeichert. So lässt sich auch bei sehr kleinen Dateien eine hohe Schrift- und Bildqualität erreichen.

Bis Herbst vergangenen Jahres wurden die Schecks nach dem Scannen als grau skalierte TIFF-Dateien abgelegt. "Pro Scheckstapel waren zur Ablage im TIF-Format locker 15 MB erforderlich", erinnert sich Vogelsänger. Aufgrund des ständig steigenden Speicherbedarfs, aber auch der mit der Dateigröße einhergehenden langen Speicher- und Downloadzeiten bestand für die Landesbank dringender Handlungsbedarf.

Auf der Suche nach einer geeigneten Lösung stieß die Helaba auf das "JPEG2000"-Format - den offiziellen Nachfolger des JPEG-Standards. Dieses von der ISO-Gruppe standardisierte Format ist bereits fester Bestandteil zahlreicher Anwendungen - etwa "Quicktime" von Apple, Adobe Photoshop oder Corel DRAW 11. Im JPEG2000-Format abgespeicherte Dokumente sind im Vergleich zu "TIFF LZW" um den Faktor zwei bis drei kleiner - und dennoch von hoher Qualität.

Verkürzter Transfer und Download

Nachdem die Helaba beschlossen hatte, die Auslandsschecks künftig im JPEG2000-Format zu speichern, trat sie mit der Luratech GmbH in Kontakt. Im Oktober 2004 installierte die Landesbank den "Lura Document PDF Compressor" des Berliner Unternehmens, mit dem sich gescannte Dokumente nach dem neuen ISO-Standard JPEG2000/Part6 komprimieren und zusätzlich im - wesentlich kleineren - PDF-Format speichern lassen. Die daraus resultierenden Dateien können ohne Plug-ins oder Zusatzsoftware mit dem herkömmlichen Acrobat Reader ab Version 6.0 (im Kompatibilitätsmodus ab Version 5.0) geöffnet werden. Für einen Scheckstapel benötigt die Helaba heute unter einem halben Megabyte an Speicher. Entsprechend haben sich Datentransfer und damit auch die Download-Zeiten verkürzt.

Gleichbleibender Arbeitsprozess

Für die Helaba-Sachbearbeiter hat sich an der bisherigen Arbeitsweise im Prinzip nichts verändert: Der Compressor greift automatisch auf die mehrseitigen TIFF-Dateien zu, wandelt sie dann in das PDF-Format um und legt sie in die für die Mitarbeiter bekannte Verzeichnisstrukur ab. Von dort aus nimmt sie der Sachbearbeiter entgegen, indiziert sie - wie gewohnt - manuell nach "Datum" und "Rimessennummer" und archiviert sie anschließend in EMCs Centera. Der neue Zwischenschritt erfolgt für den Benutzer unbemerkt.

Sollte bei der Konvertierung - zum Beispiel bei einem Rechnerausfall - ein Fehler auftreten, werden die nicht konvertierten Dateien in einem separaten Verzeichnis abgelegt. Bislang sei dies allerdings noch nicht vorgekommen, freut sich Vogelsänger. (kf)