Kommerzielle Produkte am Horizont

Hektik bei Ada-Entwicklungsteams

24.09.1982

Wenn man den hektischen Betrieb bei einigen amerikanischen Firmen, die sich auf die Ada-Programmierung verlegt haben und die Berichte von Ada-Beobachtern als Fingerzeig werten kann, liegt die Vermutung nahe, daß kommerzielle Ada-Produkte früher auf dem Markt sein werden, als man es bisher für möglich behalten hat.

Da Ada im Auftrag des amerikanischen Verteidigungsministeriums entwickelt worden ist, müssen die fertigen Ada-Compiler dort zum Validierungstest eingereicht werden, wenn sie den Namen Ada tragen sollen. Durch eine erneute Überarbeitung der Sprache hat sich die Durchführung der Validierung aber etwas verzögert.

Die Überarbeitung erfolgte, nachdem das American National Standards Institute (ANSI) potentielle Ada-Anwender sondiert hatte. Eine zweite Sondierung wird zur Zeit durchgeführt und soll zum 24. September abgeschlossen werden. Anschließend sollen noch weitere Änderungen in die Sprache eingearbeitet werden.

Dr. Samuel J. Lomonaco vom Institute for Defense Analysis in Alexandria, Virginia, und andere Ada-Beobachter nehmen an, daß die Sprache bis Dezember als Norm vorliegen wird. Nach John Goodenough, dem Forschungs- und Entwicklungsleiter der Softech, Inc., in Waltham, Massachusetts, werden die vollen Validierungstests drei Monate danach durchgeführt werden können.

Softech arbeitet im Auftrag des Verteidigungsministeriums an der Entwicklung von Validierungstests für Ada-Compiler. Goodenough betonte, daß die Tests auf der Basis der überarbeiteten Norm bereits heute durchgeführt werden könnten, falls es verlangt würde. Er fügte aber hinzu, daß Softech erst drei Monate nach der Herausgabe der Norm über den vollständigen Testsatz verfügen würde. Eine volle Validierung wird dann etwa zwei Monate dauern.

Im Auftrag der U. S. Army arbeitet Softech auch am "Ada Language System" (ALS) zur Verwendung mit dem Supermini VAX-11 der Digital Equipment Corp. Es handelt sich um ein Programmentwicklungssystem, das im Dezember an die Army geliefert werden soll. Die Freigabe an die Army-Vertragspartner dürfte etwa Mitte 1983 erfolgen. Im Prinzip stellt es eine Implementierung der alten Ada-Version mit einigen Elementen der neuen Version dar.

Die Western Digital Corp. in Irvine, Kalifornien, plant die Schaffung eines Ada-Compilers für ihr 16-Bit-Tischrechner-Programmentwicklungssystem aufgrund der neuesten Ada-Version. Die Tatsache, daß Western Digital diesen Ada-Compiler mit Hardware und Software zu einem Preis von etwa 30000 Dollar auf den Markt bringen will, kann als Antwort auf die Kritiker angesehen werden, die Ada für zu aufwendig und zu kompliziert ansehen.

In San Diego, Kalifornien, ist der Ada-Compiler der Telesoft, Inc., für die IBM und deren steckerkompatible Mitbewerbersysteme im Beta-Test. Der fertige Compiler soll im Dezember zum Validierungstest dem Pentagon übergeben werden. Das Freigabedatum des Compilers wird von der Lieferbarkeit der endgültigen Ada-Version durch das Ministerium abhängen.

Als äußerst positives Zeichen wird von Ada-Beobachtern das Interesse gewertet, das die IBM an der Sprache zeigt, sagte Ralph E. Crafts, Vizepräsident der Intellimac, Inc. nach einem Besuch bei Jean E. Sammet, dem Leiter der Software Technology Division der IBM.

Crafts ist der Ansicht, daß die IBM ein starkes Engagement in Ada auf dem Gebiet kommerzieller Anwendungen eingeht. Ihr Gespräch beschränkte sich daher auf den Einsatz von Ada in der kommerziellen Anwendungsentwicklung. "Wenn die IBM ein solches Interesse hat, daß sich ein hochstehender Manager über zwei Stunden für ein Gespräch über Ada im kommerziellen Bereich Zeit nimmt, dann habe ich ein gutes Gewissen hinsichtlich der von uns getroffenen Entscheidung", meinte Crafts.

Die Intermetics, Inc., in Cambridge, Massachussetts, arbeitet an Entwurf und Implementierung eines Ada-Programming Support Enviroment für die U. S. Air Force. Es handelt sich um ein mindestens zwei Jahre dauerndes Projekt, das Compiler und eine Reihe von Programmierhilfen umfaßt, die mit und für IBM Systeme /370 entwickelt werden.

*Der Autor gehört zum Stab der COMPUTERWORLD.

Aus COMPUTERWORLD vom 30. August übersetzt von Hans J. Hoelzgen, Böblingen.